KeyWe - Review

In KeyWe bessern zwei Kiwis in einem kleinen australischen Postamt durch Work & Travel ihre Urlaubskasse auf und werden mit Briefmarken sowie lustigen Hüten für die Arbeit entlohnt. Dabei bereiten ihnen die langbeinigen Nandus, welche Pakete ausliefern, ebenso Probleme, wie die ständig wechselnden Gegebenheiten innerhalb der Briefannahmestelle. Das sympathische Spiel ist die perfekte kooperative Gaudi für ein paar freie Minuten zwischendurch - und darüber hinaus.

Schon längere Zeit habe ich wieder ein Spiel gesucht, in dessen Gameplay und Stil sich auch unerfahrene Gelegenheits-Zocker:innen verlieben können. Sowas wie Unravel Two oder zuletzt das vielfach gelobte It Takes Two. Da kommt KeyWe gerade recht! Mit dem putzigen Aussehen der beiden Akteure und den schnell zu begreifenden Mechaniken hat das Entwicklerstudio Stonewheat & Sons ein tolles Ding für den gemeinsamen Feierabend gezaubert.


KeyWe
So ganz ohne Hände ist Briefe stempeln und Pakete verschicken eine echte Herausforderung.


Zusammenarbeit ist gefragt



Die Ziele in KeyWe sind eigentlich recht simpel: Es gibt Briefe, die müssen frankiert und zum richtigen Absender geschickt werden. Und Pakete wollen den passenden Aufkleber und Deckel erhalten. Das ist für einen Menschen mit Händen, Daumen, Armen und langen Beinen kein Problem. Für Kiwis, die effektiv nur einen Schnabel zur Verfügung haben, allerdings ein hartes Stück Arbeit. Da ist Improvisationstalent und geschickte Aufgabenverteilung gefragt - alleine schafft das niemand.

Ich erkläre es mal an einem Beispiel: Per Tonbandaufnahme kommt eine Nachricht rein, die schnellstmöglich in Text geschrieben und verschickt werden soll. Also nimmt einer der Kiwis das Band vom liefernden Nandu an und packt es in den Kassettenspieler, während der andere auf "Play" drückt. Die nun wiedergegebene Nachricht kann mit auf dem Spielfeld verteilten Satzfragmenten zusammengebaut werden.

Dazu lassen sich die Kiwis mit ihrem Hintern auf die Textstücke plumpsen, welche prompt daran hängen bleiben. Ein weiterer Sprung auf den Briefbogen und zack klebt das erste Wort an der richtigen Stelle. Ist die Nachricht komplett, betätigen wir zeitgleich den an einen Toaster erinnernden Drucker links und rechts, was uns, inklusive den eingetüteten Brief, in die Höhe katapultiert. Im Flug fix die Botschaft geschnappt, in den Satteltaschen des zweiten Nandu verstauen, die Gurte festziehen, dem Laufvogel einen kleinen Snack mitgeben und schon ist es geschafft.


KeyWeKeyWe
Was anfangs noch recht simpel wirkt wird mit der Zeit immer chaotischer.


Immer wieder was Neues



Ähnlich verhält es sich mit den Paketen. In einem anderen Raum müssen die Kiwis schwere, zerbrechliche oder leicht verderbliche Ware mit entsprechenden Aufklebern kennzeichnen, den Deckel mit einem kleinen Kran auf die Kiste bugsieren und an die richtige Postleitzahl versenden. Alles weiterhin in Teamarbeit. Damit das auf die Dauer nicht zu eintönig wird, machen uns verschiedenste Umweltfaktoren das Leben schwer.

Mal klauen Mücken die Textstücke und legen sie woanders ab. Oder Pflanzen wuchern wild unter der Tastatur hervor und drücken die Buchstaben bei Seite. Oder das Postamt steht unter Wasser und nur bestimmte Bereiche können betreten werden. So hält man die immer gleichen Aufgaben frisch und bringt neue Elemente ein. Leider nutzt sich das Gameplay für den geübten Spieler dann doch recht schnell ab und spätestens nach der Hälfte der kampagne hat man den Dreh raus.

Dann macht man sich fast keine Gedanken mehr um das, was da gerade passiert. Außer der letzte Sprung auf die notwendige Taste geht mal wieder vorbei - die teils schlechte Übersicht und fehlende Tiefenwahrnehmung können für etwas Frust sorgen.

