Uncharted: The Nathan Drake Collection - Review

Kaum eine Konsolen-Generation hat wohl so viele Remastered-Editionen hervorgebracht wie die aktuelle. Viele Spieler sind mittlerweile müde geworden, müde vom immer gleichen, müde von aufgewärmten Spielen vergangener Tage, die nur durch eine bessere Auflösung begeistern sollen. Sie wollen Neues! Doch viele begrüßen diese Neuauflagen auch, sei es, weil man "früher" nicht zum Zuge kam oder ein großartiges Spiel schlichtweg heute (nochmal) erleben möchte. Mit der Uncharted: The Nathan Drake Collection packen Sony, Naughty Dog und die Port-Experten von Bluepoint Games die PlayStation Action-Adventure-Reihe in eine Trilogie-Edition, die seinesgleichen sucht.

Mein Einstieg in die Uncharted-Serie begann 2009 mit Uncharted 2: Among Thieves und ich war regelrecht begeistert, was mir Naughty Dog hier präsentiert hat. Damals™ hatte ich erst wenige Spiele auf der PlayStation 3 gespielt und war wahrlich geflasht von all dem Gesehenen und Erlebten. Der erste Teil wurde nur angespielt und der dritte Teil kam für mich leider zu spät, denn vor dem Release Ende 2011 hatte ich meine PS3 bereits verkauft. Für mich – und wohl auch für alle die noch gar keinen der Teile gespielt haben – ist dieses Remastered-Paket für die PS4 also geradezu ideal, um "Verpasstes" nachzuholen. Im Vorfeld von Uncharted 4: A Thief’s End und dem anstehenden Release von Rise of the Tomb Raider für die Xbox One, habe ich die vergangenen Tage also einen regelrechten Uncharted-Marathon hingelegt und alle drei Teile "am Stück" durchgezockt. Wahnsinn!


Uncharted: The Nathan Drake Collection
Nathan Drake und Sully in jungen Jahren - der Beginn einer Freundschaft.


Gut gealtert, bestmöglich optimiert



Der offensichtlich verpasste Einstieg in die Serie, Uncharted: Drake’s Schicksal, hat mich gleichermaßen begeistert und ernüchtert. Zum einen finde ich, dass das acht Jahre alte Spiel sehr gut gealtert ist und das Team von Bluepoint Games beim Remaster saubere Arbeit geleistet hat, auch wenn man dem Spiel natürlich größtenteils das Alter nicht absprechen kann und ansieht. Dennoch, optisch macht das Ganze noch immer eine gute Figur und braucht sich teilweise selbst vor aktuellen Titeln nicht zu verstecken. Technik-Eckdaten wie 1080p und 60 Bilder pro Sekunde (FPS) darf man an dieser Stelle sicherlich mal einstreuen. Dass heutige Blockbuster mit noch knackigeren Texturen und weiteren Verbesserungen daherkommen, sollte klar sein.

Spielerisch bin ich aber, ob der Erwartung aus dem zweiten Teil, quasi aus allen Wolken gefallen. Das Ballern war zwar schon in "Unter Dieben" omnipräsent, doch derartig exzessiv hatte ich das nicht in Erinnerung. Viel schlimmer noch, die zwischendurch eingestreute Story kam so gar nicht in Fahrt. Erst im letzten Drittel wird es mal halbwegs interessant und da nervten mich dann schon wieder andere Dinge. Außerdem hatte ich am Ende, nach all den "Muss alle töten" Sequenzen, nicht schlecht gestaunt, als mir die spielinterne Statistik eine Gesamtspielzeit von gerade einmal 6 Stunden bescheinigte. Was ist denn hier passiert?!

