Kingdom Come: Deliverance - Review

Begonnen als ambitioniertes Kickstarter-Projekt mit hohem Anspruch und daraus resultierenden Verschiebungen, verspricht Kingdom Come: Deliverance eine Rollenspiel-Erfahrung ganz ohne Drachen und Fantasy. Die tschechischen Warhorse Studios entführen den Spieler in das Böhmen des Jahres 1403 und versuchen, Krieg und Machtspiele im Mittelalter möglichst historisch korrekt darzustellen und mittels einer authentischen Geschichte und mit Hilfe packender Quests das Schicksal eines jungen Mannes zu zeichnen. Ob dies gelingt, habe ich während meiner Reise ins Mittelalter untersucht.

Bier holen. Die erste Aufgabe in Kingdom Come: Deliverance klingt simpel. Aber sie zeigt sehr schnell auf, welche Möglichkeiten das Rollenspiel der Warhorse Studios bietet. Ihr schlüpft hierzu in die Haut des jungen Schmiedesohns Heinrich, der im sehr übersichtlichen Dorf Skalitz im Böhmen des Jahres 1403 sein Dasein fristet und seinem alten Herren bei den täglichen Arbeiten unter die Arme greift. Das eben erwähnte "Bier holen" ist so ziemlich das erste, was ich nach dem Aufwachen und einem Gespräch mit der Mutter, welches geschickt die ersten Charakterwerte festlegt, tun muss. Außerdem gilt es, für die Schmiedearbeiten neue Kohle zu besorgen und Schulden einzutreiben. In einem anderen Spiel wäre dies eine simple Fetch-Quest, aber Kingdom Come: Deliverance gibt mir hier bereits vergleichbar große Freiheiten an die Hand.

Diese Freiheiten haben auch ihre natürlichen Konsequenzen. Meine Aufmerksamkeit widmete ich selbstredend zuerst dem kühlen Gerstensaft, welcher in der örtlichen Kneipe frisch gezapft wartet. Danach wollte ich die säumige Zahlung eintreiben, wobei ich, klar, auf Probleme stieß - in Form der Faust des Schuldners, was eine blutige Nase zur Folge hatte. Glücklicherweise ist Heinrich mit Freunden gesegnet, die ihm bei solchen Problemen gerne helfen, und nach einem kurzen Intermezzo auf der anderen Seite des Dorfes erklären sie sich bereit, das Geld aus meinem Peiniger herauszuprügeln. Bei "Drei gegen einen" hat der säumige Lump keine Chance und liegt schnell jammernd im Dreck. Dies ist wohlgemerkt die brachiale Methode, denn mit Hilfe eines Dietrichs kann man auch einfach unbemerkt die Kiste im Haus knacken und sich daraus bedienen. "Einfach" ist vielleicht das falsche Wort, denn zur Veröffentlichung ist das Lockpicking-Minispiel mittels PS4-Controller fast unmöglich zu bedienen. Mit dem rechten Stick muss ein Punkt gehalten werden, während mit dem linken das Schloss gedreht wird. Klingt einfach, ist aber die erste Frustquelle so kurz nach dem Spielstart. Inzwischen haben die Warhorse Studios signalisiert, dass diese Mechanik in einem kommenden Patch eine Überarbeitung erfährt. Ich bin also nicht der einzige, der dafür zu unfähig ist.


Kingdom Come: Deliverance
Heinrichs Heimat ist klein und übersichtlich, aber der perfekte Einstieg.


Rechte und Pflichten



Jetzt noch schnell die Kohle gekauft und zurück zu Heinrichs Vater. Die ganze Aktion hat nun mehrere Stunden gedauert - jedenfalls in der Zeitrechnung des Spiels, wo die Sonne bereits hinter den Hügeln verschwindet. Wobei die Erkundung des Dorfes und Gespräche hier und da auch in der Realität einige Zeit haben verstreichen lassen. Großen Anteil daran hat das Würfelspiel "Farkle", welches so ziemlich vor jeder Kneipe gespielt wird. Kurz und knapp: Ihr würfelt mit mehreren Würfeln und behaltet eventuelle Einser und Fünfer, ebenfalls jede andere Zahl, von der mindestens drei auf dem Tisch liegen. Das Ganze wird über ein Punktesystem addiert und wer zuerst die 2000-Punkte-Marke überschreitet, gewinnt. Ich selbst habe viel zu viel Zeit darin versenkt. Aber das ist ein gutes Zeichen.

