BioShock Infinite - Review

Kaum ein Spiel wurde in den letzten Wochen so umjubelt und in den Himmel gelobt wie dieses. Das beste Spiel der aktuellen Generation soll es sein; für manche gar das beste aller Zeiten. Und ja: BioShock Infinite ist wirklich ein besonderes Erlebnis. Aber ist es wirklich so wichtig für die Spielebranche? Ist es wirklich das eine Spiel, das unsere Perspektive auf virtuelle Welten und Geschichten verändert? Unser Trio aus Haschbeutel, Bene und meiner Wenigkeit hat sich ausgiebig mit den Luftschlössern und Skylines von Columbia auseinandergesetzt. Und auch wenn die Ansichten hier und da auseinandergehen, so sind wir uns bei einem absolut einig: BioShock Infinite ist ein Spiel, das man erlebt haben sollte. Wieso, weshalb, warum? Das erfahrt ihr nach dem Klick.

Wir haben lange überlegt, wie wir mit BioShock Infinite umgehen sollen. Einfach nur einen Test schreiben wie jeden anderen? Ist das nicht langweilig - zumal das Spiel im Netz ja sowieso überall schon in all seinen Bestandteilen auseinandergenommen wurde? Letztendlich haben wir uns für eine etwas andere Methode entschieden, um euch nicht zu lange auf die Folter zu spannen und drei Meinungen kurz und knackig auf den Punkt zu bringe: Wir haben fünf zentrale Fragen formuliert und jedes Mitglied unseres Himmelfahrt-Trios hat darauf in wenigen Sätzen geantwortet. Ihr seid unten im Kommentarfeld herzlich dazu eingeladen, an der Diskussion teilzunehmen und eure Meinung kundzutun - zum Spiel, zu unseren Ansichten und zum etwas anderen Review-Ansatz! Sprecht einfach drauf los :-)

BioShock Infinite


Willkommen in Columbia! Wie hat dir die Spielwelt gefallen?



Tim
Tim: Reinhard Mey hat nicht recht gehabt - über den Wolken gibt es nicht so viel Freiheit, wie man zunächst denken mag. Im Gegenteil: Columbia ist relativ eng verzahnt und der Spielverlauf sehr linear. Trotzdem ist es ein wahrer Genuss, diese Himmelsstadt zu erkunden, in der überall so viele liebevolle kleine Details versteckt sind. Der Moment, wenn man die Pforte nach Columbia öffnet, ist unbeschreiblich - eine solche Welt gab es in einem Spiel bisher noch nicht. Columbia ist kein Rapture, Columbia ist eine von Grund auf neu erdachte und anders aufgebaute Stadt, eine andere Art von Kultur. Mich hat die Spielwelt auf jeden Fall richtig weggeblasen. Oberflächlich betrachtet mag es nur eine Stadt religiöser Fanatiker und wütender Demonstranten sein, wer allerdings unter diese Oberfläche schaut, erkennt viel mehr als das. Hinzu kommen wirklich einzigartige Areale wie die Hall of Heroes, die so viel über die Vergangenheit von Columbia verraten, dass man Angst hat, irgendeine wichtige Information zu verpassen. Schade ist in meinen Augen nur, dass die NPCs kein bisschen lebendig wirken und geklont werden, außerdem hat mir der Schmiedebereich in der Mitte des Spiels optisch nicht so gefallen. Aber alles andere ist wie ein Rausch: Man versinkt darin und gräbt sich immer weiter hinein.


derbene
Bene: Wer als Kenner der Serie die ersten Minuten im Spiel erlebt, fühlt sich wohl sofort an den Beginn von Bioshock erinnert. Und beim ersten Betreten der Wolkenstadt Columbia war ich auch ähnlich beeindruckt wie damals, als ich die Unterwasser-Skyline von Rapture zum ersten Mal aus der Tauchkugel sah. Fliegende Häuser und Plätze, Zeppeline und ein Ausblick über die Wolken: Wer Columbia betritt, ist zunächst vollkommen beeindruckt. Das Szenario ist in der Tat neu und die Umsetzung weiß durchaus zu gefallen. Allerdings fallen bereits nach kurzer Zeit zwei Aspekte negativ ins Gewicht. Zum einen ist die Spielwelt nur scheinbar so frei, wie man es an der frischen Luft erwarten würde: Tatsächlich gibt das Spiel sehr genau vor, wann ich wohin kann, an vielen Stellen gibt es Sackgassen oder nur geschlossene Geschäfte. Zum anderen wirkt die gesamte Stadt durch die Klon-Bevölkerung und die mangelnde Interaktionsmöglichkeit schnell wie eine Kulisse. Hier wurde extrem viel Potential verschenkt. Unterm Strich bleibt eine sehr atmosphärische und liebevoll gestaltete Spielwelt - die für mich aber nicht das Niveau von Rapture erreicht.


