Path of Exile - Preview

Kennt ihr Path of Exile schon?! Nein? Ja, aber noch nicht so richtig? Na dann hört mal zu. Im September 2010 kündigte das Indiestudio Grinding Gear Games aus Neuseeland ein neues Action RPG an, in das man bis zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre Arbeit investiert hatte. Das Team rund um Chris Wilson, dem Gründer des Studios, das eigenen Angaben zufolge aus Hardcore RPG Fans besteht, wollte ein Spiel schaffen, das man selbst gerne spielt. Inspiriert durch Diablo, Titan Quest, Dungeon Siege, unzähligem Communityfeedback und eigenen Ideen sollte sich Path of Exile vor allem auf Tiefe, Zugänglichkeit und Wiederspielwert konzentrieren. Was sich seit der Ankündigung bis zur kürzlichen gestarteten Open Beta alles getan hat, was ihr sonst noch alles über das Spiel wissen und warum ihr es auf jeden Fall ausprobieren solltet, verrate ich euch in meinem Beitrag.

Zunächst einmal sei gesagt, dass das Spiel kostenlos spielbar ist und auch sein wird. Nicht nur in der aktuell laufenden Open Beta Phase, sondern auch zum Release - für den es aktuell noch kein genaues Datum gibt. Die Closed Beta ging übrigens bereits ein Jahr nach der offiziellen Ankündigung des Spiels los, seither wird auch die Community fleißig in die Entwicklung einbezogen. Nun aber mal zu den Basics.


Sechs Klassen, Dynamisches Skillsystem und Story



Habt ihr euch auf den Server eingeloggt startet die Charaktererstellung im Rumpf eines Gefangenenschiffes. Euch stehen sechs verschiedene Klassen zur Verfügung, ein Geschlecht könnt ihr jedoch nicht wählen - dies ist je nach Klasse bereits vorgegeben. Aber als Verbannter hat man eh nicht viel zu sagen. Somit wählt ihr zwischen: Marauder, Ranger, Witch, Duelist, Templar und Shadow. Da man in Path of Exile (PoE) jedoch grundsätzlich jeden Skill, jede Waffe und jede Rüstung tragen kann, sofern man die notwendige Anforderung an die Attributwerte erfüllt, bestimmt die Wahl im wesentlichen das Aussehen und die Basiswerte bzw. auch den Start und die Ausrichtung im Passiv-Skilltree - zu diesem kommen wir später.

Dabei setzt der Marauder auf Stärke/Strenght (rot), der Ranger auf Geschicklichkeit/Dexterity (grün) und die Witch auf Intelligenz (grün) als stärksten Basiswert, die anderen drei Klassen stellen Hybridklassen dar. Der Duelist teilt sich Stärke/Geschicklichkeit, der Templar Stärke/Intelligenz und der Shadow Geschicklichkeit/Intelligenz.


Path of Exile


Die drei Farben stellen dabei auch gleich die Farben eurer bevorzugten Edelsteine (Gems) dar. In PoE gibt es nämlich keinen Talentlehrer und auch kein Buch das ihr auswendig lernen müsst, eure aktiven Skills findet ihr in Form von Edelsteinen, die ihr beliebig kombinierbar in den jeweiligen Slot eurer Ausrüstung sockeln könnt und dadurch die Fertigkeiten in eurer Leiste bestimmt. Klingt zunächst komisch, ist aber so. Eingesetzte, sprich gesockelte Edelsteine bekommen genau wie euer Spielcharakter Erfahrungspunkte und leveln dadurch mit. Um es nicht noch komplizierter zu machen, sei an dieser Stelle nur noch erwähnt, dass man neben Skillgems, also den Steinen die eine Fertigkeit bereitstellen, auch sogenannte Supportgems einsetzen kann, mit denen ihr Fertigkeiten eines bestimmten Steins/Skills nochmals verstärken könnt. Die Edelsteine könnt ihr übrigens beliebig auf den Ausrüstungen ein- und ausbauen, sie gehen nicht kaputt und verlieren auch nicht die bis dahin erreichten Level bzw. Erfahrungspunkte.

