Final Fantasy X/X-2 HD - Review

Final Fantasy X war eines dieser Spiele, welche mich schon früher auf der PlayStation 2 schwer beeindrucken konnten. Ohne sich zu weit aus dem Fenster lehnen zu müssen, kann man behaupten, dass der zehnte Teil der überaus beliebten Rollenspiel-Reihe einen Meilenstein der PS2-Ära darstellte. Umso mehr freute ich mich auf die Neuveröffentlichung dieses Juwels für die PlayStation 4. Und auch heute konnte ich die Reise mit meinen Helden durch die Welt von Spira genießen - obwohl das Abenteuer immer noch ein paar kleine Schönheitsfehler aufweist. Welche das sind, erläutere ich euch in meiner Review zur Collection.

In der Rolle des Blitzball-Starspielers Tidus, welcher bei den Zanarkand Abes unter Vertrag steht, starte ich meine Reise in die Welt von Spira. Zunächst von Fans umjubelt, taucht während eines Blitzballspiels ein riesiges Seeungeheuer auf, das die Heimatstadt des noch jungen und unerfahrenen Helden zerstört. In einer imposanten CGI-Zwischensequenz verschlingt das Ungeheuer nicht nur Teile der Stadt, sondern auch Tidus, welcher in einer für ihn komplett neuen Welt wieder erwacht. Dort erfährt er über Umwege, dass er knapp 1000 Jahre in die Zukunft gereist ist und nun keinen größeren Wunsch hegt, als zurück in seine Heimat zu reisen. Doch schnell begreift er, dass sich dieses Unterfangen schwieriger gestaltet als zunächst angenommen. Nach einem kurzen Intermezzo mit den Al Bhed, einem eher unbeliebten Volk in Spira, trifft Tidus nach einem weiteren unfreiwilligen Treffen mit dem Seeungeheuer auf Wakka. Dieser ist Team-Captain der Besaid Aurochs, die ein Blitzball-Team für das große Turnier in der nächstgrößeren Stadt Luca aufstellen. Wenngleich Tidus also knapp 1000 Jahre in die Zukunft gereist ist, bestehen zwischen seinem Zanarkand und Spira durchaus Verbindungen.

Nach einigen Kämpfen trifft unser Held auf das Medium Yuna, das ihn schon beim ersten Treffen durch ihre Art und Weise verzaubert. Da Wakka und seine Begleiter hoffen, dass Tidus in Luca auf alte Bekannte trifft, schleifen sie den selbsternannten Blitzball-Starspieler erstmal mit. Doch was ihn und seine Gefährten auf dieser Reise quer durch ganz Spira erwartet, ahnt zunächst niemand. Yuna hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den mächtigen Sin, so der Name des Ungeheuers, zu besiegen und so die Bewohner des Kontinents zumindest für einige Zeit vom Leid und Tod zu befreien. Im Laufe der Reise kommen allerdings immer mehr Details darüber ans Licht, wer Sin wirklich ist, warum er alles zerstört und weshalb es ausgerechnet unseren Helden Tidus erwischt hat.


Final Fantasy X/X-2 HD
Das Kampfsystem erfolgt rundenbasiert und lässt genug Raum für ausgeklügelte Taktiken.


Das Sphärobrett & rundenbasiertes Kampfsystem



Serientypisch treffen unsere Helden auf ihrer Expedition immer wieder auf Monster, welche aus dem Weg geräumt werden müssen. Diese Kämpfe werden zufällig generiert, wobei jedes Gebiet nur über einen festgelegten Pool an verschiedenen Gegnertypen verfügt. Da die Auseinandersetzungen komplett rundenbasiert ablaufen, verfüge ich stets über genug Zeit, um den nächsten Zug genauestens planen zu können. Sobald meine Charaktere ihre Attacken ausgeführt haben, ist jeweils immer der Feind an der Reihe. Über die Schultertasten ist es mir außerdem möglich, weitere Gefährten in den Kampf einzuwechseln. Allerdings kämpfen immer nur maximal drei Charaktere gegen einen oder mehrere Widersacher. Des Weiteren verfügt jeder der Helden über eine sogenannte Extase-Leiste, welche sich bei Schaden gegen uns immer weiter auflädt. Ist diese Leiste voll aufgeladen, stehen an den jeweiligen Charakter angepasste Spezial-Attacken zur Auswahl, die ein Vielfaches an Schaden verursachen.

