Bus Simulator - Preview

Fischen, Bauen oder den eigenen Acker bestellen: Bislang war bei den diversen Arbeits-Simulationen aus dem Hause Astragon (u.a. Landwirtschafts-Simulator) eher der PC die Plattform der Wahl. Nun erscheint der Bus Simulator erstmals auch für die aktuelle Konsolengeneration. Auf der diesjährigen gamescom haben ich bereits vor Release eine Runde durch das fiktive europäische Städtchen Seaside Valley gedreht und mich selbst in die Welt der Personenbeförderung begeben. Dabei muss es nicht immer nur behäbig zugehen.

Ich bin ehrlich: Die simulierte Arbeitswelt am PC übte auf mich bis dato eher einen skurrilen Charme aus; auch wenn ich weiß, dass diese Spiele millionenfach gespielt werden. Von daher habe ich mich in Köln auf die Spuren des sogenannten "Slow-Motion-Gamings" begeben und hierfür das Lenkrad bzw. den Controller der PlayStation 4 in die Hand genommen. Der Reiz dabei: Im Gegensatz zum x-ten Shooter geht es auch einfach mal stressfrei zu. Vielleicht will ich abends, wenn ich die Konsole anmache, in Ruhe auf einen Tauchgang durch die Meere gehen - wie zuletzt mit Kollege Tim in Beyond Blue erlebt - oder eben auch mal ein motorisiertes Dickschiff in einem moderaten Tempo durch die Straßen einer Stadt navigieren, und nicht gleich ein Hochgeschwindigkeitsrennen auf dem Nürburgring absolvieren.

Ein weiterer Punkt, der allen Vertretern dieses Genres zu Grunde liegt, ist die Sache mit dem (nicht gelebten) Kindheitstraum. Es gibt sicherlich viele da draußen, die als kleiner Steppke in die Fußstapfen eines Feuerwehrmanns treten wollten. Auch diesem Antrieb bin ich auf der gamescom nachgegangen. Allerdings hat der Firefighting Simulator, der im kommenden Jahr für den PC erscheint und ebenfalls von Astragon veröffentlicht wird, bei mir persönlich nicht gezündet. Doch die Brandbekämpfung ist ja nur eine Facette aus einer großen Auswahl an Berufen und Maschinen. Wer wollte nicht schon immer mal einen XXL-Bagger in einem übergroßen Sandkasten oder den Mähdrescher über ein Feld fahren? Gebe es hierfür keinen Markt, würde der Landwirtschafts-Simulator nicht bereits in seiner 20. Auflage erscheinen. "Eine Zeit lang war dies eher ein deutsches Thema. Nun findet das Genre aber auch seinen Weg in die USA", so Community-Manager Carsten Höh.


Bus SimulatorBus Simulator
Auf Busfahrer warten viele Routineaufgaben. In diesem Fall muss ich die Rampe für einen Rollstuhlfahrer aktivieren.


Willkommen in der Wirklichkeit



Bevor ich auch nur den ersten Meter mit meinem Bus in der fiktiven europäischen Stadt Seaside Valley und innerhalb seiner zwölf Bezirke zurücklege, weist mich Carsten Höh darauf hin, dass der Bus Simulator nicht Realismus pur sei, sondern auch den "Casual Gamer" mitnehmen wolle. Dennoch fühle ich mich stellenweise in meine Fahrschulzeit versetzt. Zum Hintergrund: Neben der reinen Fahr-Simulation kann ich mir im Spielverlauf auch ein eigenes Busunternehmen aufbauen - wahlweise allein oder gemeinsam mit bis zu drei weiteren Spielern.

Genre-Kenner wird sicherlich auch interessieren, dass für den Bus Simulator die Marken Mercedes-Benz, Setra, MAN und Iveco lizensiert worden sind. Darüber hinaus wird es einen Multiplayer-Modus geben, in dem bis zur vier Spieler zusammen eine Firma gründen, in kooperativen Konvoy-Fahrten die Region erkunden oder sich im Ticket-Inspektor-Modus (!) die Pflichten eines Busfahrers teilen. Während ein Fahrer den Bus lenkt, kümmert sich der andere um das Kontrollieren der Fahrgäste "sowie sonstige Nebentätigkeiten", wie es in der Pressemitteilung so schön heißt.

Als ich mich in der Tutorial-Mission ans Steuer meines Gefährts setze, bin ich überrascht darüber, wie viele Routine-Abläufe ich mir einprägen und ausführen muss. Es beginnt schon mal damit, dass ich überhaupt erstmal in meinen Bus einsteigen sollte. Der Schaltermechanismus für die Tür befindet sich übrigens außen. Bevor ich losfahren kann, muss ich das Licht einschalten, die Zündung betätigen, die Türen schließen, den Blinker setzen und vielleicht auch noch per Schultertaste das Gaspedal betätigen. Und schon geht es los mit der "wilden" Fahrt.


