Fe - Review

Als der Publishergigant Electronic Arts mit EA Originals sein neues Label und die Unterstützung für kleine Entwicklerstudios sowie interessante, einzigartige Spiele vorgestellt hat, war man noch skeptisch. Und während aktuell A Way Out für begeisterte Koop-Spieler sorgt, hat vor einigen Wochen auch das erste angekündigte Originals-Spiel das Licht der Welt erblickt. Fe vom schwedischen Entwicklerstudio Zoink! erzählt die Geschichte eines zotteligen Wesens, das vor die Herausforderung gestellt wird, das Schicksal eines ganzen Waldes und seiner Bewohner in die Hand zu nehmen. Die Aufzeichnungen meiner "einzigartigen Entdeckungsreise im geheimnisvollen Wald" sind wieder aufgetaucht.

Wenn Publisher und Presse-Agenturen von einem "einmaligen Spielerlebnis" sprechen, dann sind das meist nur wohlformulierte Worthülsen, Phrasen, die ziemlich inflationär verwendet werden und damit allzu oft eher ermüdend als glaubhaft wirken. Am Ende meiner rund sechs-stündigen Reise in Zoink! Games' Fe würde ich den Adventure-Plattformer allerdings genau dieses Erlebnis bescheinigen - ohne dabei mein Fazit vorwegnehmen zu wollen. Dabei erfindet auch Fe das Genre-Rad nicht neu, spielt dafür aber sehr geschickt mit Emotionen und der Neugier.

Zu Beginn unseres Abenteuers erwachen wir mit dem Zottelvieh Fe ziemlich orientierungslos in einem kunterbunten Wald. Noch ist nicht klar, was unsere Aufgabe ist, doch die Sympathie mit der Umgebung und den Waldbewohnern stellt sich schnell ein. Vor allem zu unserem ersten Kontakt: einem Reh, das uns freundlicherweise den Weg weist und dem wir vertrauensvoll folgen.


Fe
In der Welt von Fe ist Kommunikation in der richtigen Tonart der Schlüssel zum Erfolg.


Faszinierende Erkundung



Fe kommt im kompletten Spielverlauf ohne gesprochene Dialoge aus und setzt ganz auf die Erkundung, das Entdecken neuer Dinge, die Faszination und das sprichwörtliche Spielen mit selbigen. Schon nach wenigen Metern hat mich das besagte Reh an eine Stelle gelockt, an der mich eine seltsame Pflanze anlacht. Hier lerne ich die Macht der Kommunikation zu schätzen, die einem im weiteren Verlauf des Spiels im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor öffnet und das Kernelement darstellt. Mit einem seltsamen Laut versuche ich auf eine Wellenlänge mit der Kreatur zu gelangen; dabei helfen mir ein kontrollierter Druck auf die Schultertaste des Controllers und die visuelle Anzeige meiner klanglichen Bemühungen, die stellenweise wie ein heiseres Krächzen klingen und an vermeintliche Gesangstalente in diversen Shows erinnern.

Als Belohnung meiner kommunikativen Meisterleistung lässt die Pflanze weitere Blüten wachsen, die mir eine Brücke bauen und so das Voranschreiten im Gebiet sichern. So funktionieren die Puzzles und Aufgaben in Fe. Vereinzelte Metroidvania-Elemente streuen natürlich noch ein wenig Komplexität hinzu, etwa acht verschiedene Sprachen des Waldes und damit die Fähigkeiten, unterschiedliche Effekte hervorzurufen und sich mit verschiedenen Bewohnern zu "unterhalten". Sonderlich herausfordernd werden die Jump'n'Run-Einlagen oder Puzzle-Passagen jedoch nie. Dafür treibt Fe die Spannung mit seiner bunten Umgebung, dem faszinierenden Treiben der Waldbewohner sowie dem mysteriösen Geheimnis der sogenannten Geräuschlosen voran.

