SimCity: Städte der Zukunft - Review

SimCity Fans mussten dieses Jahr wahrlich stark sein, denn der neueste Ableger enttäuschte auf ganzer Linie: Startschwierigkeiten, instabile Server, kleine Karten, falsche Marketingversprechen über eine Engine, die nicht korrekt funktionierte und die selbst mehrere Patches später nicht tut, was man von ihr eigentlich erwartet. EA und Maxis wollen mit dem ersten richtigen, kostenpflichtigen Add-On nun alles besser machen - doch am Ende schaut der Fan wieder in die Röhre.


Die Qual der Wahl - Ökologie oder Dystopie?



Im Prinzip ändert sich am eigentlichen SimCity Spielprinzip erst einmal gar nichts; dass man das AddOn installiert hat, merkt man zwar schon an den neuen Landschaften (Dschungel, Wüste) doch am eigentlichen Gameplay hat sich vor allem am Anfang einer neuen Stadt wenig verändert. Erst wer genauer nachforscht, findet in den Bauoptionen neue Gebäude, die es nun theoretisch erlauben sollen, größere und individuellere Städte zu errichten. Das funktioniert in den ersten Gehversuchen auch sehr gut. Ähnlich wie mit den Tycoons und Ecos in Anno 2070 hat man je nachdem für welche Gebäude man sich entscheidet einen anderen Look der Stadt: Baut man umweltbewusste und ökologische Zukunftsgebäude, dominieren gigantische Glasbauten und geschwungene, helle Linien das Stadtbild. Entscheidet man sich aber für Gebäude des OmegaCo-Konzerns, bekommt man eine neondurchflutete Dystopie zu sehen, die an Filme wie DREDD oder BLADE RUNNER erinnert. Durch die neuen Megatürme und der schicken Schwebebahn, die die Türme verbindet, geht die Stadt nun noch mehr in die Höhe und man fühlt sich tatsächlich bei nahen Zoomstufen in eine gigantische Metropole versetzt.


SimCity: Städte der Zukunft


Das alte Leid im neuen Gewand



Problematisch wird es dann aber, sobald man das Mausrad nutzt um weiter herauszuzoomen. Sofort verfällt man nämlich wieder wehleidig in die alte Problematik der zu kleinen Karten. Die gigantischen, aufstockbaren Megatürme, von denen man nur maximal acht Stück bauen darf, lassen das Gefühl aufkommen, dass man versucht, New York auf die Größe von Erlangen zu komprimieren. Die gigantischen Türme in Kombination mit den sonst üblichen Wohngebäuden wirken befremdlich und lassen die eh schon kleinen Karten in ihrer optischen Dimension noch weiter schrumpfen. Hinzu kommt, dass die Megatürme zwar in der Theorie viel Platz sparen, da man Wohgebäude, Parks und Einkaufsmöglichkeiten nun gestapelt unterbringen kann, allerdings benötigen diverse Extras neue Gebäude, die wiederum Platz wortwörtlich zum Frühstück verputzen: Man will eine schicke Schwebebahn? Dafür benötigt man eine Akademie. Wir wollen, dass unsere Megatürme zusätzliche Module (Stromgenerierung, Müllreduktion, ...) bekommen? Die Akadamie freut sich über zusätzliche, platzfressende Anbauten. Immerhin ermöglicht die Akademie den Bau eines Sterilisators, der Abwasser in Trinkwasser umwandelt. Der gesparte Platz geht aber direkt wieder für sogenannte ControlNet-Gebäude drauf, die man benötigt, um Zugang zu diesen Technologien zu bekommen. Im Endeffekt verlagert man die Platzprobleme nur auf andere Schwerpunkte.