Das erneute Durchspielen von Uncharted 2: Among Thieves, diesmal in der Remastered-Version, bestätigt mir aber erneut, ich lag seinerzeit mit meiner Review genau richtig. Naughty Dog hat hier vieles verbessert und eine spannendere Geschichte erzählt. Das ganze Abenteuer ist viel harmonischer und mit mehr Abwechslung gestaltet und viel besser inszeniert, als es rückblickend noch im ersten Teil der Fall war. Kaum zu vergleichen, möchte ich fast behaupten. Hätte ich die Serie mit dem ersten Teil begonnen, wäre ich womöglich kein Fan geworden.

Der Abschluss im dritten Teil setzt die Qualität fort, auch wenn unsere Review seinerzeit kritischere Töne versprühte und nicht jeder einer Meinung war. Immer noch überraschend ist für mich die Spielzeit bei allen Teilen. Denn mit rund 8 Stunden kommen auch die beiden letzten Teile auf dem Papier eher mäßig davon. Gefühlt ist man hier jedoch 10-15 Stunden unterwegs und kann real durch Herausforderungen und das Sammeln von Erfolgen etwas mehr herauskitzeln. Der Multiplayer-Modus ist in der Collection für alle drei Teile nicht integriert, was ich verschmerzen kann.


Uncharted: The Nathan Drake Collection
Manchmal bleibt auch Zeit zum Verschnaufen.


Großartige Geschichten, Schauplätze und Erlebnisse



Es macht womöglich keinen Sinn jedes einzelne Spiel der Trilogie-Collection nochmal in seine Einzelteile aufzudröseln, schließlich haben wir das bereits vor Jahren bei den Originalen gemacht. Aber, natürlich ist es sinnvoll nochmal auf die einzelnen Abenteuer und das große Ganze einzugehen. Gemeinsam mit Nathan Drake erlebt ihr drei unterschiedliche Spiele vor großartiger Kulisse, die zwar immer dem gleichen Erfolgsrezept folgen, doch durch die Handlung und Story immer wieder zu überraschen wissen. Das wirklich coole an der Serie sind für mich aber nicht nur die unzähligen Schauplätze und die spannend inszenierten Geschichten, sondern die Tatsache, dass man quasi nie alleine ist. Ganz gleich ob Nate mit seinem Entdecker und Freund Victor "Sully" Sullivan, mit Elena Fisher, Chloe Frazer oder anderen unterwegs ist. Stets wird das Solospiel zu einem Koop-Erlebnis.

Das sorgt nicht nur für mehr Unterhaltung und die klassischen Dialoge der Serie, sondern fördert auch das Zusammenspiel und die Bindung zu den Charakteren. Ein Ziel, Charaktere die uns wichtig sind, ein Bösewicht, eine geheimnisvolle Reise und jede Menge Action sind dann auch die Zutaten von Naughty Dog, welche sie in jedem Teil geschickt einsetzen. Dass dabei die Story im ersten Teil zu kurz kommt, will ich an dieser Stelle mal verzeihen, denn schließlich bekommen wir schon bald einen weiteren spendiert.

Alles dreht sich um Sir Francis Drake, dem vermeintlichen Vorfahren von Nate, und einer Mission für die englische Krone. Diese führt uns seit dem ersten Teil um die ganze Welt und wird uns womöglich auch im vierten Teil beschäftigen. Die Suche nach dem sagenumwobenen Schatz von El Dorado, das Abenteuer auf den Spuren von Marco Polo oder ein Abstecher nach Syrien und dem Jemen um das "Atlantis der Wüste" zu entdecken. Jedes Spiel bietet uns eine in sich abgeschlossene Geschichte, die uns an allerlei spannende und interessante Orte verfrachtet, und dabei gebannt an den DualShock-Controller und vor den Bildschirm fesselt.


Uncharted: The Nathan Drake Collection
Nathan Drake und die Frauen - ein Thema für sich.