Letztere treten wie roboterhafte Aliens auf und scheinen dem Wald und seinen tierischen Bewohnern nicht sonderlich wohlgesonnen zu sein. Im weiteren Verlauf unserer Abenteuer-Reise müssen wir dem Treiben demzufolge auf den Grund gehen. Trotz Metroidvania-Ansatz bleiben uns im Story-Durchlauf von Fe lästige Wiederholungsdurchläufe der immer gleichen Gebiete erspart. Jeder Abschnitt ist auf die aktuellen Fähigkeiten zugeschnitten und ermöglicht somit ein lineares Fortschreiten in der weitläufigen Welt. Auch im Endgame wird man keine Passage erleben, bei der ein fingerfertiger Einsatz mehrerer Skills gleichzeitig gefordert wird – wie etwa in Ori and the Blind Forest. Fe geht es in allen Gameplay-Belangen wesentlicher gemütlicher an.


FeFe
Faszinierende Optik mit einem ganz eigenen Stil.


Wunderbare Ideen, tolle Momente



Recht schnell hat mich Fe mit seiner tollen Optik und den wunderbar umgesetzten Ideen in dieser fremden Welt begeistert. Die Interaktion mit den Wesen ist immer für einen Lacher oder für ein staunendes "Wow" gut. Noch ziemlich am Anfang trifft man zum Beispiel auf kleine, nennen wir sie mal Waschbären, denen wir mit unseren Lauten imponieren und die wir auf unsere Seite ziehen wollen. Das gelingt auch prima und lässt die wuseligen Viecher gleich im Dutzend freudig jubelnd um uns herumtänzeln, uns folgen und mit tatkräftiger Hilfe neue Wege eröffnen. Später treffe ich auf einzelne Häuptlinge von Tiergattungen, zum Beispiel den riesigen Hirschen - dieses Aufeinandertreffen war schon recht imposant und erinnerte mich an mein erstes Mal mit einem Langhals in Horizon: Zero Dawn.

Nicht alle Begegnungen funktionieren nach dem "Friede, Freude, Eierkuchen"-Prinzip, aber ein positiv lächelnder Grundton ist immer da. Doch, wenn wir einen Helm der Geräuschlosen zu fassen bekommen, dann blicken wir in eine scheinbar düstere, dystopische Perspektive. Denn dann erhalten wir Einblicke aus der Sicht einer dieser fiesen Kreaturen, die andere Waldbewohner mit einer unerklärlichen Macht unter Kontrolle bringen und scheinbar versklaven.

Doch dieses allgegenwärtige Rätsel und die vielen tollen Momente im Spiel müsst ihr selbst erleben. Wer grundsätzlich Jump'n'Run-Spielen mit einem Hauch an Puzzle-Aufgaben und einem Hang zur Erkundung wohlgesonnen gegenüber steht, sollte sich Fe auf jeden Fall nicht entgehen lassen. Ein knallhartes oder zumindest herausforderndes Metroidvania-Abenteuer wie in Ori, Hollow Knight oder anderen Genre-Vertretern sollte man jedoch nicht erwarten.


FeFe
Stimmungsvolle und abwechslungsreiche Gebiete, abgestimmte Fähigkeiten.


Visuell und akustisch beeindruckend, Potential vorhanden



Optisch haben Zoink! Games, die sich erst kürzlich mit Image & Form zu einer neuen Game-Company zusammengeschlossen haben, wirklich ein erinnerungswürdiges Spiel mit einem ganz eigenen Stil geschaffen. Der Mix aus Low-Poly-Figuren mit knallbunten Farben wirkt. Nicht weniger beeindruckend ist die musikalische Untermalung, die das Geschehen perfekt einfängt und von schneller Dramatik bis hin zu nahezu lautlosen Momenten alles abdeckt. Gerade im letzten Drittel nehmen sowohl die Geschichte als auch das visuelle Feuerwerk nochmal richtig Fahrt auf.

Bei aller Begeisterung: Dennoch wäre natürlich auch bei Fe etwas mehr drin gewesen. Die Welt und ihre Geschichte selbst werden zum Beispiel nur sehr spärlich erklärt. Hier verlässt man sich viel zu sehr auf die Fantasie der Spieler oder die Interpretation der zahlreichen Wandmalereien, die man zunächst freischalten muss. Manch einer wird sich wohl auch etwas mehr Herausforderung wünschen. Sonderlich nachhaltig trüben kann dies meinen Gesamteindruck jedoch nicht. Am Ende bleibt auf jeden Fall ein "einmaliges und rundes Spielerlebnis", das euch nach dem Durchspielen in eine frei erkundbare Welt entlässt - in der ihr unter anderem auf die Suche nach weiteren Sammelgegenständen gehen könnt. Auch technisch liefert Fe eine einwandfreie Figur ab, so dass ich euch das Spiel auf jeden Fall ans Herz legen kann.



