gamescom 2019 - Kurz-Eindrücke zu ausgewählten Spielen #1

Die zahlreichen Präsentationen und Anspiel-Möglichkeiten auf der gamescom in Köln boten auch in diesem Jahr nicht immer genügend Material oder Neuigkeiten, um anschließend einen ausführlichen Vorschauartikel zum Spiel zu verfassen, der nicht künstlich gestreckt wirkt. Dennoch möchten wir natürlich so viele Eindrücke zu spannenden Titeln mit euch teilen wie möglich. Daher gibt es auch zur gamescom 2019 wieder unsere Kurzeindrücke zu ausgewählten Spielen, die euch in mehr oder minder kompakter Form unsere erste Einschätzung vermitteln.

In der ersten Ausgabe der diesjährigen Sammelartikel geht es unter anderem auch direkt um Spiele, die bereits in dieser Woche auf den Markt kommen - und kurz vor der gamescom ihren Termin angekündigt oder bestätigt bekommen haben. Dennoch sollen diese Spiele natürlich nicht unter den Tisch fallen und zum einen oder anderen wird eventuell zu einem späteren Zeitpunkt auch eine vollständige Review folgen.


Creature in the Well



Tim: Pinball trifft auf Zelda-Dungeons - das klingt kurios, aber wenn selbst die Kombination aus Pinball und Metroidvania in Yoku's Island Express aufgeht, warum dann nicht auch das, was das Zwei-Mann-Team von Flight School mit Creature in the Well vorhat? Auf der Messe konnte ich einen ersten Dungeon spielen und mich mit den Mechaniken vertraut machen.

Tatsächlich trifft es der Ausdruck Pinball nicht so ganz, denn anders als beispielsweise bei Yoku aktiviert man hier keine Trigger, sondern kann die Kugel(n) ausschließlich mit dem Schwert zurückschlagen. Jeder Raum funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Durch Aufladung der Kugeln mit Energie aus meinem Schwert können diese bestimmte Objekte mit Strom versorgen oder Hindernisse zerstören, bis sich schließlich ein Weg in den nächsten Raum öffnet. Die Herausforderung besteht also vor allem im präzisen Zielen, was einfacher ist als es klingt, denn natürlich warten in den Dungeons auch zahlreiche Fallen - in der Demo waren das vor allem Schießanlagen, deren Projektilen ich zusätzlich ausweichen musste. Das Prinzip ist reichlich einfach und langfristig dürfte es bei der geplanten Spielzeit von acht bis zehn Stunden vor allem darauf ankommen, wie abwechslungsreich und anspruchsvoll die Räume werden. Ich hatte durchaus Spaß mit der Demo, bin mir aber noch nicht sicher, ob die Spieltiefe für diesen Umfang ausreicht. Versprochen werden neben mehreren Dungeons auch weitere Skills.

Zumindest Optik und Setting haben mich gleich überzeugt: Die finstere Kreatur, die immer wieder versucht, die Spielfigur in die Tiefe zu reißen, finde ich sehr interessant und visuell macht das Spiel mit seiner Shader-Technik auch einen tollen ersten Eindruck. Bonuspunkte gibt es außerdem für den sympathischen Frosch-Hausmeister im Hub, auf dessen Wischmopp man sich "anschieben" lassen konnte. Creature in the Well startet am 6. September für PC und aktuelle Konsolen - ich bleibe gespannt.


Creature in the WellCreature in the Well
Grafikstil und Präsentation haben beim Anspielen schon zugesagt - spielerisch muss sich Creature in the Well noch beweisen.




Children of Morta



Darius: Die Wartezeit auf das farbenfrohe Pixelart-Action-RPG Children of Morta dauert nun schon mehrere Jahre und ausrechnet in diesem Jahr sollte sich – kurz vor seinem PC-Release in dieser Woche – auf der gamescom meine erste Anspielmöglichkeit mit tieferen Einblicken ergeben. Community Manager Rufus Kubica von den polnischen 11 Bit Studios führte mich bei meinem Pressetermin zunächst einleitend durch das Spiel von Dead Mage, das einen bereits auf seinem Startbildschirm bzw. im Haus der Familie mit unzähligen Details und liebevollen Animationen empfängt.