Heinrichs Vater jedoch ist davon nicht begeistert. Aufgebracht fragt er, ob ich denn eine Weltreise gemacht habe, das Bier sei ja inzwischen abgestanden und warm! Wie jetzt? Das ist doch ein Rollenspiel, dachte ich? Da ist es doch immer so, dass ein Quest-Item ewig lange im Inventar liegt und irgendwann mal zum Einsatz kommt? Nein, nicht hier. Wenn der Vater kühles Bier will, dann sollte man dieses auch schnell liefern. Generell sind Nahrungsmittel verderblich. Essbar weiterhin, klar, aber so eine Lebensmittelvergiftung tut Heinrich natürlich nicht gut. Es sind solche kleinen Details, auf die die Welt und die Charaktere darin reagieren. Geht ihr nach der Schlägerei mit dem Schuldner zu einem Händler, wird dieser entsetzt fragen, was mit euch passiert ist. Das Gesicht spricht Bände. Auf Heinrich muss aufgepasst werden wie auf ein hilfloses Baby.

Immer essen, sonst verhungert er. Regelmäßig waschen, sonst stinkt er. Die Kleidung wird ebenfalls dreckig und wird sichtbar abgenutzt. Schlaf ist natürlich wichtig, sonst fällt er mit Sekundenschlaf vom Pferd. All diese Sachen ergeben sich schon sehr früh im Spiel und sind erfrischend anders als die Komfortfunktionen, die viele aktuellen Spiele im Genre bieten. Der eine oder andere mag sie als nervig empfinden, aber besonders alte Hasen freuen sich, dass das zentrale Element des "Rollenspiels" mit all seinen Werten und der Charakterpflege wieder in den Vordergrund gerückt wird. Ihr seid gewarnt und könnt nun entscheiden, ob das etwas für euch ist oder euch eher abschreckt. Als nervig empfand ich es nie, ab und zu mal etwas zu essen oder ein Badehaus zu besuchen.


Kingdom Come: DeliveranceKingdom Come: Deliverance
Es grünt so grün. Egal, zu welcher Tageszeit. Die Landschaften sind einmalig.


Bildschöne Landschaften



Der unspektakuläre Alltag in Skalitz wird jäh unterbrochen durch den Einmarsch der Kumanen. Diese zunächst unbekannten Krieger beginnen, rücksichtslos das Dorf niederzubrennen. Dabei erlebt Heinrich einen grausamen Schicksalsschlag mit, der den Verlauf der Geschichte und auch seine Persönlichkeit fortan maßgeblich prägt. Für den Rückzug in die sichere Burg bleibt keine Zeit mehr, also sucht er sein Heil in der Flucht.

Zunächst noch an der straffen Leine geführt, öffnet sich die Welt nun im weiteren Questverlauf immer mehr, bis sie nach dem Prolog beliebig begehbar ist. Und wie schön diese Welt sein kann: Wenn die Abendsonne die Felder rot färbt, während man einen Feldweg entlanggaloppiert und in der Ferne ein kleines Dörfchen erblickt, dann wirkt der Krieg schon fast vergessen. Und dann ist da noch dieser faszinierende Wald. Kingdom Come: Deliverance wartet wohl mit dem natürlichsten Wald auf, der je in einem Videospiel zu sehen war. Die Verteilung der Bäume und Sträucher, das Unterholz, es ist alles da und wirkt sehr realistisch. Im Dunkeln, ohne Map und ohne Fackel könnt ihr euch dort verlaufen, zumal dichtes Gestrüpp kein Durchkommen ermöglicht. Ja, Wald kann die CryEngine einfach. Die Landschaft und auch die Dörfer und Festungsanlagen sind durchweg glaubwürdig. Wie im Spiel selbst ist das hier keine Fantasy. Die Realität wird abgebildet, so gut es eben geht. Und man muss den Machern gratulieren: Diese Mission ist vollkommen gelungen. Man merkt an jeder Ecke, dass haufenweise Landschafts- und Gebäudepläne gewälzt und die Erkenntnisse ins Digitale umgewandelt wurden. Unterstützt wird die Navigation durch das mittelalterliche Böhmen durch einen Kompass am oberen Bildschirmrand und die wunderschön verzierte Weltkarte, die vor zeitgenössischen Illustrationen strotzt und an sich schon zum Entdecken einlädt.

Heinrich an sich ist ein durchaus sympathischer Kerl, der mit einer gewissen Bauernschläue daherkommt. Ob ihr ihn nun in Quests als Fiesling oder Heiligen darstellt, bleibt euch überlassen, auch Lügen ist oft eine Option. Ebenso die Diplomatie, denn nicht immer muss Blut fließen. Während der Gespräche wird eingeblendet, in welchen Bereichen ihr am ehesten überzeugen könnt, und mit einem Edelmann muss man anders reden als mit einem Müller. So hangelt ihr euch durch die (übrigens hervorragend synchronisierten!) Gespräche und könnt den Großteil auch gewaltfrei lösen. Aber eben nicht immer: Manch finstere Gestalt lässt erst gar nicht mit sich reden und es kommt zum Kampf. Dieser ist in Kingdom Come ein Kapitel für sich.