Haschbeutel
Haschbeutel: Auch wenn ich Tims allgemeiner Begeisterung zustimme, hat auch Bene vollkommen Recht. Rapture hatte einen konzeptionellen Vorteil, unter dem Columbia stark zu leiden hat: Das erste Bioshock baute auf die Vorstellungskraft des Spielers. Rapture war eine bereits untergegangene Dystopie und man konnte sich nur vorstellen, wie diese Stadt in ihrer blühenden Phase wohl ausgesehen hatte. Daher waren die leeren Gänge und Flure auch kein Problem, denn man entdeckte hier einen gescheiterten Traum, einen Schatten einer einst einzigartigen Idee. Bereiche der Stadt waren zerstört, geflutet und unpassierbar. Was übrig blieb, sind entstellte Hüllen, die durch ADAM und Genmanipulation nur noch grob die Form von Menschen und Leben besitzen.

Columbia hingegen steht in der Blüte ihrer Zeit und entsprechend gibt es auch überall Menschen, die dort wohnen. Das Problem ist nur, dass diese Menschen nicht "leben". Sie reagieren nicht auf den Spieler, sondern plappern bei Annäherung nur einige - sich ab und an sogar wiederholende - Phrasen. Dazu gestellt sich die Variationsarmut der Personen, die sich in den Gesichtern immer extrem ähneln und damit und nur den Schein von Leben vortäuschen; genau wie die Freiheit, die die Stadt suggeriert, aber dank linearem Leveldesign - mit Ausnahme einiger Nebenplätzen - fast nicht einlöst. Hin und wieder fragen die umstehenden Menschen unseren Protagonisten etwas und wir können nicht darauf reagieren. Wir klauen direkt neben ihnen die Brieftasche - und sie interessiert es nicht, es sei denn, es ist an dieser Stelle vom Script vorgegeben. Warum gibt es "Vigor", die ADAM-Ersatz-Kräfte, wenn gefühlt niemand in der Stadt, außer einer Hand voll Freaks & Soldaten, das Zeug nutzt? Man fühlt sich die ganze Zeit, als würde man durch einen Vergnügungspark laufen mit mechanischen Figuren, die kurz beim annähern reagieren und dann wieder in den Schlafmodus schalten.

Das ist insofern schade, weil Columbia so ein wundervolles, grandioses Design an den Tag legt, dass man sich fragt, wie man sich die letzten Jahre in billigen Papp-Städten wohl fühlen konnte. Überall gibt es große und kleine Details, die Farben sind prächtig und man wandelt von einem Panorama zum nächsten. Auch später, wenn der Look sich verdunkelt und ein Sturm aufzieht, kommt man aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. Bioshock Infinite bietet über weite Strecken eines der beeindruckendsten und schönsten Designs aller Zeiten, weshalb oben genannte Schwächen stark in's Auge fallen.

BioShock Infinite


Rennen, Ballern & Erleben: Hat dir das Gameplay gefallen?



Tim: BioShock Infinite ist ein First-Person-Shooter - was soll man also anderes erwarten als viel Geballer gegen Massen an Gegnern? Das hatte ich jedenfalls zuerst angenommen. Aber das finale Spiel legt die Balance etwas anders. Es wird lange nicht so viel geschossen und gekämpft, wie ich mir das vorgestellt hatte, stattdessen wird der Story und der Spielwelt sehr viel Aufmerksamkeit eingeräumt. Und wenn doch mal geballert wird, dann macht mir das sogar richtig viel Spaß! Ich finde, es sind die kleinen Dinge, die in den Gefechten von BioShock Infinite die große Wirkung erzielen: Die Skylines, auf denen man entlangfährt, sind zum Beispiel eine großartige Idee und verleihen den Kämpfen extrem viel Dynamik, wenn man den Dreh mal raus hat. Und die Plasmide (Salze) sind zwar nicht neu, erlauben aber jede Menge Kombinationen und Platz für Experimente. Mir haben es besonders die Krähenfallen angetan. Das alles sorgt dafür, dass sich die Kämpfe in Infinite nicht so generisch spielen wie in den meisten Shootern, sondern angenehm flüssig und irgendwo auch erfrischend anders. Nur gegen Ende hätten es etwas weniger, dafür aber bessere Gegner sein dürfen.