Die Aussicht auf Morgen: Mehr vom Alten



Doch nicht nur die Platzproblematik bleibt bestehen, auch die Engine hat nach wie vor mehr Aussetzer als ein Boris Becker auf Twitter. Obwohl wir in den Megatürmen sowohl Wohnflächen als auch Einkaufsmöglichkeiten haben, kommt es immer wieder vor, dass sich die Bewohner über mangelnde Shopping-Optionen beklagen; zeitgleich beschweren sich die Verkäufer ein Stockwert drüber, dass es keine Kunden oder gar Mitarbeiter gibt, obwohl im selben Turm quasi tausende Bewohner verzweifelt einen Job suchen. In den Griff bekommt man diese Probleme meist nur durch abreißen und erneut bauen, sofern man denn die Kohle dafür hat, denn die neuen Megatürme fressen nicht nur Platz, sondern auch das Budget. Problematisch wird es dann, wenn die Einwohner angeblich keine Arbeit haben oder nicht einkaufen und somit auch kein Einkommen mehr generieren. Was folgt, kennt man schon aus dem Hauptspiel: Die Sims ziehen wütend aus der Stadt, die Einnahmen sinken, die Versorgung wird lahmgelegt - aus Gründen, die man weder beheben noch nachvollziehen kann.

Auch die Verkehrsprobleme existieren weiterhin: Die Schwebebahn ist zwar nett anzuschauen, die Bevölkerung weigert sich aber fast permanent, sie zu benutzen und fährt dafür lieber mit dem Auto im Stau umher, weil sich die KI wieder weigert, eine etwas längere Hauptstraße zu benutzen und dafür lieber eine kleine Kreuzung nutzt, die gar nicht für so gigantische Massen gedacht war; da man allerdings nach wie vor keine normale Straße zu einer Haupstraße aufwerten kann, muss man quasi den kompletten Block niederreißen und neu aufbauen. Weitere Probleme wie das fehlerhafte Handling mehrere Gebiete und die Probleme bei den Versorgungswegen sind übrigens nach wie vor nicht ausgemerzt; auch plötzliche, nicht nachvollziehbare Schwankungen in den Bilanzen, die ohne Grund von einem fetten Plus in ein dickes Minus umschlagen, sind weiterhin existent. Städte der Zukunft? Optisch definitiv, spielerisch stecken wir immer noch in der Vergangenheit fest.



HerrBeutel

Fazit von Philipp:

Im Arbeitszeugnis würde an dieser Stelle ein "Sie waren stets bemüht" stehen. Ja, die neuen Gebäude sind unfassbar detailliert und schön anzuschauen, die Wahl, wie man seine Stadt nun ausrichten will klingt spannend und zumindest einige Änderungen der letzten Patches - wie Brücken und Tunnel - sind nötige Verbesserungen. Doch mit den Neuerungen bleiben trotzdem alte Probleme: Die Engine hat nach wie vor unverständliche Aussetzer, das Platzproblem wird durch die neuen Gebäude noch dringender und irgendwie hat man als Fan erneut das Gefühl, dass man das Geld auch gleich hätte verbrennen können. Zukunft hin oder her, die Probleme liegen nach wie vor schon im Kernkonzept.

Besonders gut finde ich ...
  • Hübsche neue Gebäude
  • Optisch vor allem nachts fantastisch
  • Neue Kartengebiete
  • Schwebebahn
Nicht so optimal ...
  • Engineprobleme
  • Merkwürdige KI
  • Wegfindungsprobleme
  • Kleine Karten
  • Fummeliger Megaturm-Bau
  • Berater sinnlos
  • Schlecht optimierte Mac-Version

Philipp hat SimCity: Städte der Zukunft auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

SimCity: Städte der Zukunft - Boxart
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  • Entwickler:Maxis Software
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Aufbau-Strategie
  • Plattform:PC
  • Release:14.11.2013

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 2 Gästen.
  • Darius
    #1 | 7. Januar 2014 um 11:08 Uhr
    Podcast ziehe ich mir später mal rein, aber insgesamt echt traurig was mit diesem SimCity passiert ist. Hab mich anfangs so geärgert und mit den Städten gequält und schneller weggelegt als sonstwas, und dass das mit Update 8 oder 9 und selbst dem doch recht teuren Add-On auch nicht sonderlich besser wird, lässt einen ja nur noch sprachlos zurück. Schade. Traurig. Seufz.

    Wenn ich da rüber zu Ubisoft blicke, mit den vielen, verhältnismäßig hochwertigen "Online"-Ablegern (Siedler, Anno, etc.) - würde ich mir ja glatt so eine Variante für SimCity wünschen. Aber das bekommt ja EA auch nicht auf die Pfanne, siehe C&C Einstampfung.

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