Trotzdem sollte die Wahl der agierenden Kämpfer bewusst gewählt sein. Gegen einen Wasserpudding ist so beispielsweise ein Zauberangriff weitaus effektiver als unüberlegt mit dem Schwert drauf zu hauen. Diesem Umstand geschuldet muss während der Kämpfe immer wieder variiert und je nach Gegnertyp fleißig hin und her gewechselt werden. Ist der Kampf dann doch mal komplett aussichtslos, kann das Medium Yuna eine Bestia in den Kampf rufen. Diese mächtigen Monster haben nicht nur erhöhte Angriffswerte, sondern ziehen auch den ganzen Schaden auf sich. Während des Einsatzes eines dieser freundlich gesinnten Ungeheuers sind alle im Kampf eingewechselten Charaktere nämlich im Hintergrund und kommen nicht zum Einsatz. Dennoch erhält jeder am Kampf teilgenommene Kämpfer Erfahrungspunkte; einen Sieg natürlich vorausgesetzt.

Diese Erfahrungspunkte können dann auf dem sogenannten Sphärobrett in Attributssteigerungen umgewandelt werden. Hier greift das wohl ausgeklügelteste Skill-System der letzten Jahre: Jeder unserer Begleiter verfügt über eine Art Spielbrett mit vielen kleinen Feldern. Sobald genug Erfahrungspunkte gesammelt wurden, darf sich einen Schritt fortbewegt und eines der Felder aktiviert werden, was beispielsweise die HP oder Angriffswerte um ein Vielfaches erhöht. Auf dem Brett gibt es allerdings immer wieder Abzweigungen, weshalb bei der Charakterentwicklung genau darauf geachtet werden sollte, welcher Weg eingeschlagen wird, da sonst für spätere Gegner eventuell unverzichtbare Attacken schlichtweg nicht erlernt werden. Eine falsche Entwicklung unserer Begleiter kann daher zur Folge haben, dass die unzähligen Bosskämpfe besonders in der ersten Hälfte des Spiels zur fast unlösbaren Mammutaufgabe werden. Doch selbst wenn Tidus & Co. hoch genug gelevelt sind, wird in den Kämpfen meist die richtige Taktik vorausgesetzt.


Final Fantasy X/X-2 HD
Yuna beschwört die Feuer-Bestia Ifrit.


Lineare Reise durch Spira



Die Reise durch Spira führt mich weitestgehend durch lineare, aber stets abwechslungsreiche Welten. Erst im späteren Spielverlauf öffnet sich die Karte etwas. Mit dem Flugschiff, welches gegen Ende des Spiels freigeschaltet wird, gibt es außerdem die Möglichkeit, fast alle storyrelevanten Schauplätze ein weiteres Mal zu bereisen, bei denen es selbst zu diesem Zeitpunkt noch viel zu entdecken gibt. So müssen bestimmte Monsterarten für die Monsterfarm gefangen werden, wo vom Besitzer aus den gefangenen Exemplaren eine Art Super-Monster des gleichen Typs mit wesentlich mehr Angriffskraft und HP als die der im freien Spiel anzutreffenden Gegner gezüchtet wird. Um diese schlussendlich besiegen zu können, bedarf es einiger wichtiger Fähigkeiten und Waffen- sowie Rüstungsskills. Diese können über das Umbau-Menü mit den nötigen Items an die Bedürfnisse des jeweiligen Kämpfers angepasst werden. Wer damit nichts anfangen kann, hat darüber hinaus die Möglichkeit, eines der unzähligen Minispiele zu erledigen. So können wilde Chocobos gefangen, auf Schmetterlingsjagd gegangen oder im Reich der Kaktoren die zehn Wächter gesucht werden, welche in der Wüste von Sinubia einen mächtigen Sandsturm kontrollieren. Hier zeigt sich, welche Liebe die Entwickler schon damals in die Welt von Spira gesteckt haben.

Selbst die Sportart Blitzball ist voll ins Spiel integriert. Folglich ist es möglich, neue Spieler anzuheuern, eine Mannschaft zu bilden und mit dieser in Liga- sowie Pokalspielen gegen andere Teams anzutreten. Allein in diesem motivierenden Spielmodus kann man sich zahllose Spielstunden lang verlieren.