Haschbeutel: Wer den ersten Teil von Bioshock gespielt hat, fühlt sich eigentlich sofort zu Hause. Die Steuerung ist fast 1:1 übernommen und auch das Gameplay ist entsprechend vertraut. Leider hat vor allem der Action-Anteil stark zugenommen, wohingegen kleinere (Physik)Rätsel eigentlich nicht mehr existent sind. Dadurch ist Bioshock Infinite gegenüber seiner Vorgänger wesentlich "straffer" inszeniert, was aber nicht negativ zu verstehen ist - schade ist es trotzdem.

Auch schade, dass Kraft-Combos wie in den Vorgängern (fast) nicht mehr möglich sind. Gegner vereisen und danach mit Feuer einschmelzen? Fällt mangels Eis-Kraft flach. Feinde und Objekte mit Telekinese manipulieren? Ebenfalls gestrichen. Generell sind die acht übrig gebliebenen Kräfte recht wenig, zumal nur knapp die Hälfte wirklich effektiv einsetzbar ist. Dadurch fällt experimentieren meist flach und man gewöhnt sich irgendwann daran, mit 2-3 Fähigkeiten herumzurennen. Herausfordernd ist das Spiel nur auf den beiden höchsten Schwierigkeitsgraden, in denen man mehr mit den Kräften und den Deckungen arbeiten muss, weil die Gegner viel austeilen und noch mehr einstecken können. Das täuscht aber leider nicht über eine sehr schwache KI hinweg, die oftmals in Hindernissen stecken bleibt, selten in Deckung geht und fast nie agiert, sondern nur reagiert, weshalb die Schusswechsel irgendwann sehr generisch wirken. Einen einzelnen Gegner in einem blickdichten Raum erledigen bedeutet immer, dass sämtliche Gegner auf der Karte alarmiert sind, während sämtliche Zivilisten im Sekundenbruchteil von der Bildfläche verschwinden. Das fördert zwar den Actionanteil, hat mir aber nicht so gut gefallen.

Abseits dessen sind die Skylines eine nette Ergänzung, wenngleich nicht so spiel- und kampfentscheidend, wie ich das erwartet hatte. Aber auch hier gilt, wie schon bei der Spielwelt, dass hier auf hohem Niveau gejammert wird. Die Einbindung von Elizabeth in die Kämpfe ist fantastisch, auf hohen Schwierigkeitsgraden sind dann auch die Kämpfe packend. Wenn das Spiel einem mal den Raum lässt, macht es Spaß, die Welt zu erkunden, durch Cafes und über Märkte zu schlendern und die Stadt sowie ihre Geheimnisse kennenzulernen. Die Geschichte wird dabei zum großen Teil wieder - wie gewohnt - über Tonbänder erzählt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Je mehr Zeit man investiert, desto mehr bekommt man von der Geschichte mit und das ist eine wirkliche dankenswerte Ablenkung von den Kämpfen.


Bene: Wie Tim schon schrieb, ist Bioshock Infinite im Kern ein Ego-Shooter - was ja nicht weiter schlimm wäre, wenn die Schusswechsel mehr Spannung, Abwechslung und eine bessere KI spendiert bekommen hätten. Wer wie ich erstmal gemütlich mit dem mittleren Schwierigkeitsgrad startet, wird wohl fast das ganze Spiel über keinerlei Probleme mit den Gegnern haben. Erst auf dem hohen und sehr hohen Schwierigkeitsgrad (letzter wird nach erstmaligem Durchspielen oder durch die Eingabe des Konami-Codes im Hauptmenü freigeschaltet) sind die Gefechte wirklich anspruchsvoll und erfordern etwas Taktik. Was aber auch eher daran liegt, dass die Gegner dann viel aushalten und mächtig austeilen. Schleichen ist leider ziemlich unmöglich und die größeren Zwischengegner sind problemlos durch stupides Draufballern zu besiegen. Die Vigors wirken zudem etwas aufgesetzter als in Rapture, machen aber durchaus Laune. Leider werden sie abseits der Kämpfe fast gar nicht genutzt. Und das ist eigentlich das größte Manko von Infinite: Rätsel fehlen vollständig und es gibt deutlich weniger abseits der Hauptstory zu entdecken, als es zum Beispiel im ersten Teil der Fall war.


BioShock Infinite


Augen und Ohren auf! Wie gut sind Musik, Sound, Grafik und Artstyle des Spiels?



Haschbeutel: Da mache ich direkt den Anfang. Wer den Stil der Vorgänger mochte, wird Infinite lieben. Die akustische und visuelle Präsentation fesselt von der ersten bis zur letzten Sekunde. Neuinterpretationen bekannter Stücke, klassische Musik auf Schallplatte, Retro-Werbeplakate und Gebäude im Gründerstil, sowie frühe Anleihen von Art-Déco. Da ist mir auch die ein oder andere verwaschene Textur komplett egal. Die Sinne werden hier eigentlich fast perfekt verwöhnt und das schafft eigentlich kaum ein Spiel.


