Snack World: Die Schatzjagd Gold - Review

Das japanische Entwicklerstudio Level-5, welches unter anderem durch die "Yo-Kai Watch"-Spiele oder auch Ni no Kuni II: Revenant Kingdom bekannt sein dürften, wird langsam auf der Nintendo Switch heimisch und spendiert ihr mit Snack World: Die Schatzjagd Gold ein waschechtes Action-RPG mit ausgiebigen Online-Funktionen. Dass es sich dabei um einen lauwarmen Aufguss der nur in Japan erschienenen 3DS-Version aus dem Jahre 2017 handelt, fällt gar nicht so sehr ins Gewicht, wie man denken mag – weshalb ich euch auch gerne etwas über meinen Streifzug durch das verrückte Königreich Croquette erzählen werde.

Alles beginnt ganz klassisch mit der Charaktererstellung über ein vorgefertigtes Baukastenmenü. Egal ob als Möchtegern-Super-Saiyajin oder als Hipster erster Klasse: Meiner Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Und dennoch hätte ich mir persönlich mehr Auswahlmöglichkeiten gewünscht, da die Charaktermodelle doch alle sehr ähnlich sind und insbesondere im Online-Modus schnell einer Klonarmee gleichen.


Edel muss es sein!



Nach der ganzen Klickerei startet die Story sehr unaufgeregt mit dem Aufwachen in einem unbekannten Gasthaus. Nur spärlich bekleidet darf ich nun die Aufträge der überaus egozentrischen Prinzessin Melonia entgegennehmen. Diese schickt mich als ihren großen Retter in die Weiten des Königreich Croquettes, um Items zu farmen, die benötigt werden, um bestimmte Gegenstände herzustellen. Melonia ist es dabei stets wichtig, neue Trends zu setzen, und schickt mich deshalb gut und gerne auch mal wegen einer angesagten Hautcreme in gefährliche Dungeons. Diese Missionen haben allesamt durchaus Sketch-Charakter und nehmen sich selbst auf die Schippe.

Innerhalb des recht zähen Tutorials wird immer wieder erwähnt, wie langweilig dieses eigentlich sei - und dass man es eben doch über sich ergehen lassen müsse, weil es immer wieder Spieler gäbe, die sonst total aufgeschmissen wären. Diese Art von Humor zieht sich durch das gesamte Spiel und sorgt für das eine oder andere Schmunzeln. Trotzdem fehlt der Geschichte abseits des leichten Comedy-Flairs der nötige Zug, weshalb sie langfristig eher zum Beiwerk verkommt.


Snack World: Die Schatzjagd Gold
Die Story wird vorwiegend in Textboxen vorangetrieben, welche sich auf Wunsch auch überspringen lassen.


Monotones Geschnetzel



Gleiches trifft auch auf den Abenteuer-Rhythmus zu, der nahezu immer gleich abläuft: In der Regel betrete ich ein kleines Teilgebiet oder einen prozedural generierten Dungeon, in welchem ich bestimmte Monstertypen ausschalten muss, um Quest-Objekte zu farmen oder Bosse zu erledigen. Die Aufgaben sind dabei leider wenig abwechslungsreich und langweilen schon nach recht kurzer Spieldauer. Hinzu kommt, dass das Grinden der einzelnen Levelabschnitte quasi vorgeschrieben ist und der Fortschritt in der doch recht kurzen Geschichte noch mehr ins Stocken gerät.

Versuche ich nämlich, die Story ohne die Grinderei fortzusetzen, fehlen mir die richtigen Waffen und die nötige Power, um ein Fortkommen zu ermöglichen. Besonders ärgerlich: Die Story-Missionen haben keinerlei Online-Unterstützung, sodass ich diese allein bestreiten muss. Nur die immer gleichen Nebenmissionen dürfen mit bis zu drei Online-Freunden oder lokal durchstreift werden. Aber Achtung: Der lokale Multiplayer-Spaß setzt voraus, dass jeder eine eigene Konsole und das Spiel besitzt. Mehrere Controller an eine Konsole anzuschließen und dann auf Monsterjagd zu gehen, ist unverständlicherweise nicht möglich.


Fragwürdiges Crafting



Immerhin ist das Kampfgeschehen recht intuitiv umgesetzt. Auf jede Mission darf ich sechs Waffen mitnehmen. Egal ob ich lieber mit dem Schwert, einem Speer oder einem Bogen kämpfe – das Spiel lässt mir stets die Wahl und gibt mir vor jeder Quest sogar die Möglichkeit, mich automatisch perfekt auf die nächste Aufgabe ausrüsten zu lassen. Im Kampf kann ich die Waffen dann entweder recht umständlich über ein Auswahlmenü oder mit den Schultertasten durchschalten. Dabei kommt es allerdings zu einer kleinen Verzögerung, weshalb man schon sehr darauf bedacht sein sollte, wann man die Waffe wechselt. Dennoch ist ein häufiger und fliegender Wechsel ratsam, da jede Waffe nur über eine begrenzte Haltbarkeit verfügt, die sich recht langsam regeneriert. Pro Kampfgerät stehen außerdem zwei Spezialmanöver zur Auswahl, die je nach Gegner ordentlichen Schaden garantieren. Das ständige Jonglieren sorgt hier und da für kurzweilige Abwechslung, den nötigen Tiefgang mit entsprechend taktischem Vorgehen sucht man in Snack World: Die Schatzjagd Gold aber vergebens.