Wunderbar schaut das aus! Das waren meine ersten Gedanken, die ich auch zum Ausdruck brachte, denn wer halbwegs etwas mit Pixelart anfangen kann, dem fällt die Qualität deutlich ins Auge. Auch spielerisch präsentiert sich Children of Morta nicht wie ein weiterer Hack'n'Slash-Ableger mit Roguelite-Elementen von der Stange. Es wurde viel Wert auf die Story gelegt, die euch rund 15 Stunden unterhalten soll und gemeinsam mit der Familie Bergson eine Geschichte über "Themen aus unserem alltäglichen Leben" erzählt, während ihr die Tiefen und Geheimnisse des Berges ergründet. So ist auch jeder der spielbaren Charaktere ein Familienmitglied mit unterschiedlichen Fertigkeiten, einem eigenen Spielstil und Persönlichkeit.

In der Demo auf der gamescom ziehen wir mit dem jüngsten Sohn los, der sich als Schurke sehr flink durch die Monster schnetzelt. Die Dungeons werden dabei prozedural generiert, sodass sich Positionen für Truhen und andere Dinge, genau wie der Aufbau der Levels, immer verändern. Als ich den Controller übernehme (man kann auch zu zweit im Koop spielen), macht sich das jahrelange Spielen von Diablo & Co. bezahlt. Die Steuerung geht wunderbar von der Hand, die Skelette und sonstige Monster fallen um wie die Fliegen und ich fetze wie im Rausch durch die düsteren Räume. Beim ersten Boss muss ich mich zwar etwas mehr konzentrieren und auch eines meiner ersten Spezial-Items kommt zum Einsatz, doch der kleine Bergson kommt ohne Schaden davon. Da Children of Morta bereits diese Woche für den PC erschienen ist und Mitte Oktober für die Konsolen folgen wird, möchte ich mir einen ausführlichen Einblick für eine Review aufsparen. Mein Fazit der Anspiel-Session fällt jedoch bereits sehr positiv aus.


Children of MortaChildren of Morta
Große Pixelart-Kunst mit eigenem Stil und farbenfroher Detailfülle zeichnet Children of Morta aus.




Blasphemous



Darius: Auch das jüngste Spiel von The Game Kitchen setzt auf einen aufwendigen Pixelart-Look und ließ fast ähnlich lange auf sich warten wie Children of Morta – beide wurden einst über Kickstarter mitfinanziert und blicken in diesem Monat ihrem Release entgegen. Blasphemous stimmt jedoch deutlich düstere Töne an und wird auch thematisch okkulter und komplexer erzählt - Relikte, Rosenkranzperlen, Gebete und Schwertherzen inklusive. Aber auch spielerisch schlägt der Titel, in dem ihr als Reumütiger gegen einen Fluch ankämpft, in eine von Grund auf herausforderndere Kerbe und platziert sich als 2D-Platformer in der oft zitierten Souls-like-Kategorie. Auf der gamescom konnte ich gemeinsam mit Tim ein fortgeschrittenes Level spielen und dabei nicht nur auf dem PC, sondern auch auf der Nintendo Switch in die Spielwelt hineinschnuppern.

Schnell wurde dabei klar, dass Blasphemous Fehler nur bedingt verzeiht und neben einer taktischen Herangehensweise an die Gegner auch Timing und der gleichermaßen geschickte Einsatz von Fähigkeiten eine gewichtige Rolle spielen. Doch der Reiz der Herausforderung spornt viele ja gerade erst an und so sind auch wir Stück für Stück weiter im Level vorangeschritten, das mit finsteren Widersachern, Fallen und selbstverständlich auch mit einigen Bosskämpfen gespickt ist und nicht selten pixelgenaue Reaktionen von uns fordert. Blasphemous machte beim Anspieltermin auf jeden Fall Bock auf mehr, auch wenn ich für mich persönlich bereits Bedenken beim Blick auf die Schwierigkeit habe – da es nur eine einheitliche Einstellung bietet und mir bei derartigen Spielen die Routine fehlt. Dennoch kommt das Spiel gerade für Pixelart-Fans toll rüber und ist mit seinem Setting auch spannend genug, um einen tieferen Einblick zu wagen. Da der Release beretits am 10. September für PC und aktuelle Konsolen ansteht, werden wir euch sicherlich in absehbarer Zeit mit ausführlicheren Eindrücken beglücken, wenn ihr nicht bereits durch die kürzlich veröffentlichte Steam-Demo oder generell Lust auf das Spiel verspürt.