Tim: Technisch ist das Spiel kein Brett wie beispielsweise Crysis 3 oder Tomb Raider. Ich erinnere mich da an so manche absolut grausame Texturen wie die Rosen im Kirchengarten zu Beginn des Spiels - und das mit den maximalen Einstellungen am PC! Gerade diese Rosen haben mich anfangs etwas aus der Atmosphäre gerissen, so blöd sich das auch anhören mag. Danach werden solche schlampigen Fehler aber zu Ausnahmen und das Spiel zeigt sich von seiner schönsten Seite. Das Design ist so wunderbar, dass die Technik da gerne etwas hinten anstehen darf. Es ist ein Rausch von Farben, der mich fasziniert und mitgerissen hat. Später werden die Kulissen zwar düsterer, einfarbiger, dunkler, aber auch das passt hervorragend zur Entwicklung des Spiels. Der Soundtrack ist dagegen von Anfang bis Ende ganz große Klasse und untermalt die Stimmung wunderbar. Selbst die deutsche Sprachausgabe ist für unsere Verhältnisse absolut zufriedenstellend. Also: Kein Grund zum Meckern!


Bene: Hinter den Kulissen arbeitet die Unreal 3 Engine, allerdings merkt man dem Spiel an einigen Stellen durchaus an, dass der Titel auch für die aktuelle Konsolengeneration entwickelt wurde. Auf dem PC sieht das Spiel dennoch fantastisch aus, was weniger an der Technik als am herausragenden Stil und der sehr stimmungsvollen Beleuchtung liegt. Die Entwickler verstehen es sehr gut, die Architektur, Werbeplakate und Dekoration der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachzubauen, der Gesamteindruck ist nicht weniger als überragend. Die Musikuntermalung ist durchweg sehr stimmig und hat einige tolle Überraschungen zu bieten. So dürft ihr euch auf eine interessante Interpretation des Songs "God only knows" von den Beach Boys freuen. Für mich immer ein Grund zur Freude: Wenn bekanntere klassische Musikstücke zur Untermalung von spannenden oder emotionalen Szenen genutzt werden - oder auch einfach als Schallplatte auf dem Grammophon im Zimmer rotieren. Dazu kommt eine fantastische Synchronisation (wobei ich beim ersten Durchspielen die englische Sprachausgabe gewählt habe). Insgesamt: Ausgezeichnet.


BioShock Infinite


Emotionen, Dramatik und so viele Fragezeichen - was meinst du zur Geschichte?



Tim: BioShock Infinite ist ein gutes Spiel, aber erst durch seine Story wird es zu diesem besonderen, einzigartigen Erlebnis. Ernsthaft: Die gesamte Handlung, das ganze Universum, das alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Was Ken Levine hier geleistet hat, ist in meinen Augen nicht weniger als ein Meisterwerk. Die Charaktere, allen voran natürlich die tapfere Elizabeth, wirken lebendig und ungemein sympathisch und mit Booker DeWitt hat man einen der interessantesten und mysteriösesten Protagonisten der letzten Jahre hingelegt. BioShock Infinite ist wie ein riesiges Puzzle: Man startet auf einem leeren Feld und sammelt unzählige Teile. Man versucht, sie zusammenzusetzen, stößt aber immer wieder auf neue Teile, die nicht ins Bild passen wollen. Und dann kommt dieses fantastische Ende: Zuerst ist es ein großer Mindfuck, aber dann ergibt alles einen Sinn und man kann die Puzzleteile zusammensetzen. Stück für Stück baut man sich die Geschichte zusammen und hat am Ende ein perfektes Bild vor sich. Selten schafft es ein Spiel, mir so viele Fragen aufzutischen und sie dann mit einer solchen Leichtigkeit zu beantworten, ohne sich selbst durcheinanderzubringen. Hier stimmt alles!


Haschbeutel: Die Story hat das Problem eines jeden M. Night Shyamalan Films. Seit THE SIXTH SENSE erwartet man einfach bei jedem Film einen geilen Twist am Ende. So ging es mir auch mit Bioshock Infinite, weshalb ich vom Ende natürlich immens viel erwartet habe. Da ich fast alle Aufzeichnungen im ersten Durchlauf entdeckt habe und auch ein großer Fan von Mindfuck-Filmen bin, hat mich das Ende dann leider nicht ganz so umgeblasen, wie erwartet; einfach deshalb, weil ich knapp 1-2 Stunden vor Spielende bereits vieles wusste, was eintreten wird. Trotzdem: die Story ist intelligent, fesselnd und fügt am Ende trotz extrem komplexer Handlungsstränge alles zu einem befriedigenden und perfekten Finale zusammen. Dabei ist das Ende so zufriedenstellend, dass ich auch über das Fehlen alternativer Enden hinwegsehen konnte. Obwohl fast alle Fragen gelöst werden, bietet das Spiel aber auch noch viel Platz für Interpretation und Diskussion und hat damit seinen Konkurrenten einiges voraus.