Schöne neue Welt



Dass Final Fantasy nach über zehn Jahren noch schön anzusehen ist, ist der exzellenten Arbeit des Remaster-Teams von Square Enix zu verdanken. Alle wichtigen Hauptcharaktere haben komplett neue Modelle spendiert bekommen und stehen so ihren aktuellen Pendants aus anderen Spielen in nichts nach. Leider sind viele NPCs dagegen in der PS2-Zeit zurückgeblieben. Dafür hat immerhin jedes Monster ein neues Modell verpasst bekommen. Trotz dieser grafischen Verbesserungen läuft das Spiel stets in gestochen scharfen 1080p mit konstanten 30fps. Die nervigen PAL-Balken, welche das Originalspiel beschmutzt haben, gehören ebenso der Vergangenheit an wie die nervigen Bildrateneinbrüche der damaligen europäischen Version, welche mit nur 24fps gelaufen ist. Neben den optischen Verbesserungen hat Square Enix zudem mächtig am Soundtrack geschraubt. So ist es möglich, zwischen dem aus der Feder von Junya Nakano, Masashi Hamauzu und dem legendären Nobuo Uematsu stammenden Original Soundtrack von 2001 oder dem komplett neu aufgenommenem Soundtrack zu wählen. Dieser ist schon damals derart bahnbrechend gewesen, dass ein Teil der Songs des japanischen Sängers Ritsuki Nakano sogar auf CD erschienen ist. Selten ist ein Soundtrack so im Kopf geblieben wie der von Final Fantasy X und auch die überarbeitete Version lässt Fan-Herzen höher schlagen.


Die Weiterführung einer Geschichte



Als erster Teil der Final-Fantasy-Reihe hat Teil Zehn einen direkten Nachfolger bzw. Ableger spendiert bekommen. Jener knüpft direkt an die Ereignisse des Vorgängers an und lässt mich in die Rolle von Yuna, Rikku & Payne schlüpfen. Mit den drei Damen mache ich mich als sogenannter Sphäro-Hunter auf die Suche nach einem gewissen jungen Mann, der im zehnten Teil noch eine Hauptrolle inne hatte. Des Weiteren versuchen mehrere politische Gruppierungen Spira nach ihren Vorstellungen und Wünschen aufzubauen. Trotz der ernster scheinenden Thematik kommt der Ableger wesentlich lockerer als das Hauptspiel daher. Das Spiel wirkt poppiger und die plötzliche Wandlung von Yuna ist unter Fans auch heute noch umstritten. Doch nicht nur hier veränderte Square Enix zur damaligen Zeit das Szenario. Während die Kämpfe im zehnten Teil noch rundenbasiert erfolgten, warf man dieses System über Bord und besann sich auf die Wurzeln der Serie zurück. Nun geht es im Active-Time-Battle gegen zahlreiche Monster und Bossgegner. Je nach ausgewählter Attacke benötigt jede unserer Kämpferinnen eine gewisse Abklingzeit, bis der nächste Angriff ausgeführt werden kann. Diese Änderung lässt die Kämpfe wesentlich hektischer werden und erlaubt nicht viel Freiraum für ausgeklügelte Taktiken.


Final Fantasy X/X-2 HD
Die herausragenden CGI-Sequenzen beeindrucken auch heute noch.


Zeit für einen Kostümwechsel



Da nur noch drei Kämpferinnen zur Verfügung stehen, gibt es nun als Ausgleich verschiedene Kostüme zur Auswahl, welche wiederum an verschiedene Fähigkeiten gekoppelt sind. Ein ähnliches System wurde im Übrigen leicht abgewandelt neulich bei Final Fantasy XIII: Lightning Returns angewandt. Ebenso wurde das Sphärobrett über Bord geworfen: Die Heldinnen leveln und erlernen ihre Fähigkeiten komplett automatisch. Durch die Kostümwechsel verfügt somit jede der drei Kämpferinnen quasi über so gut wie jede verfügbare Fähigkeit.