Never change a running system



Ihr kennt das, ein "perfekt funktionierendes System" würdet wohl auch ihr nicht grundlegend ändern, sondern versuchen es vielmehr durch kleinere Verbesserungen zu optimieren. Genau das haben auch Naughty Dog mit der Uncharted-Serie gemacht. Der Sprung von "Drakes Schicksal" auf den zweiten Teil mag für viele zwar groß sein, spielerisch und am Konzept hat sich meiner Meinung nach wenig getan. Tut es in der ganzen Serie nicht. Ballern, Klettern, gelegentlich Rätseln, Geschichten in Form von Zwischensequenzen lauschen und die wunderschöne Kulisse genießen. Mehr ist da nicht. Die große Kunst ist natürlich, das Ganze in ein harmonisches Miteinander zu verknüpfen und daraus ein packendes, emotionales und schlussendlich großartiges Abenteuer zu machen.

Und das gelingt den Kaliforniern wirklich sehr gut. Aus jedem Serienteil habe ich mindestens eine erinnerungswürdige Szene oder diverse Momente mitgenommen, an die ich mich womöglich noch in Jahren erinnern werde. Dies kann man ja bereits heute, nach acht, sechs bzw. vier Jahren testen und sich einfach fragen: Was von den drei Teilen hängengeblieben ist. Natürlich darf an dieser Stelle die Inszenierung dieser denkwürdigen Szenen und des ganzen Abenteuers nicht vergessen werden. Perfekt (gescriptete) Wow-Passagen und grandiose Action-Choreographien sorgen dafür, dass wir uns nie langweilen und versetzen uns immer wieder mitten in das Geschehen. Kleinere Gameplay-Optimierungen wie zum Beispiel das Tauchen oder "Zurückwerfen von Granaten" sind zwar vorhanden, überbewerten sollte man diese allerdings nicht. Uncharted bleibt sich beim Gameplay im Wesentlichen treu. Ein Blick auf die Trophäen-Liste der Spiele suggeriert, dass Eliminieren und Töten ganz hoch im Kurs zu stehen scheint. Unzählige Kills mit unterschiedlichen Waffen oder auch mal ganz heimlich "von Hinten" stehen da auf dem Plan und ja, das ist auch im Spiel leider das allgegenwärtige Mittel zum Zweck. Böse Zungen würden sogar behaupten, Uncharted sei ein Third-Person-Shooter. Schließlich kämpft man immerzu gegen die Bösen. Irgendwie. Dass man dabei hunderte von Gegnern tötet, steht auf einem anderen Blatt. Tiefgründige moralische Analysen hierzu gibt es womöglich anderorts oder zu anderer Zeit.


Muss man gespielt haben, keine Frage.



Eine Frage stellt sich für PlayStation-4-Besitzer jedoch nicht, insbesondere für diejenigen die zuvor keine PS3 ihr Eigen nennen konnten bzw. die Serie noch nicht gespielt haben. Uncharted: The Nathan Drake Collection bietet euch drei, na gut zweieinhalb, großartige Action-Adventure zum Preis von einem, die ihr nicht verpassen solltet und welche euch locker über 20 Stunden auf höchstem Niveau unterhalten werden. Technisch wird man auch nach heutigen Standards auf seine Kosten kommen. Alle drei Teile laufen in 1080p bei 60FPS, zudem wurden auch die Charaktermodelle, Umgebungstexturen und Spezialeffekte verbessert. Auch bei der Steuerung, dem Gameplay und der Mechanik hat Bluepoint Games nochmal Hand angelegt. Einzig die Zwischensequenzen wirken für mich an einigen Stellen etwas blass. Sicherlich spielen heutige Spiele (optisch) nochmals auf einem anderen Level, doch für ein Remaster stimmt die Qualität. Ein besonderer Bonus ist der integrierte Fotomodus, der euch jederzeit während des Spiels fantastische Engine-Schnappschüsse schießen lässt. Dafür stehen euch verschiedene Feinjustierungsoptionen und Tools zur Verfügung, die ihr womöglich bereits aus The Last of Us: Remastered kennt. Für alle Neueinsteiger in die Uncharted-Reihe ist diese Collection also ein Pflichtkauf und sowieso die beste Vorbereitung auf Uncharted 4: A Thief’s End, welches Mitte März 2016 erscheinen soll.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