Bene: Wenn ich am Ende eines Spiels mit großen Augen und einem etwas nachdenklichem Gesicht vor dem Monitor sitzen bleibe, während der Abspann über den Bildschirm rollt, dann, ja dann hat mich die Story wirklich umgehauen. Infinite bietet eine wirklich sehr gute Story, die durchaus aktuelle Filme in die Tasche steckt. Die letzte halbe Stunde des Spiels hat mich absolut begeistert und auch wenn ich, genau wie Kollege Beutel, ein paar Dinge durchaus geahnt habe: Mind-blowing trifft es wohl trotzdem ganz gut. Im Großen und Ganzen kann ich mich der Meinung von Tim anschließen: Mir haben die Charaktere ebenfalls sehr gut gefallen und es macht sehr viel Spaß im Laufe des Spiels immer mehr über sich selbst (Booker DeWitt), den Propheten Comstock und Elizabeth zu erfahren. Zusammenfassend: Wieder einmal zeigt Irrational Games, wie auch schon mit der fantastischen Story um Andrew Ryan in Bioshock, dass Videospiele genau wie Filme eine Kunstform sind. Großartig!


BioShock Infinite


Sprich einfach frei drauf los: Was hast du vermisst? Was hättest du dir gewünscht?



Tim: Das einzige, was ich während der gesamten Spielzeit vermisst habe, war natürlich ein Multiplayermodus mit Online-Pass und drölf verschiedenen Karten und Spielmodi ... Spaß beiseite: Ich habe nichts vermisst. BioShock Infinite hat sich für mich in seiner Vollkommenheit einfach rund angefühlt. Ich habe wirklich den Eindruck, dass das finale Spiel genau das geworden ist, was man von Anfang an entwickeln wollte. Persönlich gewünscht hätte ich mir vielleicht ein wenig mehr und größere Skylines sowie etwas offenere Umgebungen, in denen man mehr erkunden kann. Und etwas schwerer hätte das Spiel auf Normal auch sein können. Generell bin ich aber mehr als zufrieden mit dem, was Irrational Games hier auf die Beine gestellt haben. Es ist viel mehr, als ich erwartet hatte, und auch mehr, als ich zu träumen gewagt hätte. Für mich ist es, wie gesagt, absolut rund und komplett. Es hat nichts gefehlt. Auch die Länge ist mit 12 Stunden sehr gut. Alles in allem: Das Geld war prima investiert.


Bene: "Elizabeth, wärst du so freundlich… und würdest du mal für mich dieses Schloss knacken?" Ganz ehrlich: So wichtig Elizabeth auf der Story-Seite ist, so unwichtig ist sie im Spiel. Und jetzt kommt mir nicht mit: Sie wirft mir Geld, Munition und Medipacks zu! Ja, das macht sie. Und sonst? Sie öffnet an festgelegten Stellen die "Risse". Leider aber fast nur in Kämpfen (und da hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht) und wenn es für die Story relevant ist. Warum kann ich nicht auch beim Erkunden diese Fähigkeit meiner hübschen Begleiterin nutzen? Die Entwickler haben hier viele Möglichkeiten schlicht nicht genutzt. Sehr schade. Alternative Lösungswege, Rätsel, Schleichmissionen - leider alles Fehlanzeige. Und auch das Upgrade-System ist im Vergleich mit dem Vorgänger recht spartanisch ausgefallen. Ebenfalls enttäuschend: Das Ausrüstungssystem. Die Kleidungsstücke bringen kaum Vorteile, die meisten funktionieren nur bei der Nutzung der Skylines - ich habe meine Klamotten im Spiel jedenfalls nie gewechselt