Gleiches gilt leider auch für das Ausrüstungssystem, wegen dem man die ganze Beutespirale eigentlich mitmacht. Das wirkt nämlich sehr uninspiriert und gibt mir insbesondere zu Beginn kaum Gelegenheit zum Ausprobieren. Ich erhalte einfach viel zu wenig Geld oder schmiedbare Gegenstände, um einen spürbaren Schub zu erreichen. Erst ab der Hälfte des Story-Modus komme ich an mehr Ressourcen - was aber längst nichts mehr daran ändert, dass sich das Craften und Aufmotzen der Rüstungen als eher langwierig darstellen.

Jede Aufrüstung erfordert nämlich seltene Komponenten, die erst einmal gesammelt und gefunden werden müssen. Bei den immergleichen Quests und Monstern wird das eine sehr langweilige Angelegenheit. Obsolet werden diese Durchgänge schließlich auch noch, da sich die Werte der verbesserten Rüstungen kaum auf den Kampf auswirken und man mit dem Kauf oder Bau einer neuen Rüstung meist besser fährt. Gefundene Teile kann ich dennoch als Zierrüstung einsetzen und bei den täglich wechselnden Modetrends höhere Chancen auf seltene Gegenstände erreichen.


Snack World: Die Schatzjagd GoldSnack World: Die Schatzjagd Gold
Im Kampf findet man neue mögliche KI-Begleiter, sogenannte Snacks, die verschiedene Fähigkeiten beherrschen.


Licht und Schatten



Obwohl das Spiel eigentlich auf dem 3DS geboren wurde, merkt man es ihm in vielen Bereichen gar nicht an. Die Charaktermodelle sind durchaus hochwertig und erinnern ein wenig an die geliebten Charaktere aus Animal Crossing. Das Königreich Croquette wirkt ebenfalls sehr bunt, belebt und detailliert. Anders sieht das dagegen in den unaufgeregten Quest-Arealen aus, die allesamt sehr klein sind und texturarm daherkommen. Immerhin sind die Bosse ganz schick und trösten über das sonst sehr triste Erscheinungsbild abseits des Königreiches hinweg.

Der Soundtrack überzeugt stellenweise mit Ohrwurmmelodien, kann aber beim hundertsten Aufrufen der gleichen Quest auch ziemlich auf den Geist gehen. Die eigentlich nett gemeinten Sprüche, die den Witz der Story auch in die Kämpfe transportieren sollen, nerven hingegen noch schneller als die Kommentatoren eines FIFA. Eine vollständige deutsche Sprachausgabe gibt es indes nicht - auch nicht in wichtigen Dialogen für die Geschichte. Meist werden Informationen über Textboxen an mich herangebracht und maximal mit einer kurzen, sich immer wiederholenden Phrase untermalt.



Predator

Fazit von Kevin:

Für Switch-Besitzer, die hier und da mal nur eine kurze Quest erledigen möchten, eignet sich Snack World: Die Schatzjagd Gold durchaus. Die kurzen Aufgaben lassen sich schnell mal im Bus oder auf dem Weg zur Arbeit erledigen. Wirklich fesselnd sind diese aber nicht und erinnerten mich sogar an das eine oder andere Mobile-Spiel, das sich jeden Tag für wenige Minuten ganz nett spielen lässt, dabei allerdings keinerlei Tiefgang bietet.

Die Level-5-Studios haben viel Potential liegen lassen und bieten maximal durchschnittliche Kost, die kaum langfristig motivieren kann. Immerhin: Der Online-Modus läuft meist stabil und Spieler, die die gleiche Quest spielen möchten, findet man derzeit auch zur Genüge. Dennoch fehlt es an Inhalten, insbesondere im Endgame. Das dürften wegen der langwierigen Grinderei jedoch ohnehin nur die wenigsten zu Gesicht bekommen.

Um kurze Strecken zu überbrücken, ist Snackworld: Die Schatzjagd Gold ideal - für den heimischen Bildschirm aber leider eher langweilige Zeitverschwendung.

Besonders gut finde ich ...
  • amüsante Spielwelt
  • Schwierigkeitsgrad durchaus fordernd
  • kurze Quests
  • zufallsgenerierte Dungeons
Nicht so optimal ...
  • Quests sehr repetitiv
  • Bildrateneinbrüche
  • uninspiriertes Craftingsystem
  • kaum Wiederspielwert
  • Grinden vorausgetzt
  • kein befriedigendes Looten

Kevin hat Snack World: Die Schatzjagd Gold auf der Nintendo Switch gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.


Snack World: Die Schatzjagd Gold - Boxart
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  • Entwickler:Level 5
  • Publisher:Nintendo
  • Genre:Action-RPG
  • Plattform:Switch
  • Release:14.02.2020