BlasphemousBlasphemous
Blasphemous ist düster und mysteriös, gleichermaßen herausfordernd und schön anzuschauen.



Need for Speed: Heat



Darius: Zwei Jahre nach dem letzten NFS-Ableger präsentieren Electronic Arts und die schwedischen Ghost Games mit Need for Speed: Heat das neueste Modell des Arcade-Racers. Mit der offiziellen Ankündigung ließ man sich lange Zeit und hat sogar die E3 in Los Angeles dafür ausgespart. Kurz vor der gamescom wurde die Katze aus dem Sack gelassen und nur wenige Tage später folgte auch schon erstes Gameplay. Erneut muss eine fiktive Stadt als Open-World-Spielplatz für rasante Rennen und Verfolgungsjagden herhalten. In Palm City heizen wir dabei sowohl bei Tag als auch bei Nacht über den Asphalt - und genau das habe ich mir in einer kurzen Anspiel-Session in Köln angeschaut.

Die rund 15-minütige Gameplay-Demo in der Entertainment-Halle wurde in der Spielzeit noch weiter gekürzt, weil zunächst der Trailer über den Bildschirm lief und man anschließend im Tuning-Bereich festgehalten wurde - der diesmal erneut hoch im Kurs steht. Das Rundenrennen bei Tag fühlte sich direkt an wie alle bisherigen Teile von NFS: ordentlich Stoff geben, Nitro bereithalten, Widersacher anrempeln, alles umfahren, was beim Driften nicht aus dem Weg springt, und in der vollgestopften Minimap den Streckenverlauf im Auge behalten. Nach rund drei Minuten waren die zwei Runden vorbei und ich blickte zunächst skeptisch drein. Zu bunt, zu chaotisch und die Performance ging stellenweise auch spürbar in den Keller – gespielt wurde übrigens auf einer PlayStation 4 Pro in 4K60 auf einem schicken Asus-ROG-Monitor.

Als nächstes wurde die Nacht eingeläutet, wo auch Cops mit ins Spiel kommen. Das Sprintrennen quer durch die Stadt mit ihren Neonlichtern erinnerte mich an Need for Speed aus dem Jahr 2015, nur dass dieses Mal auf den Straßen deutlich mehr Betrieb war und die Hüter des Gesetzes auch mit ordentlichen Fahrzeugen ausgestattet wurden. Je weiter das Fahndungslevel (Heat) ansteigt, umso schärfer werden natürlich die Geschütze, welche die Cops gegen euch ins Rennen werfen. Irgendwann war der Spuk aber vorbei, denn vor lauter Effektgewitter hatte ich einen Checkpoint verpasst und bin dann nur noch "gemütlich" durch die Stadt gekurvt, während der Countdown runterlief. Mein Ersteindruck fällt nicht sonderlich positiv aus, allerdings kann so eine kurze Anspielsession auch wenig vom großen Ganzen vermitteln. Daher würde ich die Hoffnung bis zum Release am 8. November weiter aufrecht erhalten. Wer noch mehr Gameplay abseits der Straßen bestaunen möchte, dem empfehle ich dieses ausführliche YouTube-Video.


Need for Speed: HeatNeed for Speed: Heat
24/7 am Rasen: tagsüber als Streetracer im Showdown-Event - nachts als Underdog im Kampf gegen die Cops.