Haschbeutel: Ich muss Bene beipflichten. So großartig Elizabeth auch integriert ist, so genervt hat sie mich phasenweise. Nach dem fünften "Oh.", "Huch." oder "Hmmm!", während ich die Welt erkunde, hätte ich sie gerne geknebelt und in die Ecke gestellt. Und wieso muss ich die Lockpicks für sie sammeln, wenn sie direkt davor steht, mich darauf hinweist und sie eigentlich für's Knacken auch benötigt? Abgesehen davon hätte ich mir mehr Feintuning und Balance gewünscht. Ich habe diese traumhafte Kulisse, diese fast perfekte Welt - und bekomme dann fast lieblos Klon-Einwohner vor die Nase gesetzt. Kräfte und Handymen (jeweils als Pendant zu ADAM und Big Daddies) sind gut eingebaut, aber "einfach da"; ihnen fehlt eine richtige Einführung und Existenzberechtigung, wie im ersten Teil. Es gibt dank der Skyways interessante Wege für dynamische Gefechte im Spiel, welche aber durch eine sehr einfache und unflexibel agierende KI an Reiz verlieren. Man hat eine Stadt über den Wolken, die in voller Blüte steht und funktioniert und trotzdem entdecke ich kaum etwas von ihr. Bioshock Infinite ist eigentlich ein wirklich rundum grandioses Spiel aber gerade weil es nahezu perfekt ist, fallen solche Schnitzer extrem in's Gewicht - vor allem, wenn man die E3 Gameplay-Trailer noch im Kopf hat. Was die Ausrüstungen angeht, muss ich Bene auch beipflichten. Die ist zu 95% wirklich Schrott.




Tim

Fazit von Tim:

Für mich war BioShock Infinite ein besonderes Erlebnis - speziell natürlich deshalb, weil ich weder Teil 1 noch 2 richtig gespielt habe und die gesamte Stimmung und Inszenierung damit erfrischend anders und neuartig auf mich gewirkt haben. Eigentlich hatte ich die ganze Zeit über wegen all dem Hype gar keine Lust auf Infinite und habe es dann nur gespielt, weil es bei meiner Grafikkarte dabei war. Jetzt will ich mir gar nicht mehr vorstellen, was ich sonst verpasst hätte! BioShock Infinite ist - trotz kleinerer, aber leicht verschmerzbarer Schwächen - ein Abenteuer von epischem Ausmaß, in dem man sofort versinkt. Columbia bietet so viele Details, die Figuren sind so wundervoll gezeichnet, das gesamte Universum des Spiels ist ein Szenario, das ich so noch nie gesehen habe - es ist einfach etwas Besonderes. Spätestens nach dem furiosen und fantastischen Ende war mir dann endgültig klar, dass das hier kein Spiel war wie jedes andere, sondern ein einzigartiges Erlebnis. Vielleicht würde ich wie meine beiden Kollegen etwas negativer denken, wenn ich die Vorgänger gespielt hätte. Das habe ich aber nicht. Und deshalb bin ich auf ganzer Linie begeistert! Als nächstes wartet Rapture ...

Wundervoll erzählt, packend inszeniert, spielerisch nahezu rundum gelungen - BioShock Infinite ist eine besondere und einzigartige Erfahrung in einer atemberaubenden Spielwelt.

Besonders gut finde ich ...
  • spannende und zu 100% logische Story
  • hervorragend gezeichnete Charaktere, vor allem Elizabeth und Booker DeWitt
  • Intensität steigert sich bis zum Finale
  • Columbia als riesige, glaubhafte Welt
  • unzählige Details & Background-Infos
  • dynamische Kämpfe durch Skylines & Salze, die zum Experimentieren einladen
  • fast perfekte musikalische Untermalung
Nicht so optimal ...
  • verbesserungswürdige KI der Gegner
  • auf Normal zu wenig Herausforderung
  • geklonte NPCs in den ersten Stunden

Tim hat BioShock Infinite auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von 2K Games zur Verfügung gestellt.


Fazit von DerBene:

Infinite... unendlich... das trifft auf die Höhe der Erwartungen der Fans zu. Und auch auf die Anzahl der Lobeshymnen auf das Spiel in der internationalen Presse. Aber ist Bioshock Infinite am Ende wirklich ein Ausnahmetitel? Für mich lautet die Antwort: Jein. Die Story, die Inszenierung und das Artdesign sind zweifellos großartig, das Gameplay ist ebenfalls gut - aber eben auch nicht mehr. Die wunderschöne Stadt in den Wolken wirkt dank Klonbewohnern und fehlender Interaktionsmöglichkeit wie eine Theaterkulisse und Elizabeth würde sich vermutlich auch freuen, wenn sie im Spielverlauf nicht nur Münzen und Munition finden und werfen dürfte. Und ab und zu einen Riss öffnen, der ein stationäres Geschütz auf das Schlachtfeld bringt... Unterm Strich ist Infinite trotzdem ein Ausnahmetitel. Was aber nahezu ausschließlich an der Geschichte und insbesondere dem Ende liegt.

Großartig erzählte Geschichte, tolles Artdesign, wunderbare Musikuntermalung - solides Gameplay. Leider verschenkt Infinite stellenweise viel Potential. Und erreicht damit nicht die Klasse der Vorgänger.