Kithaitaa

Fazit von Darius:

Das mit seiner Ankündigung geweckte Interesse hat Fe bei mir bis zum Schluss erfolgreich aufrecht halten können und nach dem Spielen auf jeden Fall auch erfüllt. Zoink! Games haben eine wundervoll sympathische Welt geschaffen. Herausfordernde Metroidvania-Action sucht man in Fe zwar vergebens, dafür punktet man mit tollen und emotional angehauchten Momenten, interessanten Figuren, abwechslungsreichen Gebieten und einer rundum spaßigen Abenteuer-Reise. Optisch eine Augenweide, akustisch zu jeder Zeit stimmungsvoll und optimal begleitend. Wer einen bezaubernden, kurzweiligen Trip durch eine geheimnisvolle Welt antreten möchte, ist bei Fe genau richtig.

Besonders gut finde ich ...
  • tolle Optik, abwechslungsreiche Gebiete
  • angenehm befriedigendes Gameplay
  • interessante Geschichte
  • visuelle Wow-Momente
  • stimmungsvolle Sound-Untermalung
Nicht so optimal ...
  • Welt und Geschichte werden zu wenig erklärt

Darius hat Fe auf der PlayStation 4 Pro gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von Darius selbst erworben.

Fe - Boxart
  •  
  • Entwickler:Zoink! Games
  • Publisher:EA Originals
  • Genre:Puzzle-Adventure
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One, Switch
  • Release:16.02.2018

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: 4 Gästen.
  • Jari
    #1 | 17. April 2018 um 16:34 Uhr
    Fe habe ich auch auf der Xbox gespielt und was mir trotz der sehr stimmungsvoll designten Welt und des schönen Soundtracks sofort aufgefallen ist: man weiß manchmal nicht, was das Spiel von einem will. Leider irrt man umher ohne zu wissen, welche Aufgabe jetzt eigentlich gelöst werden muss, um Fortschritte zu erzielen. Auch das Springen ist manchmal ein bisschen hakelig, was vor allem dann doof ist, wenn man gerade mühsam einen Berg erklommen hat und dann die Strecke nochmal komplett von vorne kraxeln muss. Aber unter dem Strich ein schönes Spiel aus dem Originals-Programm. A Way Out (auch von EA im Originals-Programm veröffentlicht) hat mir aber besser gefallen. Und ich denke, dass sich letzteres auch besser verkauft hat.
  • Darius
    #2 | 17. April 2018 um 17:32 Uhr

    Jari: Leider irrt man umher ohne zu wissen, welche Aufgabe jetzt eigentlich gelöst werden muss, um Fortschritte zu erzielen. Auch das Springen ist manchmal ein bisschen hakelig, was vor allem dann doof ist, wenn man gerade mühsam einen Berg erklommen hat und dann die Strecke nochmal komplett von vorne kraxeln muss.


    Das mit dem umherirren kann ich nicht nachvollziehen - nennt sich Freiheit und Erkundung - man muss ja nicht immer im Autopilot durch die Spiele manövriert werden, zumal man doch recht gut durch die Level geführt wird. Und das man den Berg nochmal hochkraxeln muss, wenn man es verbockt hat, liegt glaube nicht an der Steuerung =P

    Jari: A Way Out (auch von EA im Originals-Programm veröffentlicht) hat mir aber besser gefallen. Und ich denke, dass sich letzteres auch besser verkauft hat.


    Bis auf EA Originals (steht ja auch schon oben im Teaser) sind das ja aber auch erstmal zwei grundverschiedene Spiele, die man nicht vergleichen kann. Ist wie Need for Speed und Battlefront =)

Hinweis: Der Beitrag ist über 5 Jahre alt, die Kommentarfunktion ist daher mittlerweile geschlossen.