Borderlands 3



Tim: Eigentlich wollte Gearbox ja kein neues Borderlands machen, ohne die Serie irgendwie neu zu erfinden oder weiterzuentwickeln – stattdessen wird Borderlands 3 nun aber wohl doch "nur" eine ganz gewöhnliche Fortsetzung. Das heißt, es wird schöner, größer, moderner und umfangreicher, bleibt sich sonst aber in so gut wie allen Belangen treu. Und für mich ist das auch völlig okay, denn immerhin hatten wir schon einige Jahre kein gutes "echtes" Borderlands mehr - The Pre-Sequel hat mir im Vergleich zu den ersten beiden Teilen leider nicht so recht zugesagt.

Auf der gamescom beschränkte sich das Gezeigte allerdings auf die absoluten Basics: Zuerst wurde uns in einer PowerPoint-Präsentation noch einmal das erzählt, was wir sowieso schon wussten, danach durften wir – das sind Kollege Philipp und ich – zumindest für knapp 30 Minuten selbst Hand anlegen. Spielbar war eine Art Arena-Modus, in dem Wellen an Gegnern auf uns zuströmten und man wirklich nichts anderes zu tun hatte als zu feuern, auszuweichen, nachzuladen – und das Ganze dann zu wiederholen. Deshalb bleiben meine Erkenntnisse nach diesem Termin auch überschaubar, denn Borderlands ist für mich immer schon mehr gewesen als der gewöhnliche Shooter-Kern, der unter seiner coolen Fassade steckt. Und der Shooter selbst bleibt scheinbar auch gewöhnlich, denn noch immer sind die Schießereien relativ hakelig, wenig dynamisch und trotz neuer Schlitter-Mechanik nicht ansatzweise so schnell und packend wie in einem Destiny oder Titanfall 2.

Es ist nicht so, dass das keinen Spaß macht. Das tut es auf jeden Fall! Aber radikale Verbesserungen habe ich beim ersten Anspielen nicht ausmachen können und von dem, was Borderlands für mich auszeichnet, wurde in der Demo nichts gezeigt. Wie gut Story, Figuren, Humor und natürlich die Waffenvielfalt wirklich sind, wird man ja aber schon bald erfahren können – noch diesen Monat erscheint das Spiel über den Epic Games Store für PC sowie für die PlayStation 4 und Xbox One.



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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Kithaitaa, HerrBeutel ... und 3 Gästen.
  • Philipp
    #1 | 5. September 2019 um 15:47 Uhr
    Borderlands 3 war tatsächlich "more of the same", das hat Tim ganz gut zusammen gefasst; was aber auch nicht sonderlich negativ zu verstehen ist. NfS: Heat habe ich nicht geschafft zum Anzocken, aber ... ja. Schauen wir mal. Die kleineren Titel finde ich allerdings allesamt auf ihre ein oder andere Weise interessant. Ich denke, vor allem Blasphemous bleibt mir erst einmal im Hinterkopf hängen  Schöne Zusammenfassung!
  • Darius
    #2 | 6. September 2019 um 13:42 Uhr

    HerrBeutel: Die kleineren Titel finde ich allerdings allesamt auf ihre ein oder andere Weise interessant. Ich denke, vor allem Blasphemous bleibt mir erst einmal im Hinterkopf hängen Schöne Zusammenfassung!


    Danke. Children of Morta [opencritic.com] und Creature in the Well [opencritic.com] kommen wohl gut an und sind auch bei den Reviews schon stark. Mal schauen welche Richtung Blasphemous kommende Woche einschlagen wird.
  • Jari
    #3 | 9. September 2019 um 05:28 Uhr
    Borderlands (1) und Destiny (1) sind die einzigen Loot-Shooter, die ich in meinem Leben jemals durchgespielt habe, wobei mir unter den Strich Borderlands viel mehr gefallen hat. Die Demo auf der gamescom habe ich auch gespielt, nachdem ich mich am Messemittwoch am Ende des Tages noch in eine Schlange gestellt hatte, die zu diesem Zeitpunkt auch noch mehr als 30 Minuten Wartezeit einnahm. Aber egal: auf das Spiel freue ich mich sehr. Es mag sein, dass sich das Spiel jetzt nicht drastisch verändert hat, aber ich liebe BL für seine abgedrehten Ideen. Und dieses Kriterium hatte das Spiel gleich mit dem ersten Boss, der quasi mit fetten Bass-Beats um sich schoss, erfüllt.