Besonders gut finde ich ...
  • spannende und toll inszenierte Story
  • ca. 8 bis 12 Stunden Spielzeit
  • atmosphärische Spielwelt...
  • ... mit vielen liebevollen Details
  • sehr guter Soundtrack
  • engl. und dt. Synchro sehr gelungen
Nicht so optimal ...
  • Stadt wirkt wie eine Kulisse
  • Klonbewohner von Columbia
  • fehlende Interaktionsmöglichkeiten
  • keine Rätsel

DerBene hat BioShock Infinite auf dem PC gespielt.


Philipp

Fazit von Philipp:

Meine immens hohen Erwartungen wurden in der Tat fast gänzlich erfüllt - und doch bin ich nicht ganz zufrieden. Bei einem nahezu perfekten Spiel fallen Designfehler, die bei weniger starken Konkurrenten nicht sehr in's Gewicht fallen würden, natürlich stärker auf. Klon-Einwohner, schwache KI und generische Kämpfe sind nur einige Puntke davon. Dennoch habe ich keine Sekunde der Spielzeit bereut und sofort nach dem Durchspielen direkt einen zweiten Durchlauf gestartet. Es gibt noch viele Audio-Logs zu entdecken, neue Upgrades freizuschalten und eine fantastische Spielwelt zu genießen.

Anschnallen, eintauchen und alle Augen zudrücken. Wer in die Welt von Columbia aufsteigt, bekommt ein Abenteuer präsentiert, das seinesgleichen sucht. Die Schwächen sind definitiv vorhanden aber es fesselt einfach zu sehr, als dass man sich dauerhaft darüber ärgern wird.

Besonders gut finde ich ...
  • einzigartige Spielwelt
  • wunderschönes Design
  • sympathisches Protagonisten-Duo
  • nahezu perfekte Soundkulisse
  • spannende Story
  • grandioses Ende
  • deutsche Synchro
  • hoher Wiederspielwert
  • Auch auf Konsole schön
Nicht so optimal ...
  • Elizabeth manchmal nervig
  • Klon-Einwohner
  • sehr linear
  • kein "richtiges" New Game+
  • generische Kämpfe
  • stumpfe KI
  • Kräfte & Ausrüstungen enttäuschen

Philipp hat BioShock Infinite auf der Xbox 360 gespielt.

BioShock Infinite - Boxart
  •  
  • Entwickler:Irrational Games
  • Publisher:2K Games
  • Genre:FPS
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:26.03.2013

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 2 Gästen.
  • Darius
    #1 | 9. April 2013 um 04:26 Uhr
    Wie ich mich noch an den ersten Teil erinnere. Das "erste" Spiel das Shader2 wollte, wer hatte das?! Ich nicht. Ich wollte, durfte aber nicht spielen, ... hab dann auf Scene-Hacks warten müssen und dann liefs, aber lief scheiße. Mein BioShock Trauma. Später, irgendwann, da ...

    Das Neue hab ich paar Stunden gespielt, und find es klasse, werde sicherlich mit den Kollegen einer Meinung sein, aber diese Klonfiguren, machen mich Aggro. Echt mal. WARUM!?
  • oojope
    #2 | 9. April 2013 um 14:10 Uhr
    Ein Spiel, an das ich verdammt hohe Erwartungen hatte und auf das ich schon seit Jahren gewartet habe. Ich war und bin großer Fan der ersten beiden Teile und war sehr gespannt, was mich hier erwartet. Es ist einfach fantastisch. Die Spielwelt wird so gut erzählt, wie selten zuvor, an jeder Ecke gibt es was zu Entdecken und die Entwicklung der Welt und der Menschen um sie herum geschieht super. Technisch sicher kein Meisterwerk, aber der Grafikstil holt da einiges raus. Musik grandios. Leider bleiben einige Fragen offen (nicht nur auf das Ende bezogen) und das ständige Aufsammeln von Gegenständen gefällt bestimmt nicht jeden. Aber ansonsten die beste Shootererfahrung seit Bioshock 1.^^
    Ich muss aber sagen, dass mir dieser noch besser gefällt, ich finde Rapture einfach noch aufregender und noch ein Stück besser in Szene gesetzt, auch wenn es nicht ganz so gut erzählt wird. Diese dichte Atmosphäre ist unglaublich, und die Licht- und Schattenspielereien sind grandios. Klare Kaufempfehlung für die gesamte Bioshock Reihe!
  • Manni
    #3 | 10. April 2013 um 21:06 Uhr
    Hi ihr  

    Ist witzig, habe auch gerade eben mein Review zu Bioshock Infinite geschrieben.