Was allerdings an allen Ecken heraussticht, ist die Liebe und Hingabe mit der die Entwickler die Level gestaltet haben. Wir durchschreiten während des Spiels die vier Jahreszeiten, welche jedes Mal die Einrichtung und die zu versendenden Objekte beeinflussen. Im Sommer brütet die Hitze, im Herbst wird für Halloween dekoriert, im Winter liegt Schnee auf dem Weihnachtsbaum und es werden Geschenke an Verwandte verschickt.


KeyWe
Auch bei Wasserrohrbruch, Geisternebel und fleischfressenden Pflanzen muss das Postamt laufen.


Der Hut steht dir gut!



Je schneller wir Aufgaben abschließen, desto mehr Briefmarken erhalten wir als Belohnung. Diese können im Shop für Kopfbedeckungen, farbenprächtige Federn oder Kostüme ausgegeben werden. All das kaufen wir natürlich nur mit der Ingame-Währung, es gibt keinen Echtgeld-Tausch. Das hilft dabei, während dem turbulenten Nachrichten versenden nicht die eigene Spielfigur aus den Augen zu verlieren und birgt einen gewissen Charme, wenn mein kleiner Freund im Winter mit einer Zipfelmütze Briefe stempelt. Die Kleidung ist dabei rein kosmetischer Natur, Vorteile oder Fähigkeiten schalten wir nicht frei.

Ein Vergleich von KeyWe mit anderen Koop-Spielen liegt natürlich auf der Hand. Auch Overcooked oder Human: Fall Flat setzen auf das gleichzeitige, (un)strukturierte Handeln verschiedener Spieler und den Fakt, dass man sich nur allzu gern selbst ein Bein stellt. Das macht Spaß und motiviert für kleine Intervalle zwischendurch. Ich würde mit den Kiwis jetzt nicht drei Stunden am Stück verbringen, das ist bei einer über 5-stündigen Kampagne auch einfach zu viel. Für den netten Abend zu zweit allerdings genau richtig.



Energiekuchen

Fazit von Tobias:

Wer was kleines, nettes zur Abendgestaltung sucht und gerne Partner:innen oder Mitbewohner:innen ins Hobby integrieren will, macht mit KeyWe garantiert nichts verkehrt. Die putzigen Federtierchen sind für Anfänger wie Langzeitspieler eine unterhaltsame Abwechslung und bringen durch den ständigen Wechsel der Gegebenheiten immer wieder frischen Wind in das gleichbleibende Schema.

Die Grafik ist dafür völlig ausreichend, auch wenn die Übersicht im dreidimensionalen Raum gerne etwas besser sein könnte. Da gehen schon mal ein paar Sprünge daneben und falsche Tasten werden gedrückt. Doch abgesehen davon bleiben einem die munteren Kiwis positiv im Gedächtnis und hoppsen immer mal wieder von der Briefmarkendruckmaschine zum Paket-Aufzug.

Besonders gut finde ich ...
  • putzige Protagonisten mit hohem Knuddelfaktor
  • liebevoll gestaltete Umgebungen
  • immer wechselnde Szenarien mit neuen Herausforderungen
  • optionale Mini-Games stellen bunt gemischte Aufgaben bereit
Nicht so optimal ...
  • leider oftmals etwas unübersichtlich
  • Steuerung nicht immer so genau, wie sie sein könnte
  • Gameplay auf Dauer für den geübten Spieler zu seicht

Tobias hat KeyWe auf der PlayStation 4 Pro gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Sold Out zur Verfügung gestellt.


KeyWe - Boxart
  •  
  • Entwickler:Stonewheat & Sons
  • Publisher:Sold Out
  • Genre:Puzzle-Adventure
  • Plattform:PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, Switch
  • Release:31.08.2021
    (PlayStation) 28.09.2021
    (Xbox) 15.12.2021

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Kithaitaa, Tim ... und 3 Gästen.
  • Darius
    #1 | 19. Mai 2022 um 20:16 Uhr
    Der Schlüssel sind Wir? Hehe. Das sieht schon ziemlich spaßig aus. Mochte die Idee schon zu Trailerzeiten, die erfolgreiche Umsetzung umso mehr =)