Elli - Review

Ohne großes Bombastgewitter hüpft Elli exklusiv auf die Nintendo Switch. Der Puzzle-Plattformer, der ein wenig an Rime erinnert, möchte die ganze Familie erreichen und bietet daher einsteigerfreundliche Kost, die trotz allem im Gedächtnis bleiben soll. Als Aufhänger dienen der Weltuntergang und die Rettung durch die sympathische Protagonistin, welche ich in etwa sieben Stunden an ihr Ziel begleiten durfte. Nun müsste nur noch geklärt werden, ob sich hinter der kunterbunten Fassade ein echter Geheimtipp für Groß und Klein versteckt hält oder doch nur Standardkost geboten wird.

Elli aus dem Hause des Indie-Studios BandanaKid Games beweist einmal mehr, dass es auch ganz ohne Stress und Kämpferei gehen kann. In der Rolle der liebenswürdigen Heldin ist es meine Aufgabe, die Welt vor dem Untergang zu retten - ohne dass ich dafür das Schwert oder eine andere Waffe zücken müsste. Meine Herausforderung ist stattdessen, die gestohlenen Kristalle von Ghasti, der Antagonistin des Spiels, zurückzuholen.


Tempelspaß à la Zelda?



Daher wird die Geburtstagsfeier, die Elli zu ihrem 600. Geburtstag veranstaltet, leidvoll unterbrochen und sie direkt ins kalte Wasser geworfen, die Welt zu retten. So beginnt die Reise durch viele verschiedene abwechslungsreiche Abschnitte, die allesamt ein anderes Setting zu bieten haben. In der ersten Welt besteht die Aufgabe vor allem darin, verschiedenfarbige Medaillen zu sammeln, um Plattformen in Gang zu setzen, die mich in andere Gebiete hüpfen lassen.

Und das kann dann wie folgt aussehen: Wir stellen uns zwei runde Plattformen vor, auf denen jeweils verschiedene Lichter aufleuchten. Möchte ich die erste Plattform aktivieren, benötige ich die grüne Medaille, die ich nach wenigen einfachen Sprüngen auf dem Hügel einsammeln konnte. Ich setze diese ein und schon erhebt sich das Sprungbrett für den nächsten Abschnitt. In diesem sammele ich die gelbe und rote Medaille ein, kehre zurück und entferne die zuvor eingesetzte grüne Medaille. Und schon ist das Rätsel gelöst.

Besonders zu Beginn hatte ich den Verdacht, dass sich das Spiel mit derartigen Rätselketten wiederholen und daher schnell langweilig werden würde - doch wurde ich zumindest zum Teil positiv überrascht. Denn je nach Setting ändert sich immer wieder die Spielmechanik. So wollen später Bomben geschickt gegen Felswände geworfen, Kugeln in die davor vorgesehene Halterung eingebracht und Boxen, die ein unterschiedliches Gewicht haben, auf Schalter gestellt werden. Ganz ohne Gefahren kommt auch Elli nicht aus.


ElliElli
Mit Ellis Fähigkeiten lassen sich unsichtbare Plattformen sichtbar machen.


Gefahr auch ohne Gegner



Überall werde ich von Pfeilen beschossen oder von Flammen bedroht, die mich wichtige Herzen kosten können. Anders als in The Legend of Zelda: Breath of the Wild, bei dem ich meine Herzleiste durch das Aufsuchen von Schreinen oder Abschließen größerer Aufgaben aufstocken kann, verzichtet Elli gänzlich auf solche Upgrades. Entsprechend ist es immer wichtig, die Umgebung im Auge zu behalten, da selbst ungefährliche Objekte schnell den Tod bedeuten können. Aber selbst wenn es mal wirklich dazu kommt - und das passiert wirklich sehr sehr selten -, dann befinden sich überall in der Nähe Checkpoints, sodass nahezu kein Frust aufkommen kann.

Überhaupt stellt das Spiel keine großen Ansprüche. Die Lösung liegt meist direkt vor den Füßen und kommt man doch mal nicht weiter, hilft es immer, die Umgebung genauer zu betrachten, denn die Lösung ist meist wesentlich simpler als man denken mag. Folglich bietet sich das Spiel sehr gut für unterwegs an, da die verschiedenen Abschnitte streng voneinander getrennt sind und nur selten Backtracking angesagt ist - hier kommen natürlich die Vorzüge der Nintendo Switch besonders zum Tragen.