    Ich verlinke einfach mal: [genofgames.pytalhost.at]
  • Darius
    #4 | 10. April 2013 um 21:29 Uhr

    Manni: Hi ihr Ist witzig, habe auch gerade eben mein Review zu Bioshock Infinite geschrieben. Ich verlinke einfach mal: [Externer Link]


    Ihhh, Spam! Neue Page? 's Impressum ist tot.   
  • Manni
    #5 | 10. April 2013 um 21:33 Uhr
    Hehe, nö, Impressum ist ganz unten rechts uff de Seite... Einmal im Jahr ein Spammer sein  Du sollst jedoch das Review lesen und am besten gleich noch einen Kommentar dazu abgeben - natürlich auf der verlinkten Seite  

    ...und ja, ist eine neue Page. Eigentlich dafür da, meine gesammelten Werke online zu stellen aber irgendwie bekam ich Lust, mehr daraus zu machen  
  • Darius
    #6 | 10. April 2013 um 21:39 Uhr

    Manni: Hehe, nö, Impressum ist ganz unten rechts uff de Seite...


    Ja, aber der Link ist tot.
    This is somewhat embarrassing, isn’t it?
    It seems we can’t find what you’re looking for. Perhaps searching can help.

    Manni: Einmal im Jahr ein Spammer sein Du sollst jedoch das Review lesen und am besten gleich noch einen Kommentar dazu abgeben - natürlich auf der verlinkten Seite ...und ja, ist eine neue Page. Eigentlich dafür da, meine gesammelten Werke online zu stellen aber irgendwie bekam ich Lust, mehr daraus zu machen


    Echt jetzt?
  • Manni
    #7 | 10. April 2013 um 21:43 Uhr
    Ist zwar offtopic aber eben kurz: bei mir funzt der Link - bin verwirrt too  
  • Kevin
    #8 | 12. April 2013 um 19:32 Uhr
    Sehr schönes Review. Das Spiel ist gut aber die Reviews auf anderen Seiten deutlich übertrieben, es gibt viele Punkte z.b Dumme KI, Klone die das Spiel abwerten. Die Spielwelt ist jedoch sehr schön und ein Blick sollte man aufjedenfall wagen. Wer keine DVD Box braucht sollte mal auf [Werbelink entfernt] schauen. Dort gibt es einen Bioshock Key aktuell für 30€
  • TheOne
    #9 | 13. April 2013 um 14:03 Uhr

    Manni: Hi ihr Ist witzig, habe auch gerade eben mein Review zu Bioshock Infinite geschrieben. Ich verlinke einfach mal: [Externer Link]

    Hehe witzig *lol* ... auf jedenfall genauso wie das subtil inzwischen out ist.

    Manni: Du sollst jedoch das Review lesen und am besten gleich noch einen Kommentar dazu abgeben - natürlich auf der verlinkten Seite

    Unbelievable!!! So läuft das also mit diesen Blogs und so. Ich werd zu alt für den Kram. Muss ja schon immer aufpassen, dass ich das Internet nicht ausversehen lösche.

    @TOPIC: Das Spiel ist einfach einzigartig und liebvoll inszeniert. Hat mich im Ganzen gut unterhalten und verdient es weiterempfohlen zu werden. Auch wenn ich mit ein wenig mehr Feinschliff bei KI und STadtbewohnern euphorischer wäre.
  • Darius
    #10 | 14. April 2013 um 02:15 Uhr

    TheOne: Hehe witzig *lol* ... auf jedenfall genauso wie das subtil inzwischen out ist. Unbelievable!!! So läuft das also mit diesen Blogs und so. Ich werd zu alt für den Kram. Muss ja schon immer aufpassen, dass ich das Internet nicht ausversehen lösche.


    Okay, da die Kommentare eh schon offtopic sind: History unserer Reaktionen (spreche mal für Haschi und mich): WTF? Alter! Arsch offen?! Was? Lol. /ende.
  • Manni
    #11 | 14. April 2013 um 09:15 Uhr
    Bäm! Was geht??? Ich: cool, Bioshock Infinite Review! Pak: 6 Meinungen! Ich: lesen! Haha, gerade eigenes Review geschrieben! Pak: Alte Kollegen - auch nur für kurze Zeit  Link gesetzt Pak: wow, cool, alter, wtf - cooles Review! Ich: freu! Pak: schreiben Kommentar auf meine Mini-Seite, finden es witzig!  Ich: freu again, schreibe wieder hier rein!

    ...Fortsetzung folgt  

    Topic: Gut ist, dass ihr es genauso seht mit BI. Es ist gut aber nicht so gut, wie viele Seiten es beschreiben.

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