So, nach diesem Ausflug von der Klassenauswahl über die Attributfarben nun wieder zurück zum Start des Spiels. Wer bei Verbannter, Gefangenenschiff und Charakterauswahl vielleicht sofort an Age of Conan denken muss, der liegt genau richtig und wird auch mit der ersten Szene im Spiel an das Funcom MMORPG denken müssen. Ihr strandet am Ufer der Fantasywelt Wraeclast, findet eine erste Waffe und bahnt euch den Weg durch diverse Monster, bis ihr schließlich auf einen kleinen bewohnten Außenposten stoßt. Dort findet ihr nicht nur eine Truhe für eure Beute, sondern auch NPCs die euch mit Quests versorgen oder mit denen ihr Handeln könnt. Apropos Handeln, in PoE gibt es kein Gold. Es herrscht das uralte Prinzip des Tauschhandels. Für eure Beute werdet ihr stets Scrolls oder Fragmente davon, oder Orbs oder Fragmente davon erhalten. Genauso funktioniert es auch beim Kauf. Auch die Anzahl der Quests ist bisher überschaubar, im wesentlichen gilt es ein dickes Monster zu killen oder etwas zu beschaffen, dass durch ein dickes Monster ... ihr wisst schon. Dennoch wird die Story und die Hintergrundgeschichte im Verlauf des Spiel recht gut erklärt. Bei eurem Kampf durch die bisher drei bekannten Akte könnt ihr anhand von Wegpunkten reisen, sofern ihr diese im jeweiligen Gebiet entdeckt habt.


Zufallsgenerierte Außenwelten und Dungeons, Item- und Gem-System



Neben der weitläufigen Außenwelt, die euch je nach Akt eine andere Umgebung präsentiert, gibt es natürlich auch Höhlen und Dungeons zu erforschen. Genreüblich werdet ihr dort auch diverse Monster treffen die nicht nur Kanonenfutter darstellen, sondern auch mal stärker ausfallen können. Elite, Rare und einzigartige Gegner werdet ihr also auch in PoE finden. Sowohl die Außenwelten als auch die Dungeons werden dabei zufallsgeneriert, inklusive der darin befindlichen Gegner und deren Loot - wie man es auch z.B. aus Diablo 3 gewohnt ist. Die Karte wird beim Durchqueren ständig mitgezeichnet und kann von euch eingeblendet werden, auf dem Bildschirm selbst seht ihr jedoch nur den Sichtradius eures Charakters. Vor allem in diesem Punkt und durch den zusätzlichen Einsatz von Licht- und Schatteneffekten, insbesondere in dunklen Verliesen, wirkt PoE sehr atmosphärisch und düster - passend zur gewählten Welt.

Nochmals zurück zu den Items, Orbs und dem Skillsystem basierend auf Edelsteinen. Natürlich ist auch PoE auf die Itemsammelwut ausgelegt, auch wenn das relativ kleine (und bisher nicht erweiterbare Inventar) dem Ganzen gewisse Grenzen setzt. Wie bei anderen Hack'n'Slay Vertretern gibt es natürlich auch hier verschiedene Seltenheitsstufen für die Gegenstände, der Unterschied dabei ist, dass ihr jederzeit mittels der Orbs, die Attribute und sogar die Wertigkeit verändern könnt. Mit dem "Orb of Transmutation" könnt ihr zum Beispiel ein normales (graues bzw. weißes) Item in ein blaues mit magischen Werten umwandeln. Der "Orb of Alchemy" macht sogar aus einem normalen ein rares (gelbes) Item. Daneben gibt es auch noch welche bei denen ihr die Farben oder die Anzahl der Slots anpassen könnt oder solche bei denen ihr die magischen Attributwerte nochmals neu auswürfelt.

Das System ist sehr flexibel, die "guten" Orbs natürlich auch mehr oder minder selten. Es kann aber zum Beispiel auch mal ganz praktisch sein, ein Item mit normaler Wertigkeit auf die Bank zu legen, weil zum Beispiel der Attributwert schon recht hoch ist oder die richtige Anzahl und Kombination von Edelsteinslots vorhanden ist, um es später auf ein "rares" aufzuwerten. Ziemlich flexibel das Ganze. Das gleiche könnt ihr übrigens auch mit euren Tränken machen. Anders als zum Beispiel beim Blizzard'schen Monsterschnetzler, tragt ihr in PoE nicht 300 Mana- und 300 Heilelixier-Flaschen mit euch rum, sondern habt fünf Slots für fünf Flaschen. Diese sind ähnlich wie die Items mit entsprechend zufälligen Werten belegt, können aufgepimpt werden und es gibt sie in diversen Basisvarianten. Sie füllen sich automatisch auf, wenn ihr Gegner killt.