Geld im Überfluss



Backtracking wird ab und an belohnt, weil sich in jedem Sektor versteckte Hut-Münzen befinden, die dann - Achtung! - dafür eingesetzt werden können, neue Kopfbedeckungen zu kaufen. Diese haben allerdings keine Auswirkungen auf das Spielgeschehen. Auch mit den Kristallen, die wirklich ohne Ende im Spiel zu finden sind, lassen sich nur kosmetische Extras wie neue Gewänder und Stäbe kaufen, die jedoch ebenfalls keinerlei Effekte beherbergen. Hier verschenkt Elli extrem viel Potential.

So verkommt die Jagd nach Rubinen, die sich wirklich sehr unbefriedigend gestaltet, noch mehr zur Farce. Gleiches gilt teilweise für die Sprungeinlagen, da diese in der Regel viel zu einfach - und trotzdem noch sehr hakelig - zu bewältigen sind und kaum eine Herausforderung darstellen, auch nicht für jüngere Spieler.


ElliElli
Leider fehlen bei den Knobeleien kreative Ansätze, sodass viele Rätsel bereits auf den ersten Blick zu lösen sind.


Verpasste Möglichkeiten



Außerdem lässt sich festhalten, dass die Möglichkeiten der Switch völlig ungenutzt geblieben sind. Von einem exklusiven Titel, der sich so an The Legend of Zelda orientiert, darf ich einfach erwarten, dass er zum Beispiel eine Touch-Steuerung im mobilen Modus bietet oder zumindest die Bewegungsmöglichkeiten der Joy-Cons kreativ nutzt. In Zelda: Breath of the Wild muss ich etwa Kugeln mit der Bewegungssteuerung in die Vorrichtungen steuern. Wieso kann Elli, das sich ganz klar vom großen Vorbild hat inspirieren lassen, nicht ähnliches bieten? Auch beim Gameplay fehlt mir damit einfach das Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Spielen im Genre. Zwar unterhält Elli durchaus solide über die Spielzeit von sieben Stunden, wirklich im Gedächtnis wird mir das Abenteuer allerdings nicht bleiben. Dafür fehlen die Wow-Momente, die auch kleine Indiespiele ermöglichen können.

Abseits dessen läuft das Spiel leider oft technisch unrund. Besonders im ersten Abschnitt gibt es einige Ruckler zu bemängeln, die das Spielerlebnis durchaus stören. Die weniger aufwendigen Welten im Schlussabschnitt laufen dagegen meist flüssig ohne weitere Probleme. Begleitet werden die Bildrateneinbrüche übrigens von sehr unschönen Pop-Ups und auch der Wechsel in die 2D-Passagen sieht einfach nicht so gut aus, wie man es sich wünschen würde. Immerhin passt der Soundtrack von Will Savino meist ganz gut und fällt nur selten störend beim Knobeln auf. Wirkliche Ohrwürmer befinden sich darunter dennoch nicht.



Predator

Fazit von Kevin:

Als Puzzle-Plattformer für die ganze Familie bietet Elli solide Unterhaltung, vorwiegend für unterwegs. Zwar können die wirklich sehr dünne Story und die Rätsel nicht dafür sorgen, dass das Spielerlebnis lange im Gedächtnis bleibt - für kurzfristige Unterhaltung reicht es aber trotzdem. Auch ist es schade, dass die Möglichkeiten der Nintendo Switch gänzlich unangetastet bleiben und sich Elli daher keine Alleinstellungsmerkmale erarbeitet, die es unbedingt spielenswert machen. Wem die Schreine im letzten Zelda zugesagt haben und wer auf eine Light-Version derer steht, kann sicherlich einen Blick riskieren und wird nicht viel falsch machen. Dank sehr leichtem Schwierigkeitsgrad und dem Fehlen von Kämpfen dürfte Elli allen anderen jedoch kaum genug Unterhaltungswert bieten.

Trotz spielerischer Abwechslung in den verschiedenen Welten bietet Elli leider unter dem Strich zu wenig, um aus der Masse herausstechen zu können.

Besonders gut finde ich ...
  • ganz netter Soundtrack
  • schicke Optik
  • jeder Abschnitt hat eigene Rätselketten
  • knuffige Nebencharaktere
Nicht so optimal ...
  • teils hakelige Steuerung
  • Rüstungen und Stäbe ohne Effekte
  • repetitives Gameplay
  • sehr dünne Story
  • kaum Wiederspielwert
  • Bildrateneinbrüche und Pop-Ups

Kevin hat Elli auf der Nintendo Switch gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von BandanaKid zur Verfügung gestellt.


Elli - Boxart
  •  
  • Entwickler:BandanaKid
  • Publisher:BandanaKid
  • Genre:Puzzle-Adventure
  • Plattform:Switch
  • Release:10.01.2019