Kingdom Come: Deliverance
Ich kenne mich hier nicht aus. Für mich sind das alles böhmische Dörfer!


Klingentanz im Sonnenuntergang



Natürlich haben die Entwickler auch in diesem Bereich historische Quellen bemüht, um den Kampf authentisch zu gestalten. Ein gewisser Spagat zwischen Realität und Spielbarkeit musste natürlich gemacht werden. Wildes Rumgefuchtel á la The Witcher 3: Wild Hunt braucht ihr nicht erwarten - wenn ihr ziellos um euch haut, landet Heinrich schneller im Dreck als ihr gucken könnt. Vielmehr ist For Honor von Ubisoft Montreal der bessere Vergleich. Leider etwas zu fummelig, gilt es zunächst, den Gegner aufzuschalten. Ein fünfteiliges Fadenkreuz zeigt nun die Trefferzonen bzw. Richtungen an, in die man schlagen kann. Von dort können natürlich ebenso Schläge in eure Richtung fliegen, die man dann rechtzeitig parieren sollte.

Den Gegner beobachten und rechtzeitig blocken oder kontern, mutig sein und offensive Schläge verteilen, antäuschen in die eine Richtung, mit dem Stick wechseln und kurz davor doch noch die andere Seite erwischen: Das alles ist wahrhaftig ein Klingentanz, wenn auch ein etwas behäbiger. Glücklicherweise bietet das Spiel an mehreren Orten kostenloses Training mit einem NPC an. Das sollte man auch nutzen, denn die Übung braucht man. Gegen ein oder zwei Gegner mag es gerade noch so klappen, werden es mehr, hilft jedoch nur noch Aufgeben und Hoffen, dass in dem Gegenüber noch ein Fünkchen Ehre geblieben ist, einen nicht direkt zu erschlagen. Dann endet man ausgeraubt, aber lebendig, in einem Wald. Oder ihr nehmt die Beine in die Hand und tretet die Flucht durchs Gestrüpp an, während ihr panisch den anfliegenden Pfeilen ausweicht und euer Pferd ruft.

Der Kampf kann einfacher sein, wenn man vorher im Banditenlager durch die Büsche huscht und die Anwesenden von hinten heimlich, still und leise ausschaltet. Wenn Heinrich jedoch in einer lauten, klapprigen Rüstung ankommt, ist er eben schon von Weitem zu hören und das grellgelbe Hemd eignet sich ebenso nicht für eine Aktion im Verborgenen. All dies sind Charakterwerte, die im hübschen Interface angezeigt werden. Ebenso ist hier nachzuprüfen, wie laut ihr bei einer Bewegung seid, wie müde, wie hungrig und wie dreckig. Nebenbei werden das Inventar verwaltet und die Quests. Letztere sind in verschiedene Kategorien unterteilt und können auf der Map eingeblendet werden. Sehr interessant ist das Lexikon: In mal kurzen, mal längeren Texten werden die besuchten Orte, Personen oder auch Bräuche der damaligen Zeit beschrieben und laden dazu ein, einen kleinen Geschichtskurs zu machen. Wer hier aufmerksam liest, erweitert sein Wissen über diese Epoche deutlich. Insgesamt wirken diese Menüs etwas verschachtelt, aber mit der Zeit lernt ihr, wie oft eine Taste gedrückt werden muss, um schnell zur gewünschten Kategorie zu gelangen.


Kingdom Come: Deliverance
Ob alleine oder mit anderen: Der Kampf ist immer ein Erlebnis.


Es gibt immer was zu tun



Die Welt ist kein Open-World-Freizeitpark mit drölfzig Fragezeichen oder Sammelobjekten. Questgeber finden sich zwar auch auf der Karte wieder, aber im Grunde ist es der übliche Weg der klassischen Rollenspiele: Ihr kehrt ein in ein unbekanntes Dorf und steuert zuerst die örtliche Kneipe an. Die Vorräte aufgestockt und einen Plausch mit dem Wirt später, habt ihr Geschichten über Bürger in Not aufgeschnappt. Und egal, wie langweilig eine Unternehmung zunächst klingt: Kingdom Come: Deliverance schafft es, unspektakuläre Nebenaufgaben mit viel Witz und Abwechslung in ein kleines Abenteuer zu wandeln. Hier hat eindeutig das dritte Abenteuer des Hexers von CD Projekt Red Pate gestanden. Generell ist das Writing des Spiels und der Quests herausragend. Ein einfacher Besuch beim Pfarrer endet, je nachdem, wie man sich entscheidet, womöglich in einem Saufgelage inklusive Massenschlägerei und anschließender Orgie. Da der nicht ganz so gottesfromme Mann auch am nächsten Tag noch zu betrunken ist, bittet er unseren Heinrich, diese Predigt für ihn zu halten, was die anwesenden Gläubigen in eine Existenzkrise zu stürzen vermag.