Apropos, wer Monster killt und Quests erfüllt bekommt natürlich nicht nur Beute, sondern auch Erfahrungspunkte, mit denen ihr Level für Level aufsteigt. In PoE gibt es insgesamt 100 Level und es erübrigt sich zu sagen, dass man pro Aufstieg immer mehr XP benötigt. Kleines Beispiel: Level 24 hat man schon bei unter 2 Millionen XP erreicht, für Level 70 braucht man rund 36 Millionen XP und für Level 76 bereits rund 60 Millionen XP - das offizielle Leaderboard gibt euch hier ebenfalls einen Überblick. Mit jeder Stufe erhaltet ihr dann auch einen Skillpunkt, den ihr in den passiven Skillbaum stecken könnt. Dieser schaut wie folgt aus ...


Path of Exile
Okay, gar nicht wahr. Das ist nur ein Ausschnitt. Den kompletten Skillbaum der aktuellen Open Beta (V0.10.0) könnt ihr auf der offiziellen Website bestaunen.


Was auf den ersten Blick erschreckend kompliziert ausschaut, ist beim Spielen und mit ein wenig Eingewöhnung gar nicht mal so verkehrt. Es handelt sich dabei nur um die passiven Attribute eures Charakters und je nach Klasse startet ihr mit einer bestimmten Linie und könnt von dort aus euren weiteren Pfad bestreiten. Auf jeden Fall ist das System, wie schon bei den Items, ziemlich flexibel.


PvP, Leagues, Endgame



Neben dem normalen Story- und Levelverlauf gibt es auch die Möglichkeit von PvP, bei dem ihr in unterschiedlich großen Gruppen oder 1vs1 gegeneinander antreten könnt. Leider hab ich mir diesen Punkt noch nicht näher angeschaut und somit wenig Auskunft darüber geben. Leagues sind ein Bereich der bei PoE ebenfalls spannend werden könnte. Aktuell gibt es bereits die "Standard"-Liga, also dort wohl der Großteil der Spieler vertreten sein dürfte. Stirbt euer Charakter, werdet ihr in der letzten Stadt wiederbelebt. Aktuell scheint es hier auch keinen Malus dafür zu geben. Als zweite Variante ist bereits die "Hardcore"-Liga in der Beta integriert. Es handelt sich um genau den Modus, den man bereits von Diablo & Co. kennt. Stirbt euer Charakter, ist er für diese Liga gestorben und wird in die "Standard"-Liga zurückgestuft. Grinding Gear Games (GGG) beschreiben auf ihrer Website jedoch, dass man bereits andere Modi und Möglichkeiten mit dem Liga-System anbieten möchte. Zum Beispiel die Erstellung spezieller Wettbewerbe mit besonderen Einstellungen u.ä. - auf jeden Fall interessant und ausbaufähig.

Für das Endgame haben sich die Neuseeländer ebenfalls etwas einfallen lassen. So wird man nicht immer und immer wieder die bereits bekannten Gebiete abgrasen müssen, sondern wird mittels sogenannter "Maps", ein Gegenstand den ihr in der Welt finden könnt und mithilfe dessen ihr - nach dem Abschluss des Spiel - in ein Gebiet reisen könnt um dieses zu verwenden. Dort angekommen öffnen sich sechs Portale die ihr allein oder gemeinsam mit Freunden bzw. einer Gruppe betreten könnt. Chris erklärt und zeigt das System im folgenden Video bzw. hier auf der Website.


Free-2-Play



Bis hierher klingt alles doch eigentlich recht vielversprechend, oder?! Fand ich auch und habe irgendwann im letzten Jahr die Entwicklung durch einen Vorverkauf unterstützt, das konnte man nämlich seit Monaten auf der Path of Exile Website tun - ganz ähnlich wie bei Kickstarter. Insgesamt konnte Grinding Gear Games dadurch über 2 Millionen US$ einsammeln, seit dem Launch der Open Beta besteht diese Möglichkeit jedoch nicht mehr. Zumindest erhält man nun keine Vorbesteller-Boni, die es seinerzeit noch gab. Da das Spiel kostenlos angeboten wird, will man sich durch einen Onlineshop finanzieren, der ausschließlich Gimmicks und nicht spielrelevante Gegenstände enthält - wie zum Beispiel Haustiere, Gegenstands- und Skineffekte oder spezielle Animationen. Path of Exile soll ausdrücklich nie ein Pay-2-Win Spiel werden - und macht auch bisher nicht diesen Eindruck. Ihr solltet einen Blick wagen und euch das Spiel herunterladen, außer Zeit habt ihr nix zu verlieren ...