Die vielfach gelobten Uncharted-Spiele von Naughty Dog haben es nun also auch als Remastered-Edition auf die PlayStation 4 geschafft. Bluepoint Games haben ganze Arbeit geleistet und präsentieren mit der Trilogie-Collection ein geballtes Schatzsucher-Action-Paket in überarbeiteter Form, das technisch überzeugen kann und die 4-8 Jahre alten Spiele nochmal in neuem Glanz erstrahlen lässt. Inhaltlich erwarten euch gleich drei großartige Abenteuer, die vor allem ab dem zweiten Teil in punkto Story und Inszenierung überzeugen. Langweilig wird euch bei den geheimnisvollen Reisen rund um den Globus nie, denn mit allerlei Kletter- und Baller-Passagen ist für reichlich Action gesorgt, gelegentliche Rätseleinlagen dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Fernab vom Erledigen fieser Widersacher mit allerlei schwerem Gerät, gibt es natürlich auch ruhige Momente, die dazu einladen einfach mal die großartige Kulisse zu bestaunen und zu genießen. Ganz allein seid ihr dabei selten, denn über weite Teile des Spiels stehen euch mit Sully, Chloe, Elena und anderen Charakteren tatkräftige und ans Herz wachsende Partner zur Seite. Abgerundet wird das Ganze durch eine gute (deutsche) Synchronisation und stimmungsvoller Musikuntermalung. Für Uncharted-Neulinge uneingeschränkt empfehlenswert.

Besonders gut finde ich ...
  • Spannende Story & tolle Atmosphäre
  • Großartige Inszenierung
  • Grafik & Präsentation
  • sympathische Charaktere
  • abwechslungsreiche Schauplätze
  • Koop-Feeling
  • viele erinnerungswürdige Momente und spielerische Highlights
  • sehr gute technische Überarbeitung (Remaster)
  • motivierendes Gameplay mit optimalen Flow
  • kurze Ladezeiten
  • stimmungsvoller Soundtrack & gute Soundkulisse
  • Gesamtspielzeit (22h+)
  • Preis-/Leistungsverhältnis
Nicht so optimal ...
  • Erster Teil rückblickend eher enttäuschend (zu wenig Story, zuviel Geballer)
  • Baller-Passagen nehmen stellenweise Überhand
  • Spielzeit der Einzelteile verhältnismäßig kurz

Darius hat Uncharted: The Nathan Drake Collection auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Sony CEE zur Verfügung gestellt.


Uncharted: The Nathan Drake Collection - Boxart

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Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 6 Gästen.
  • Jonas
    #1 | 7. November 2015 um 01:18 Uhr
    Teil 2 ist der Hammer und auf der ps4 nochmal einen ticken geiler. Teil 1 macht auch noch Spaß, aber mit teil 3 werd ich überhaupt nicht warm
  • DarkRaziel
    #2 | 10. November 2015 um 17:20 Uhr
    Warte lieber auf Teil 4, denn die ganze aufgewärmten Games gehen mir bei Sony auf den Sack.
    Rückblickend haben sie in den 2 Jahren nur Aufgehübschte PS3 Games auf den Markt gebracht. Da hätte ich auch mit dem Kauf der PS4 warten können.
    Hoffe mal das es 2016 besser wird und nicht wieder heißt zur E3 Remastered Zeit   
  • Jari
    #3 | 10. November 2015 um 20:59 Uhr
    Ich habe bereits alle Teile auf der PS3 durchgespielt. Trotz der großartigen Folgen 2 und 3 werde ich mir den zweiten Durchlauf sparen. Wer sich allerdings bislang um den wohl besten Indiana Jones-Klon gedrückt hat, sollte zugreifen.

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