Urkomisch oder ernst, hier war man wirklich kreativ und es gibt mehr als eine Abzweigung oder Möglichkeit, eine Quest abzuschließen. Und merkt man dem Spiel an, dass hier vieles etwas anders abläuft. Sagt ein NPC, dass ein Treffen bei Abenddämmerung an der alten Mühle geplant ist, dann wird er auch nur zu dieser Zeit dort sein. Nicht nur das: Habt ihr nichts anderes zu tun, könnt ihr seinen Tagesablauf weiter beobachten und zusehen, wie er irgendwann am Abend sein Handwerk beiseitelegt und sich auf den Weg zum Treffpunkt macht. Egal, wie weit es ist, er wird stur dorthin laufen. Im blödesten Falle wird er in die Hände von Banditen laufen, die sich im Wald breitgemacht haben. Ebenso sind manche Dinge mit einem natürlichen Timer gesteuert. Wenn Heinrich gebeten wird, Verbände für einen Schwerverletzten zu besorgen, dann wird dieser nach ein paar Tagen ohne Hilfe einfach sterben. Es hilft, sich zu überlegen, welche Situationen auch in der echten Welt etwas dringlicher sind.


Alkohol rettet Leben



Das klingt alles für sich toll. Und die meiste Zeit spielt es sich auch so, aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Kingdom Come: Deliverance stolpert sehr oft über die eigenen Füße. Einerseits, weil die "Simulation" einer Welt über allem steht, auch über Komfortfunktionen. Andererseits – und dies hauptsächlich - wegen der Technik. Zumindest auf den Konsolen wird der zuerst gute Eindruck von massiven Textur-Popups getrübt - hier ein bildhaftes Beispiel. In der Ferne besteht eine Festung nur aus Matsch, nähert ihr euch dieser, wird mit einem Ruck, oder, je nach Auslastung in mehreren Schritten, die höher aufgelöste Tapete geladen. Dies passiert leider jedes Mal, wenn ihr euch wieder von den Gebäuden entfernt und euch ihnen abermals nähert. In den gröbsten Fällen bleibt die Textur Matsch, egal, wie lange Heinrich vor einem Gebäude umherhampelt. Die Charaktermodelle und Animationen von Mensch und Tier sind okay, je nach Wichtigkeit in der Story variiert hier die Qualität deutlich, und die Welt ist durchaus auch von Klonen bevölkert. Damit kann man leben, diesen Part machen andere Spiele im Genre jedoch schon lange besser.

Es erwartet euch im Prinzip eine großartige Welt, aber diverse kleine und große Bugs schaffen es immer, euch aus der Immersion zu reißen. Hier und da erwischt ihr immer NPC, die sich auf dem Feld gegenseitig die Füße harken, einfach rückwärts laufen oder durch die Luft fliegen. "Klassische" Bugs wie Queststopper sind ebenso enthalten, können jedoch durch erneutes Laden meistens umgangen werden. Hier kommt das nächste Problem: die Speicherfunktion.


Kingdom Come: Deliverance
Ruhepause in der einladenden Kneipe und dann eine Partie Farkle, bevor man sich ins Bett legt, um zu speichern.


Das Spiel speichert automatisch, wenn Heinrich sich schlafen legt. Aber hier auch nicht immer. Das kann bei manchen Quests durchaus dazu führen, dass ihr permanent zum nächsten Bett rennt, um mal vorsichtshalber zu speichern. Ein echter Immersionskiller. Ebenso wird ein Speicherstand bei bestimmten Checkpoints innerhalb der Quests angelegt, was oft willkürlich wirkt. Und wenn man sich zu sehr auf dieses System verlässt, kann es vorkommen, dass ihr eine Stunde oder mehr nachholen müsst, weil das Spiel es nicht als wichtig erachtet hat, zwischendurch einmal zu speichern. Die einzige Möglichkeit, den Fortschritt manuell zu sichern, ist der sogenannte "Retterschnaps": ein relativ teures Item, welches im Spielverlauf zwar selbst gebraut werden kann, aber immer auf drei Stück limitiert ist. Gerade wenn ein Rollenspiel so viele Möglichkeiten (und Questbugs) wie Kingdom Come: Deliverance bietet, ist der Drang, mal flott abzuspeichern und etwas auszuprobieren, doch sehr groß. Die Motivation der Entwickler ist klar: Die Spieler sollen mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen leben, zumal auch das Scheitern des primären Ziels bei vielen Quests nicht schlimm ist, da immer ein Alternativweg oder gar eine Alternativhandlung implementiert wurde. Mit einem so unzuverlässigen System hat man sich aber keinen Gefallen getan.

