The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D - Review

Im Jahr 1998 machte sich ein junger Held auf, seine Prinzessin zu retten. Er zog sich die grüne Zipfelmütze auf, schlüpfte in das legendäre Heldengewand, brach das sagenumrankte Masterschwert aus dem Zeitenfels und reiste in die Zukunft. The Legend of Zelda: Ocarina of Time galt schon damals als Meilenstein der Spielegeschichte - es bleibt ein Meisterwerk, das noch Jahrzehnte später von der Branche verehrt wird. Als zwei Jahre später die Fortsetzung erschien, wurde sie gefeiert, aber über die Jahre hinweg geriet sie immer mehr in Vergessenheit - bis jetzt. Denn mit The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D beleben Nintendo und Grezzo das wohl bizarrste und ungewöhnlichste Zelda eindrucksvoll wieder. Aber kann das 15 Jahre alte Abenteuer den heutigen Standards überhaupt noch gerecht werden? Lest den Erfahrungsbericht eines Spielers, der auf dem Nintendo 3DS das erste Mal mit diesem altehrwürdigen Klassiker in Berührung kam.

Richtig gelesen: Ich habe Majora's Mask vorher noch nie gespielt. Und damit bin ich bestimmt nicht der einzige. Dass ich das Spiel damals verpasst habe, liegt nicht nur daran, dass ich zu dieser Zeit noch sehr jung war; ich hatte auch nie einen eigenen Nintendo 64 und habe selbst das große Ocarina of Time nur bei Freunden spielen und nicht beenden können. Von daher war meine Freude über das Remake von Majora's Mask für den Nintendo 3DS riesig, genau so groß wie vor dreieinhalb Jahren, als schon Ocarina of Time neu aufgelegt wurde. Der 3DS hat mir endlich die Möglichkeit gegeben, diese beiden Bildungslücken zu schließen. Und nachdem Ocarina of Time den Transfer in die heutige Zeit wunderbar überstanden hatte, war ich umso neugieriger darauf, herauszufinden, was es denn mit Majora's Mask auf sich hat. Was macht dieses Zelda so besonders? Woher kommt diese retrospektive Begeisterung? Ist das alles nur nostalgische Verblendung?


The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D
Der Mond droht auf die Erde zu stürzen - Link bleiben nur drei Tage, um die Welt zu retten.


Die finstere Fratze des Mondes



Nach dem Durchspielen weiß ich: Verblendung ist es nicht. Denn Majora's Mask hat zweifellos Qualitäten, die dem großen Namen "Zelda" würdig sind. Doch was dieses Abenteuer so besonders macht, das sind ausnahmsweise nicht die toll designten Dungeons, die cleveren Puzzles und die schön in Szene gesetzten Bosskämpfe. Ja, sicher: Majora's Mask bietet auch davon jede Menge! Ich habe das Meistern von Deku-, Eis- und den anderen beiden Tempeln wahnsinnig genossen und hatte richtig viel Spaß dabei, die Tempelwächter, also die Bossgegner, auszutricksen und ihnen ihre verzauberten Masken abzunehmen. Das ist alles genauso stark und durchdacht wie in Ocarina of Time und funktioniert genauso gut. Aber dieses Zelda wird durch ganz andere Aspekte und Eigenschaften außergewöhnlich: durch seine Spielwelt, durch seine Geschichte, durch die Ereignisse abseits der Mainquest, durch seine Musik und natürlich durch das omnipräsente Reisen in der Zeit.

Majora's Mask schließt direkt an das Ende von Ocarina of Time an, Link hat Hyrule verlassen. Auf dem Rücken von Epona reitet er ins Nirgendwo, bis er von einem seltsamen Kerl mit einer bizarren Maske angehalten und hinterrücks vom Pferd gestoßen wird. Der ungewöhnliche Schurke stiehlt die Okarina der Zeit - und auf dem Weg, das wertvolle Instrument zurückzuholen, wird deutlich, dass das nur der Beginn einer viel größeren Katastrophe ist. Das Horror Kid ist nämlich davon besessen, die Welt zu zerstören und den Mond vom Himmel zu holen. Nur drei Tage bleiben Link, um die Katastrophe zu verhindern - und da diese drei Tage unmöglich reichen, muss Link mit dem Lied der Zeit immer und immer wieder zum ersten Tag zurückreisen und den Kreislauf wiederholen. Es ist ein ungewöhnliches Konzept, das heute genauso einzigartig erscheint wie damals.

