Dark Souls III - Review
Der letzte große Akt - From Software verabschiedet sich von Souls
Wenn das Feuer erlischt, versinkt die Welt in Finsternis. Doch noch ist es nicht soweit. Noch kann ich, der Unentfachte, sie retten - und die Glut befeuern, die Flamme neu entzünden. Vier Aschefürsten haben ihre Throne verlassen. Sie müssen zurückkehren auf ihren Platz, damit das Reich Lothric wiedergeboren kann. Dark Souls III erzählt eine Geschichte des Endes und des Neubeginns - und stellt fast metaphorisch die eigene Existenz in Frage: Ist das Feuer, das einst im Namen Souls brannte, bereits erloschen?
"Then touch the darkness within me ..."
Denn mit jedem neuen Ableger wurden die Rahmenbedingungen schwieriger. Viel drehen lässt sich am Kampfsystem nicht mehr, an die düsteren Welten und die übergreifende Dunkelheit haben wir uns längst gewöhnt - ebenso an den Nervenkitzel auf der Suche nach dem nächsten Leuchtfeuer und den ersten obligatorischen Bosskampf am Ende des (oder gar noch im!) Tutorial. Was für andere Spiele das traditionelle "höher, schneller, weiter" ist, ist für Dark Souls oder Souls im Generellen ein "komplexer, mysteriöser, dramatischer". Mehr vom Gleichen ist selbst für eine Serie dieser Qualität einfach nicht mehr gut genug. Und deshalb ist Dark Souls III auch das Beste, was ihr zu diesem Zeitpunkt passieren konnte - weil es Veränderungen einbringt und sich dennoch schon von Anfang an als das präsentiert, was die Reihe gebraucht hat: ein letztes großes Aufraffen, das alles miteinander verknüpft, was sie groß gemacht hat, bevor sich Souls für einige Jahre in seinen Winterschlaf begibt.
Für das große Finale hat From Software alle Register gezogen. Freut euch auf eine Welt voller Mysterien und Geheimnisse, gespickt mit Abzweigungen, charismatischen Charakteren und alten Legenden - Lothric ist dabei deutlich größer als Yharnam und verknüpft seine einzelnen Gebiete besser und geschickter als Drangleic. Die Spannung beim Erkunden der Spielwelt ist gewohnt groß, die Überraschung beim Entdecken neuer Orte unerwartet positiv. Abseits der altbekannten Kerker, Ruinen, Wälder und Schlösser stapft man dieses Mal auch etwa durch verschneite Städte oder herbstliche Sümpfe mit umherstreifenden Riesenkrabben. Obgleich Dark Souls III vieles aus seinen Vorgängern referenziert - was nur logisch ist, da es ja in der gleichen Welt stattfindet -, ist die Abwechslung größer denn je. Und das nicht nur optisch: Der Pfad der Opferungen mit seinem riesigen Giftsumpf ist zum Beispiel ein Gebiet, das in seiner schieren Größe locker zwei oder drei einzelne aus Bloodborne abdecken könnte, und in dem es sehr viel zu sehen gibt - einschließlich Schatztruhen, Gabelungen und seltsamer NPCs.
Freunde, Feinde und alte Bekannte
Gerade letztere sind nach Bloodborne endlich wieder wichtiger geworden, denn überall in Lothric sind Abenteurer, Wissenschaftler, Hexen und Pilger unterwegs, manche mit guten, manche mit bösen Absichten. Wer hat welches Ziel? Wem kann man trauen? Und vor allem: Was bewirken meine Entscheidungen auf ihre Schicksale? Diese Fragen darf man sich in Dark Souls III endlich wieder stellen - und die Konsequenzen miterleben. Nicht selten erschrak ich, als mir Verbündete plötzlich feindlich gesinnt waren und ich auf leblose Leichen ehemaliger Weggefährten gestoßen bin. Was wäre wohl geschehen, hätte ich anders gehandelt?
Bloodborne trifft auf Dark Souls
Generell ist Dark Souls endlich wieder offener, freier, risikofreudiger. Es wirft mit Waffen, Rüstungen, Zaubern und Ringen regelrecht um sich, alle sind dabei gänzlich verschieden. Und auch das Tragegewicht spielt wieder eine Rolle: Wer sich den schweren Großschild in die linke und eine mächtige Riesenkeule in die rechte Hand nimmt und dazu die eiserne Rüstung des geflügelten Ritters trägt, kriecht langsam wie eine Schildkröte durch Lothric, ist dafür aber eine wandelnde Festung - wohingegen der flinke Assassine mit Ledertüchern und Doppeldolch in wenigen Schlägen draufgeht, dafür aber umso einfacher ausweichen und angreifen kann.
Welcher Spielstil am besten zu einem passt, gilt es selbst herauszufinden, das Spiel bietet alle Optionen und jede Menge dynamische Grauzonen - und auch Magie ist wieder mit von der Partie, dieses Mal sogar mächtiger, vielfältiger und dank Asche-Estus-Flakons, mit denen man die Magieleiste auffüllen kann, effektiver denn je. Auch wenn ich nicht gerne von Wiederspielwert spreche: In Dark Souls III lohnt es sich absolut, einen zweiten Durchgang in einem anderen Spielstil zu starten - sei es nur, um die Möglichkeiten des Kampfsystems zu testen. Apropos: Dank neuartiger "Battle Arts", individueller Spezialmanöver für jede Waffengattung und eine Vielzahl an Unikaten, ist auch die Tiefe des klassischen Nahkampfes noch größer geworden. So kann ich mit meinem Irithyll-Schwert etwa aus einer Konterhaltung einen schweren Aufwärtshieb starten oder mein Großschwert des Hohepriester-Bosses auf Knopfdruck mit lodernden Flammen umhüllen - alles zum Preis von einem kleinen bisschen Magie. Generell ist der Kampf in Dark Souls III schneller als zuvor, indem er die Dynamik aus Bloodborne mit dem traditionellen Schildblock kombiniert. Das Ergebnis ist klasse!