Hinweis: Kurz nach Fertigstellung der Review haben die Warhorse Studios das Speichersystem per Patch auf Version 1.3.1 entschärft, sodass nun jederzeit gespeichert werden kann. Damit fällt der Kritikpunkt weg. Weitere Updates sind in naher Zukunft zu erwarten.

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Worte zum Skandal um Kingdom Come: Deliverance loswerden, welcher im Vorfeld in den Spielemedien bereits hochgekocht ist. Dem Hauptverantwortlichen des Spiels, Daniel Vávra, wurde aufgrund diverser Äußerungen auf Twitter und dem Tragen eines Burzum-Shirts vorgeworfen, das Spiel könnte eventuell eine rechtsradikale Tendenz aufweisen. Hier kann Entwarnung gegeben werden. Der Titel enthält keine solchen Dinge außer jene, die aufgrund der Story vorkommen. Es werden zwar Ausländer im Spiel teilweise negativ gesehen, im historischen Kontext ist dies jedoch passend. Man muss sich bewusst sein, dass Kingdom Come eine Zeit skizziert, in der jeder von außen kommende Fremde potentiell gefährlich war und in der die meisten Bürger niemals die eigenen Stadtmauern verlassen haben. Eine politische Botschaft ist im gesamten Spiel jedoch nicht zu erkennen und solche Fremdenfeindlichkeit findet sich ebenfalls in anderen Titeln, wie zum Beispiel The Witcher, wieder.



Fazit von Metfass:

Kingdom Come: Deliverance könnte ein großartiges Rollenspiel sein, ja vielleicht sogar ein Klassiker werden. Aber all die negativen Dinge machen den Titel zu manchen Teilen sehr anstrengend und mehr als einmal habe ich nach dem Verlust von über einer Stunde Spielzeit die PS4 ausgeschaltet, weil ich nicht erneut eine lange Quest wiederholen wollte - auch wenn das nächste Abenteuer einen dann meist wieder entschädigt, denn Dialoge und Geschichten wissen einfach zu überzeugen. Trotz kleinerer und größerer Bugs gilt: Die tollen Momente überwiegen, während man tief in das Mittelalter eintauchen und ganz nebenbei auch noch etwas über diese Zeitepoche lernen kann. Auf der PS4 haben die Texturen enttäuscht, was für mich der größte Immersionskiller war und die eigentlich tolle Welt ein gehöriges Stück runterzieht. Aber auch hier schafft es das Spiel, bei der nächsten Würfelrunde "Farkle" all diese Dinge vergessen zu machen.

Wer sich der Macken bewusst ist, erhält mit Kingdom Come: Deliverance ein sehr ambitioniertes Rollenspiel, das vieles besser machen will als die Konkurrenz, es aber leider nicht in jedem Bereich schafft. Das Positive, das an jeder Ecke durchblitzt, zeigt aber, dass wir es hier im Grunde mit einem tollen Spiel zu tun haben, welches mit etwas mehr Feinschliff viele Stunden vor die Konsole oder den PC fesseln könnte.

Hinweis: Mit dem Patch auf Version 1.3.1 wurden einige Fehler behoben und das Speichersystem entschärft. Mit weiteren Patches könnten in Zukunft womöglich auch weitere Fehler beseitigt werden.

Besonders gut finde ich ...
  • sympathischer Hauptcharakter
  • tolle, sehr natürliche Welt
  • hervorragende deutsche Sprecher
  • sehr gut geschriebene Quests
  • Dialoge mit mehreren Abzweigungen
Nicht so optimal ...
  • massive Textur-Popups
  • zahlreiche Questbugs

Metfass hat Kingdom Come: Deliverance auf der PlayStation 4 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Deep Silver zur Verfügung gestellt.


Kingdom Come: Deliverance - Boxart
  •  
  • Entwickler:Warhorse Studios
  • Publisher:Deep Silver
    Warhorse Studios
  • Genre:RPG-Adventure
  • Plattform:PC, PS4, Xbox One
  • Release:13.02.2018