Toren - Review

Da Videospiele den Anspruch erheben, als anerkannte Kunstform betrachtet zu werden, kann es natürlich auch vorkommen, dass man das Werk des Künstlers nicht versteht oder dessen künstlerischen Wert nicht teilen kann. Toren vom brasilianischen Indie-Entwickler Swordtales ist so ein Werk und ich bin der Spieler, der nicht versteht, was mir das kurze Action-Adventure sagen möchte. Die Geschichte rund um Moonchild klingt auf den ersten Blick durchaus interessant und ein klein wenig fühlt man sich sicherlich auch an Titel wie ICO erinnert, doch der vermeintlich schöne Schein trügt.

Das Spiel schlummert bereits seit drei Jahren in unserer Datenbank und rein optisch hat es sich seit damals kaum bis gar nicht weiterentwickelt, wenn man die damaligen Screenshots mit dem nun veröffentlichten Spiel vergleicht. Sicherlich mag das ein eigener Stil sein, besonders hübsch ist dieser jedoch nicht. Doch das ist nicht das einzige Problem, das ich mit dem Spiel habe.


Düsteres Fantasy-Adventure?



Swordtales bewirbt sein Debütwerk als "düsteres Fantasy-Adventure" in einer "rätselhaften und zeitlosen Welt" und betont immer wieder gerne, dass das Spiel "bereits mehrfach für seinen aufregend schönen und unverwechselbaren Stil ausgezeichnet wurde". Ich würde den Stil schlicht mit "technisch veraltet und hässlich" beschreiben, aber wir wollen uns mal nicht an der Grafik aufhängen. Zu Beginn spielen wir eine Frau, die mit einem Schwert bewaffnet gegen einen Drachen kämpft oder es zumindest versucht, denn sie scheitert kläglich. Der Drache ist ihr überlegen und verwandelt die Kriegerin zu Stein. Doch scheinbar gibt es eine Wiedergeburt und an diesem Punkt treten wir auf den Plan. Als Kleinkind krabbeln wir zunächst einem Vogel hinterher, um nach weniger als einem Wimpernschlag als kleine Teenagerdame vor einem weisen alten Mann zu stehen. Dieser erklärt uns grob die Story-Hintergründe des Spiels. Toren ist ein alter Turm und wir müssen diesen als Moonchild erklimmen und den eingangs erwähnten Drachen töten, um die Welt zu retten - oder sowas in der Art.

Die Entwickler beschreiben dies so: "Auf deiner Reise wirst du Schriftrollen mit Gedichten finden, die die Geschichte und den Ursprung Torens erzählen. Im Lauf des Spiels wächst die Spielfigur vom Kleinkind zur Erwachsenen heran: Alle Lebensphasen und Lernerlebnisse bieten neue Spielmechaniken und Herausforderungen." Leider wird hier mehr versprochen als das Spiel schlussendlich zu bieten hat und auch die weiteren Features sind eher blumige Versprechen.


Toren
Optisch wirkt Toren leider selten hübsch (PS4-Version).


Wir bewegen uns mit Moonchild mehr schlecht als recht durch den Turm und die Umgebung drumherum - fallen in isolierte Traumpassagen, in denen wir alte Zeichen mit Sand auffüllen, damit uns eine alte Magier-Erscheinung weitere Storyhappen präsentiert. Auch ein Ritter, den wir durch verschiedene Ferngläser erblicken, hält Fetzen der Story für uns parat. So richtig schlau werde ich daraus jedoch nicht. Die eher lieblose Präsentation weckt in mir auch kein wirkliches Interesse oder einen Hauch von Spannung. Schade.

Auch das Gameplay, welches mit "Rätseln und spannenden Kämpfen" beschrieben wird, ist eher ein Witz. Die Rätsel bestehen im gesamten rund 2-3 Stunden andauernden Spiel im Wesentlichen aus den bereits oben erwähnten "Fülle-Sand-in-Formen"-Passagen oder aus dem schlichten Folgen des Weges. Knifflige Kopfnüsse oder halbwegs anspruchsvolle Aufgaben, die man als Rätsel bezeichnen könnte, sucht man vergebens. Die versprochenen "spannenden" Kämpfe gibt es gleich gar nicht. Kleine kugelförmige Biester, die man mit einem Schwerthieb wegkegelt, sind eher lästiges Beiwerk. Einzig den Kampf gegen den Drachen selbst kann man als solchen bezeichnen, doch dieser beschränkt sich darauf, dass man sich hinter einem Zwerg mit Schild versteckt, Blöcke verschiebt und dem Drachen im richtigen Moment ein paar Schwerthiebe verpasst. Das wiederholt sich einige Male, bis das Abenteuer mit dem Tod des Monsters beendet ist.

Am Ende sitze ich fragend und eher enttäuscht vor dem Bildschirm. Fragend auch deshalb, da auf Steam zahlreiche positive Bewertungen abgegeben wurden. Teilen kann ich Kunstbanause diese Meinungen augenscheinlich nicht. Technisch läuft die PS4-Version zumindest halbwegs rund, auch wenn der Lüfter gelegentlich ganz schön aufdreht - was bei den verwaschenen Texturen und allgemeiner Low-Grafik schon verwundert. Von Abstürzen und Glitches, die vereinzelte Kollegen heimsuchten, wurde ich zum Glück verschont.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

Als ich Toren vor drei Jahren entdeckte, fühlte ich mich an ICO erinnert und wartete seither gespannt auf Neuigkeiten und eine Veröffentlichung. Obwohl keine großen Erwartungen vorherrschten, ist die Enttäuschung dennoch nicht zu leugnen. Toren sieht nicht nur optisch wenig überzeugend aus, was wohl dem eigenen Stil mit niedrig aufgelösten und verwaschenen Texturen geschuldet ist, auch spielerisch herrscht Ratlosigkeit auf meiner Seite. Die Geschichte um das Mädchen Moonchild und ihr Abenteuer klangen spannender als es das rund 2-3 stündige Spiel schlussendlich ist. Der Kampf gegen Monster ist ein Witz und die Rätsel wirken auf mich geradezu wie lieblose Pausenfüller. Einzig der Soundtrack kann bei mir punkten und versprüht stellenweise den Charme, den das Spiel einst vermittelt hat. Schade. Auch bei einem Preis von gerade einmal 10 Euro - eine Empfehlung kann ich für das Spiel nicht aussprechen.

Besonders gut finde ich ...
  • stimmiger Soundtrack
Nicht so optimal ...
  • wirre Präsentation der Story
  • technisch veraltet und optisch keine Augenweide
  • Umfang fällt mit 2-3 Stunden sehr gering aus
  • Rätsel und spannende Kämpfe gegen Monster? Fehlanzeige.

Darius hat Toren auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Versus Evil zur Verfügung gestellt.

Toren - Boxart
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  • Entwickler:Swordtales
  • Publisher:Versus Evil
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, PS4
  • Release:12.05.2015