In Anbetracht des anstehenden Weltuntergangs erscheint die Spielwelt Termina ungleich düsterer und geheimnisvoller als man das von der Serie gewohnt ist. Man trifft auf mysteriöse und merkwürdige Gestalten wie das Horror Kid oder den Maskenhändler, der die verfluchte Majora-Maske um jeden Preis zurückgewinnen will. Und egal, in welchem Bereich der Spielwelt man sich herumtreibt, ob im Tal der Goronen, im vergifteten Sumpf oder in der zentralen Stadt Unruhstadt, immerzu wird man von der finsteren Fratze des Mondes beobachtet, dessen Entfernung zur Oberfläche mit jeder verstrichenen Stunde weiter schrumpft. Der Anblick ist faszinierend und verstörend zugleich - und etwas, das man bestimmt nicht so schnell wieder vergisst.


The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D
Majora's Mask ist ein stellenweise sehr düsteres Spiel und insgesamt ein ungewöhnliches Zelda.


Wettlauf gegen die Zeit



Dieses ganze Drumherum, diese düstere Atmosphäre macht Majora's Mask zu etwas Besonderem. Und dann sind da natürlich noch die Zeitreise-Mechanik und das stetige Gefühl, unter Druck zu sein: Am unteren Bildschirmrand läuft permanent eine Zeitleiste, die sich nicht pausieren lässt, die am dritten Tag zur zwölften Stunde den Einschlag des Mondes auf der Erde und damit das Ende der Welt bedeutet - damit es nicht soweit kommt, muss man immer wieder kurz vor der Katastrophe mit dem Lied der Zeit zum Beginn des ersten Tages zurückspulen. Hat man die Zeit zurückgesetzt, befindet sich selbstverständlich auch die Spielwelt wieder auf dem Stand Null, d.h. alle Nebenmissionen, Dialoge, Schatztruhen und Geheimnisse sind wieder an der gleichen Stelle wie zuvor - lediglich Links persönlicher Besitz und seine Erinnerungen (Fähigkeiten, gesammelte Masken, erlernte Lieder) bleiben erhalten. So kämpft man sich Stück für Stück durch die Spielwelt und die Dungeons, spult bei Zeitdruck zurück, teleportiert sich zum zuvor aktivierten Zeitpunkt und macht ab dieser Stelle weiter, schlägt sich durch die vier Tempel und gibt sein Menschenmöglichstes, um das Horror Kid aufzuhalten und die Welt, einschließlich Termina, vor der ungewollten "Mondlandung" zu retten.

Der permanente Zeitdruck und das nötige Zurückspulen mag den einen oder anderen stören, für manche hemmt es gar die Erkundungsreize, ich jedoch empfinde das System als hervorragend umgesetzt und geradezu als motivierend - zumal man von der Vogelscheuche schon früh im Spiel ein Lied erlernt, mit dem man die Zeit verlangsamen oder schneller vergehen lassen kann. Ersteres ist extrem praktisch für Dungeons oder die erwähnte Erkundung der mit Geheimnissen gespickten Spielwelt - letzteres ist elementar für die vielen spannenden Nebenmissionen, deren Questgeber man nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten antreffen kann. Das klingt doof, fügt sich aber harmonisch in die Erzählung ein und stört im Gameplay kaum.

Bei all meiner Begeisterung für die generelle Aufmachung von Majora's Mask darf aber nicht vernachlässigt werden, dass der inhaltliche Part dem in nichts nachsteht. Zwar gibt es nur vier Dungeons - für Zelda-Verhältnisse recht wenig, wie ich finde -, doch ist die Spielwelt vollgestopft mit Möglichkeiten und gerade der Vorlauf der Tempel ist sehr umfangreich und spannend, zumal Zelda spielerisch wieder alle Register zieht und innerhalb und außerhalb der Dungeons mit trickreichen Rätseln und anspruchsvollen Kämpfen aufwartet. Cool ist auch der Einsatz der Masken: Durch Aufsetzen von Deku- oder Zora-Maske verwandelt sich Link in eine komplett andere Figur mit völlig unterschiedlichen Fähigkeiten und bei über 20 Masken könnt ihr euch bestimmt ausmalen, was damit spielerisch alles möglich ist. Abgesehen davon könnt ihr euch Majora's Mask als ein "normales" 3D-Zelda im Stil von Ocarina of Time vorstellen - was absolut nur positiv zu verstehen ist.


The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D
Spielerisch zieht Zelda alle Register: Es gibt komplexe Dungeons, gute Puzzles und tolle Bosskämpfe.