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Mein Eindruck aus der Open Beta
Trotz Preorder habe ich erst jetzt nach dem Start der Open-Beta so richtig in das Spiel schauen können und bin durchaus angetan. Technisch macht das Ganze schon eine recht gute Figur. Der Betaclient läuft äußerst stabil und auch im Spiel selbst habe ich keine Bugs feststellen können. Optisch schaut das Spiel auch recht nice aus und läuft wohl auch auf älteren Rechnern ziemlich flott. Mich hat vor allem das neuartige Skillsystem und dieser übergroße Passiv-Skillbaum überzeugt, auch die Tatsache das ich meinen grauen Bogen mit dem richtigen Werkzeug in einen raren verwandeln kann, fand ich erfrischend gut. Das es kein Craftig oder zumindest eine Art Alibi-Crafting wie bei Diablo 3 gibt, finde ich nicht weiter tragisch, fände es aber praktisch, wenn man ggf. wie in Guild Wars 2 ein Wiederverwertungs-Kit nutzen könnte - denn das Inventar ist wirklich recht klein geraten. Um seinen Kram in die Kiste zu verstauen oder zu verkaufen, muss man leider immer mittels Rolle in die Stadt reisen.

Bisher habe ich rund 12 Stunden mit einem Ranger verbracht und noch keine weitere Klasse ausprobiert, und es macht durchaus Laune. Ob das Spiel auch nach dem dritten Akt und bis Level 100 noch Spaß macht, ob es weiteren Content geben wird etc.pp. das warte ich einfach mal ab. Für ein kostenloses Spiel bietet es zumindest einen recht guten Umfang in einer tollen Qualität.

Wer also halbwegs etwas mit dem Genre anfangen kann, sollte nicht verpassen sich Path of Exile runterzuladen und anzuschauen.

Besonders gut finde ich ...
  • Flexibilität des Gem-Skillsystems
  • ... und des Passiv-Skillbaums
  • Itemkonzept
  • Grafik- und Leveldesign
  • Umfang und Qualität
  • Free-2-Play
Nicht so optimal ...
  • Relativ kleines Inventar
Path of Exile - Boxart
  •  
  • Entwickler:Grinding Gear Games
  • Publisher:Grinding Gear Games
  • Genre:Online Action-RPG
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:22.10.2013
    (Xbox One) 24.08.2017
    (PS4) 2024

Kommentare & Likes

Folgendem User gefällt der Beitrag: HerrBeutel
  • Darius
    #1 | 23. Februar 2013 um 20:05 Uhr
    Auch wenn der Artikel locker zwei-drei Wochen alt ist, er ändert sicherlich nichts an der Tatsache, dass ihr euch das Game anschauen solltet. War/Bin recht begeistert.   
  • Philipp
    #2 | 25. Februar 2013 um 11:17 Uhr
    Das ist wieder so ein Titel, bei dem ich hoffe, dass zeitnah (?) eine Mac-Umsetzung folgt. Klingt alles sehr geil - und da Diablo 3 so unbefriedigend war, wäre das mal wieder was schickes. Auch, wenn der Passive-Skill-Tree wahnsinn ist  
  • CookieMonster
    #3 | 27. Februar 2013 um 14:39 Uhr
    Klingt definitiv nicht schlecht, vor allem da ich mich so langsam doch mit manchen Free 2 Play Titeln anfreunden kann. DoTA 2 macht es mMn nämlich ziemlich gut, und das vor Wochen F2P gewordene TERA zeigt bislang auch keinerlei Einschränkungen, die einem zum Kauf bestimmter Gegenstände zwingen (klingt komisch, aber so was steigert meine Bereitschaft dann auch tatsächlich etwas Geld zu investieren  ).
    Zwar verspricht jeder F2P Betreiber am Anfang immer das es kein Pay 2 Win geben wird, aber ich vermute dann einfach einmal, dass diese Entwickler hier Wort halten werden  

    Und ja, auch ich war von Diablo 3 recht enttäuscht (trotz meines Avatars  ) und eine hoffentlich bessere Alternative käme mir da nur recht.

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.