Bus SimulatorBus Simulator
Busse fahren in Seaside Valley nicht nur tagsüber, sondern natürlich auch nachts.


Jeder Verstoß wird mit einem Bußgeld geahndet



Auf meiner Tour kann ich entweder aus der Innenansicht fahren, was sicherlich einem größeren Realismus entspricht, oder aber die Außenansicht aktivieren, was mir persönlich besser gefallen hat. Letztere Perspektive bietet mir jeweils im oberen Bereich die beiden Außenspiegel und im unteren linken Bildschirmfeld eine kleine Karte der Stadt mit meiner Route an. Ob ich denn auch Quatsch anstellen könne, will ich wissen.

Die Antwort ist ein klassisches "Im Prinzip ja, aber ...". Denn obwohl ich natürlich in der Theorie auch alles einfach mal zu Klump fahren könnte, wird jeder tatsächliche Verstoß sofort mit einem Bußgeld geahndet. Wenn ich mich also wie der letzte Straßen-Rüpel verhalte und die Verkehrsregeln lediglich als eine Empfehlung betrachte, reite ich mein aufstrebendes Bus-Imperium spätestens nach einem Tag in die Pleite. Also heißt die Devise eher: Rücksicht nehmen! Dies gilt im Übrigen auch für das Verhalten gegenüber den Fahrgästen.

Als ich meine erste Haltestelle anfahre, muss ich nicht nur die Türen öffnen, sondern auch die Rampe für einen Rollstuhlfahrer ausfahren. Auch das Ticket-System und das Herausgeben von Wechselgeld obliegt meinen Pflichten. Allerdings muss ich im Gegensatz zu früheren Teilen nicht mehr selbst den Grips anstrengen und das Kopfrechnen übernehmen, um die korrekte Summe auszuwerfen. Nachdem ich meine Tour beendet habe, fahre ich ins Depot zurück und steige aus dem Bus. Damit endet, nachdem ich eine detaillierte Auflistung meiner "Performance" (also Einnahmen und Zufriedenheit der Kunden) erhalten habe, auch mein Probetag hinter dem Steuer eines Linienfahrzeugs.



Jari

Fazit von Jari:

Ich wollte zwar niemals Busfahrer werden, aber dennoch würde ich lügen, wenn ich mich die Probefahrt nicht wenigstens ein bisschen angefixt hätte. Irgendwie geht von der sich wiederholenden Routine eine entspannende Wirkung aus, auch wenn die Passagiere natürlich manchmal nervig und anstrengend sind und ich andauernd irgendwelche Knöpfe in meinem Cockpit drücken muss. Aber schließlich habe ich es hier mit einem Arbeits-Simulator und nicht mit einem Wellness-Trip zu tun. Ich denke, dass das Experiment der Portierung zum größten Teil geglückt ist und nun auch Konsolenspieler in die Community einbinden wird.

Ich für meinen Teil hätte mir aber gewünscht, dass die Entwickler noch ein bisschen mehr aus der Unity Engine herausgekitzelt und die Grafik aufgehübscht hätten. Auch hätte es mir noch mehr gefallen, wenn sich Entwickler Still Alive keine fiktive Umgebung, sondern eine reale europäische Stadt vorgenommen hätte. Dann nämlich wäre neben der Simulation des Berufs auch noch der Sightseeing-Effekt abgedeckt - ganz nach dem Motto: „Ach guck, da bin ich auch schon langgefahren“. Nur eben nicht mit dem Bus.


Blog-Archiv September 2019#BusSimulator#PS4#XboxOne#gamescom2019
Bus Simulator - Boxart
  •  
  • Entwickler:Still Alive
  • Publisher:astragon Software
  • Genre:Simulation
  • Plattform:PS4, Xbox One
  • Release:17.09.2019

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Darius
    #1 | 17. September 2019 um 19:48 Uhr
    Nach dem Bee-Simulator auch noch gleich der Bus Simulator hinterher. Der Jari läutet ja fast schon eine neue Genre-Ära hier bei uns ein. Aber interessant und spannend zu sehen, wie sich dieser ganze (sonst eher im Mainstream belächelte) Bereich entwickelt hat. Auch gerade der LWS (Landwirtschafts-Simulator) - und wie hauptsächlich Astragon diese vermeintliche Nische bedient.