Sniper: Ghost Warrior Contracts - Preview

Vor drei Jahren hatte ich mir auf der gamescom das Vorgängerspiel Sniper: Ghost Warrior 3 angesehen und doch recht wohlwollend besprochen. Das Endprodukt bestach dann aber mehr durch lange Ladezeiten, einer leblosen Welt und auch einer Menge Bugs zum Release als durch innovatives Gameplay oder eine ausgefeilte Story. Nun schieben die polnischen CI Games mit Sniper: Ghost Warrior Contracts einen Nachfolger hinterher, der ganz auf eine Story im klassischen Sinne verzichtet. Stattdessen hält nun ein Episodenformat Einzug. Ich konnte den Titel bereits eine Stunde anspielen.

Ich weiß natürlich, dass Sniper Elite als die bessere Serie gilt. Und sicherlich werde ich dies auch dann noch sagen, wenn Sniper: Ghost Warrior Contracts im November erschienen sein wird. Dennoch hätte ich nach meiner ersten Stunde in der Kälte Sibiriens am liebsten weitergespielt. Für einen Sniper-Freund wie mich hat sich das komplette Handling sofort wie zu Hause angefühlt. Aber beginnen wir von vorn.

Was mir bei der Präsentation sofort aufgefallen ist: Das Intro erinnert frappierend an Hitman. Ich meine mir sogar im Nachhinein einbilden zu wollen, dass auch die Stimme der Sprecherin eine gewisse Ähnlichkeit hatte. In diesem Fall fand ich es aber gar nicht schlimm, dass sich CI Games vom großen Vorbild hat inspirieren lassen. Dies gilt im Übrigen auch für die Kill Cam aus der Sniper-Elite-Serie. Auch wenn die Polen in ihrer Version auf die explizite X-Ray-Darstellung verzichtet haben, lässt sich der Ursprung schwer leugnen. Ähnlich dem Vorbild wird auch in Contracts eine automatische Sequenz gestartet, sobald ich den perfekten Treffer ausgelöst habe.


Sniper: Ghost Warrior ContractsSniper: Ghost Warrior Contracts
In der Demo-Mission ging es in den Hafen von Kolchak. Die Kill Cam hat sich CI Games von Sniper Elite geliehen.


Nach einem Missionsbriefing geht es in die Sandbox



Wie bereits beschrieben ging es nach einem kurzen Missionsbriefing im Stile von Hitman in den eigentlichen Auftrag. Im konkreten Fall bestand der Einsatzbereich aus dem Hafen Kolchak in Sibirien, das weitläufige Areal war dabei in drei Gebiete eingeteilt. Pro Karte gibt es fünf Aufträge - so auch hier. Die Hauptmission: die im Ölgeschäft tätigen Geschäftsmänner Igor Sekhov und Leonid Nizhlev ausschalten. Wer darüber hinaus noch das Smartphone eines der Getöteten an sich brachte, das elektronische Logbuch hackte und C4-Sprengstoff unter dem Eisbrecher platzieren konnte, hatte alle fünf Aufträge erfolgreich absolviert. Auch hierin, also einem offenen Sandbox-Areal mit Haupt- und Nebenaufträgen, erinnert Contracts an die Sniper-Elite-Serie. Bei letzterer tauchte das Konzept in dieser Form ab dem dritten Teil in Afrika auf.

Ich starte auf einer Anhöhe und schaue auf eine schnee- und eisbedeckte Hafenlandschaft, vor mir ein Leuchtturm, der sich perfekt als erster Anlaufpunkt für ein Scharfschützennest nutzen lässt. Sobald ich meinen Platz auf der obersten Plattform eingenommen habe, scanne ich die Umgebung nach Gegnern ab, die – einmal wahrgenommen – mit kleinen Symbolen (Kreis, Viereck, Dreieck) markiert werden. Zudem wird mir die Entfernung zum Ziel in Metern angezeigt. Auch dies ist genretypisch und so, wie ich es von einem gut designten Spiel erwarten würde.

Das Herzstück jedes Sniper-Spiels ist und bleibt das Gewehr und seine Zielmechanik. Und auch hier gibt sich Contracts zumindest nach meinem persönlichen Ersteindruck keine Blöße. Um die Entfernung zum Ziel und die Flugbahn der Kugel besser einschätzen zu können, ist in das Zielfernrohr ein Koordinationssystem in 100-Meter-Schritten integriert. Also nehme ich den ersten Gegner ins Visier, halte den Atem an und drücke ab. Nach fünf Minuten hatte ich den Dreh raus, auch weil die Entwickler bewährte Systeme belassen und sich an sehr guten Vorbildern orientiert haben.


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Die Lichtstimmung finde ich aktuell sehr gelungen. Im Nahkampf kann ich mich auch für einen Stealth-Kill entscheiden.


In James-Bond-Manier durch das Hafengelände



Es gibt unzählige Taktiken, um an ein offenes Areal mit seinen unterschiedlich bewaffneten und gepanzerten Gegnern heranzugehen. Das macht natürlich auch den Reiz eines guten Sniper-Spiels aus. Am besten nimmt man zunächst die gegnerischen Scharfschützen aus dem Spiel und beginnt dann, das Gebiet aus einer tieferliegenden Position zu infiltrieren. Das wäre möglicherweise die James-Bond-Technik mit einer Mischung aus schallgedämpfter Pistole und lautlosem Nahkampf. Denn eines ist auch klar: Sobald ein Alarmsystem anschlägt und die offene Konfrontation beginnt, zieht der Sniper-Schütze zumeist den Kürzeren, und das auch sehr schnell.

Ich habe mir in meinem Anspieltermin zunächst alle Gegner vorgenommen, die allein unterwegs und auch abseits von Kameras oder ähnlicher Ausstattung platziert waren. Erst dann habe ich mich Stück für Stück in die Anlage vorgewagt. Allerdings hatte ich am Ende meiner Anspielsession keinen einzigen der Aufträge abgeschlossen. Dafür musste ich einfach zu viel rumprobieren, um die Qualität der Sniper-Mechanik am Ende auch bewerten zu können. Vielleicht noch ein paar Worte zur grafischen Performance: Das von mir angespielte Areal – ein Hafengelände – hatte eine wirklich sehr schöne Lichtstimmung aus Sonne und Wolken zu bieten. Am Gesamteindruck gab es zu diesem Zeitpunkt nichts zu meckern.



Jari

Fazit von Jari:

Auch wenn sich beim letzten Mal meine Hoffnung auf ein gutes Sniper-Spiel nicht bewahrheitet hat: Ich versuche es an dieser Stelle erneut. Warum? Weil ich glaube, dass CI Games für den vierten Versuch, einen mehr als nur im Durchschnitt dahindümpelnden Titel auf die Beine zu stellen, an den richtigen Stellschrauben gedreht hat. So finde ich die Entscheidung bis hierhin konsequent und auch richtig, sich von der gescheiterten Open-World aus Teil drei wieder zu trennen und stattdessen auf das kompaktere Sandbox-Format zu setzen. Zudem scheint die Sniper-Mechanik gut zu funktionieren. Auch haben sich die Polen mit der direkten Konkurrenz von Rebellion und der ebenfalls verwandten Hitman-Serie absolute Genre-Schwergewichte als Vorbilder gesucht. Sie werden, so hoffe ich zumindest, mit ihren bewährten und auch erfolgreichen Rezepten der bislang schwächelnden Serie von CI Games den nötigen Energieschub verleihen.


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