Und heute so?



So viel zum Spiel selbst - ausführlicheren Worten bedarf es nicht, um meine Verzückung über die inhaltlichen Werte von Majora's Mask auszudrücken. Doch wie sieht es nun mit der technischen Umsetzung des Remakes aus? Vergleiche zum Original kann ich selbstverständlich mangels Vorkenntnissen keine ziehen, aber was ich euch sagen kann, ist, dass dieses Spiel wirklich sehr schön aussieht. Wie schon bei Ocarina of Time 3D sind die Texturen größtenteils scharf, die Animationen herrlich flüssig und das Gesamtbild in Verbindung mit dem schicken Artdesign einfach toll anzusehen. Auch die Steuerung und Inventarverwaltung funktionieren 1:1 so wie im anderen 3DS-Remake: Auf dem Touchscreen durchsucht man bequem das Inventar, setzt Gegenstände und Masken auf Schnellzugriffe, und mit der linken Schultertaste richtet man die Kamera aus. Klappt alles wie vor dreieinhalb Jahren schon und damit nach wie vor ganz gut - die Kamerasteuerung kann in engen Räumen allerdings mal ein bisschen anstrengend werden und sobald man mehr als vier Items innerhalb eines Dungeons braucht, gerät das Inventarsystem mit seinen vier Schnellzugriffen an seine Grenzen. Dann muss man doch häufiger in das Inventar zurück und die Zugriffe jedes Mal neu besetzen - das ist lästig und hätte mit einem oder zwei Feldern mehr auf dem Touchscreen besser gelöst werden können.

Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte das Spiel übrigens unbedingt auf dem New Nintendo 3DS spielen; die freie Kameradrehung mit dem C-Stick geht wesentlich bequemer und effizienter von der Hand und natürlich ist auch das mitschwenkende 3D dem der alten Modelle überlegen. Davon abgesehen ist es egal, welches Handheld-Modell ihr für Majora's Mask 3D auswählt. Die Hauptsache ist, dass ihr diesem einzigartigen und bedeutenden Zelda eine Chance gebt, denn eine bessere Gelegenheit, das Spiel nachzuholen, werdet ihr in nächster Zeit nicht finden. Ich bin jedenfalls richtig froh darüber, diese zweite Chance bekommen zu haben.



Tim

Fazit von Tim:

Dieses Spiel ist verdammt gut gealtert! Das erkenne ich sogar, ohne das Original jemals auch nur gesehen zu haben - anders lässt es sich nicht erklären, wieso ich für ein immerhin schon 15 Jahre altes Spiel solche Begeisterung verspüre. Und dabei geht es mir in erster Linie nicht mal um das tolle Dungeon-Design, sondern vielmehr um die Art und Weise, wie sich Majora's Mask präsentiert und wie es aufgebaut ist. Es fühlt sich richtig gut an, nach all den fröhlichen und bunten Zeldas der letzten Jahre eines zu spielen, das düster ist und geheimnisvoll wirkt, das stellenweise gar leichten Gruselflair aufkommen lässt. Außerdem finde ich das erzählerische Konzept des sich immer wiederholenden Kreislaufs richtig spannend - und dass der spielerische Konterpart das auch noch motivierend umsetzt, ist umso beeindruckender. The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D ist ohne Wenn und Aber ein Spiel, das in jede 3DS-Bibliothek gehört und mir sogar einen Tacken besser gefallen hat als das hochgelobte Ocarina of Time - gerade wegen seines bizarren Settings.

Ein gutes Remake eines ausgezeichneten Spiels: Auch nach 15 Jahren ist dieses Zelda faszinierend wie verstörend zugleich und spielerisch so unterhaltsam wie eh und je.

Besonders gut finde ich ...
  • ausgefallenes Szenario mit herabstürzendem Mond
  • einzigartiges, gut umgesetztes Zeitreise-Konzept
  • gelungenes Dungeon-Design und tolles Drumherum
  • etliche Nebenmissionen, Geheimnisse & Schätze
  • Maskenwechsel-Mechanik für mehr Komplexität
  • technisch durchweg überzeugende Neuauflage
  • Zelda-typisch fantastische Musikuntermalung
Nicht so optimal ...
  • Touchscreen besitzt zu wenig Schnellzugriffe
  • Zeitreise geht mit Wiederholungen einher

Tim hat The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D auf dem Nintendo 3DS gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.

The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D - Boxart
  •  
  • Entwickler:Grezzo
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:3DS
  • Release:13.02.2015

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