Die vielleicht besten Bosskämpfe der Souls-Geschichte
Den geübten Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten im Kampf braucht es auch dringend, um gegen die Gefahren Lothrics bestehen zu können. Auch hier hat sich From Software das Feedback zu Dark Souls II zu Herzen genommen - zwar gibt es immer noch viele Schwertkämpfer, aber ihre Anzahl hat massiv abgenommen, und stattdessen trifft man gerade in den Bosskämpfen häufig auf grässlich entstellte Riesenmonster, Feuerdämonen und Sturmdrachen - manchmal gar auf völlig undefinierbare Kreaturen, die dafür umso beeindruckender sind. Und wie stark sie in Szene gesetzt sind! Der Kampf gegen die Tänzerin des Nordwindtals gehört beispielsweise zu den besten Bosskämpfen der gesamten Souls-Geschichte - die Weise, wie sich die Tänzerin mucksmäuschenstill und anmutig zur Hintergrundmusik bewegt, ist auf eine bizarre Art gleichermaßen faszinierend wie verstörend.
Ein Kompliment gebührt auch der wie schon in Bloodborne sehr gelungenen Technik - zumindest in der von mir gespielten PlayStation-4-Version. Stets lief alles ruckelfrei und sogar die Kamera hat nur selten Zicken gemacht. Gleichzeitig ist die Weitsicht vor allem im verschneiten Irithyll unheimlich beeindruckend - zumal man sich ja jederzeit schon darauf freuen kann, die Orte am Horizont später im Spiel selbst erkunden zu dürfen.
Etwa 60 Stunden habe ich in Lothric verbracht, bis eines der insgesamt drei Enden über den Bildschirm flackerte - das sind gut 20-25 Stunden mehr, als ich für Bloodborne benötigt habe. Ein wenig ironisch mutet es hier nur an, dass ich Dark Souls III bis auf ein paar wenige Ausnahmen (dieser verflixte König auf seinem Sturmvogel ...) als das bisher einfachste Spiel der Reihe empfinde - auch wenn das vermutlich auch damit zusammenhängt, dass ich mittlerweile doch schon einige Erfahrung in Souls besitze. Nichtsdestotrotz hätte so mancher Bosskampf etwas knackiger sein dürfen, gerade die oben erwähnte Tänzerin. Dem Spielspaß als solches hat das natürlich keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Trotz anfänglicher Skepsis hat mich über die letzten zwei Wochen wenig so sehr beschäftigt wie die Frage, wie es wohl in Lothric weitergeht oder wann endlich der nächste Boss folgen würde.
Fazit von Tim:
Dark Souls III ist ein großartiges Finale einer fantastischen Spielereihe - und hoffentlich nicht das letzte seiner Art. From Software hat alle Register gezogen, sich die Kritik am Vorgänger sorgfältig durchgelesen und in Teil 3 fast alles davon besser gemacht. Freut euch auf viele, viele abwechslungsreiche Bosse (ohne Schwerter!), auf außergewöhnliche Ortschaften und clever versteckte Geheimnisse, auf charismatische NPCs mit trügerischen Absichten und vor allem auf das bisher ausgereifteste Kampfsystem - die Battle Arts und die Entscheidung, zurück zur Magieleiste von Demon's Souls zu gehen, haben Dark Souls III richtig gut getan. Ein bisschen wehmütig schaue ich auf die vergangenen 60 Stunden in Lothric zurück, auch wenn mein zweiter Durchgang schon in Bälde starten dürfte - aber die magischen Momente des ersten Kampfes gegen die Tänzerin des Nordwindtals und die Euphorie über den Sieg über den namenlosen König sind beim wiederholten Mal eben nicht mehr ganz so beeindruckend wie beim ersten. Ich hatte mir im Vorfeld zugegeben ein wenig Sorgen um Dark Souls III gemacht, befürchtet, dass es "nur" ein Bloodborne im Souls-Gewand sei anstatt eine echte Weiterentwicklung der originalen Reihe. Wie falsch ich doch lag! From Software hat ein weiteres Meisterwerk abgeliefert - und gezeigt, dass die Flamme auch beim finalen Akt noch längst nicht erloschen ist.
Größer, komplexer, offener - und entgegen aller Sorgen durch und durch ein echtes Dark Souls: Das Finale der Trilogie ist ein Meisterwerk mit den vielleicht besten Bossen der Seriengeschichte und führt die Handlungsstränge gekonnt zueinander.
- fantastische Spielwelt voller Geheimnisse
- größere Gebiete mit viel visueller Vielfalt
- die vielleicht besten Bosse der Souls-Reihe
- Kampfsystem schneller und mit Battle Arts
- interessante Verbindungen zu den Vorgängern
- jede Menge NPCs und damit verbundene Quests
- exorbitante Zahl an Waffen und Ausrüstung
- lange Spielzeit und hoher Wiederspielwert
- Kritik an Dark Souls II wurde toll umgesetzt
- für Souls-Verhältnisse ein wenig "leicht"
- z.T. Kameraprobleme bei großen Gegnern
Tim hat Dark Souls III auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Bandai Namco Games zur Verfügung gestellt.