Während unsere drei Heldinnen also mit dem Flugschiff durch die Welt von Spira unterwegs sind und dabei eine Mission nach der anderen erledigen, fällt die Story die meiste Zeit flach. Leider knüpft die Erzählstruktur hier nicht an die des direkten Vorgängers an und kommt erst sehr spät in Fahrt. Im Grunde handelt es sich bei diesem Ableger um eine nette Dreingabe, die aber eigentlich niemand wirklich gebraucht hätte. Dennoch kann auch dieses Spiel über mehrere Stunden hinweg auf solidem Niveau unterhalten, sofern man sich mit dem neuen Kampfsystem und den wirren Nebenquests anfreunden kann.

Technisch bewegt sich auch diese Version auf einem hohen Niveau. Geschmälert wird der Gesamteindruck hier ebenfalls dadurch, dass viele der bereits vorhandenen Gegenden nochmal eingesetzt wurden und komplett neue Gebiete sehen technisch schwächer aus. Darüber hinaus greift hier der Umstand, dass einige NPCs optisch in der PS2-Zeit hängengeblieben sind. Dennoch fällt der Unterschied nicht ganz so stark auf, da schon die damalige PlayStation-2-Version einen großen technischen Schritt nach vorn gemacht hatte.




Predator

Fazit von Kevin:

Final Fantasy X ist ein Spiel, welches ich jedem Fan der Serie ans Herz legen möchte. Die herausragend erzählte und komplett auf englisch vertonte Story fesselt vom ersten Moment an. Die grandiosen CGI-Sequenzen sehen selbst heute, über zehn Jahre nach Release, beeindruckend aus. Alleine der erste Teil der Collection bietet mit seinen 30 Stunden Spielzeit eine Qualität, die andere Spiele heute bei weitem nicht erreichen. Und wer Lust hat, auch nach der Story noch einiges zu erledigen, bekommt genug Endgame-Content spendiert, der noch weitere 100 Stunden auf hohem Niveau unterhalten kann.

Dabei fällt fast gar nicht auf, dass die Weiterführung des zehnten Teils ebenfalls Teil dieser Collection ist. Die Fortführung der Geschichte war die erste Erweiterung in der Serie überhaupt. Final Fantasy X-2 versucht dabei einiges anders und moderner zu machen und knüpft aus vielerlei Hinsicht spielerisch nicht an die Qualität des großen Hauptspiels an. Hier wurde leider einiges an Potenzial verschenkt. Überaus gerne hätte ich ein ebenbürtiges Abenteuer mit Yuna & Co. erlebt.

Die Final Fantasy Collection ist für jeden Fan von JRPGs und der Reihe ein absolutes Must-Have. Beim zehnten Teil handelt es sich nach Teil Sieben um einen der besten Titel der kompletten Serie. Nie war eine Story emotionaler und packender erzählt als diese!

Besonders gut finde ich ...
  • packend erzählte Story
  • neu modellierte Charaktere
  • scharfe Texturen
  • geniale Effekte
  • fantastischer Soundtrack
  • hervorragendes Kampfsystem (FF-X)
  • mehr als über 100 Stunden Spielzeit (FF-X)
  • etliche Geheimnisse, die es zu entdecken gilt
  • Blitzball spielbar
  • Minispiele abseits der Story
  • keine nervigen PAL-Balken mehr
  • solide englische Sprecher
  • beeindruckende CGI-Sequenzen
  • Cross-Save mit PS3&PS-Vita
  • Last-Mission erstmals für EU-Spieler verfügbar (FF-X-2)
Nicht so optimal ...
  • NPCs in PS2-Zeit hängen geblieben
  • Soundtrack startet nach jedem Kampf neu
  • etwas zu linearer Spielverlauf (FF-X)
  • teils unnötiges gegrinde (FF-X)
  • neue Orte wurden grafisch nicht überarbeitet (FF-X-2)
  • nervige Nebenquests (FF-X-2)
  • keine Änderungen am Soundtrack (FF-X-2)
  • schlechte deutsche Übersetzung (beide Titel)

Kevin hat Final Fantasy X/X-2 HD auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Square Enix zur Verfügung gestellt.

Final Fantasy X/X-2 HD - Boxart
  •  
  • Entwickler:Square Enix
  • Publisher:Square Enix
  • Genre:JRPG
  • Plattform:PC, PS3, PS4, Xbox One, Switch, PSVita
  • Release:21.03.2014
    (PS4) 15.05.2015
    (PC) 12.05.2016
    (Xbox One, Switch) 16.04.2019

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