Aion - Review

Ach, ich steh ja eigentlich nicht so auf Entjungferungen. Auch nicht, wenn es relativ unblutig vonstatten geht, wie in diesem Fall. Hiermit lest ihr nämlich die erste Review eines MMORPGs bei uns. Und dafür haben wir uns eine echte Perle ausgesucht: Aion. Das Spiel, von dem ich das erste Mal auf der E3 2005 gehört habe und nun nach 4 Jahren endlich spielen darf. Die ersten Screenshots brachten mich als Fan des Genres zum sabbern und irgendwie hat meine Euphorie nie geendet. Bis jetzt...

Das erste Mal



Wow, was ein Einstieg und was ein allgemeiner Anfang für ein Online-Rollenspiel. Wo einem in anderen Spielen immer wieder ganz schön deutlich klar gemacht wird, wo der Hase lang läuft und wieso wir zwanzig Hasen töten müssen, da wir einfach nur ein kleiner Wicht in der riesigen Welt sind. Ganz anders in Aion: Ihr seid ein ehemaliger General - ehemalig deswegen, weil ihr euer Gedächtnis in einem Kampf verloren habt und nun so langsam eure Fähigkeiten wiedererlangen müsst. Nach und nach und Kampf um Kampf.

Aber worum geht es überhaupt? Aion ist der Name des Gottes, der die Welt Atreia vor langer Zeit erschaffen hat. Man lebte dort in Frieden, bis Aion eine neue Rasse erschuf, um die Bevölkerung Atreias auf die Probe zu stellen: Die Balaur. Eine bösartige und intelligente Rasse, die sich in keinster Weise an die Anweisungen Aions hielten und schon bald die gesamte Welt in Gefahr brachten. Am Tage der geplanten Friedenskonferenz zwischen den beiden Völkern überrannten die Balaur aber die Bevölkerung und drangen in den Turm der Ewigkeit ein. Dort richteten sie ein riesiges Chaos an und brachten den Turm zum Einsturz. Dieser Tag ist in den Geschichten als "Die große Katastrophe" betitelt. Durch den Zusammenbruch des Turms wurde Atreia in zwei Teile geteilt. Zwischen den beiden Hälften sind noch die Trümmer zu finden, der so genannte Abyss. Die Überlebenden sind nun auf die zwei Teile Atreias verteilt.

Die ersten zehn Stufen dienen der Orientierung. Ihr wählt zu Beginn eine der beiden Fraktionen (Elyos oder Asmodier) und eine von vier möglichen Klassen aus: Krieger, Späher, Magier oder Priester. Habt ihr euch entschieden folgt etwas, das mitunter mehrere Stunden andauern kann, wenn man sich denn die entsprechenden Gedanken um sein virtuelles Ego macht: Der Charakter-Editor, der in dieser Weise alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Hier kann man sich mal so richtig austoben und die abenteuerlichsten Kreationen erstellen. Die Individualität auf den Servern ist somit garantiert!

Leider hat das System auch einen Nachteil. Durch die große Auswahl ist es auch möglich, einen riesen großen oder eben winzig kleinen Charakter zu erstellen. Da Aion später auf PvP und insbesondere Massenschlachten ausgelegt ist, sind gerade die kleinen Flitzer nur extrem schwer im Getümmel zu finden.

Habt ihr euch in einer kreativen Session euren Charakter erstellt, so findet ihr euch im ersten Gebiet Poeta (Elyos) oder Ishalgen (Asmodier). Hier lernt ihr die Welt ein wenig kennen, werdet in die Story eingeführt und arbeitet auf den ersten Schritt in Richtung Erinnerung hin: Eure Flügel, die ihr nach einer Questreihe erhaltet. Ab da könnt ihr fliegen - theoretisch zumindest. Hier schiebt euch das Spiel gelegentlich einen Riegel davor und lässt euch nur knapp über dem Boden gleiten, was aber dennoch ein schnelleres Vorankommen unterstützt.


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Der Fortschritt



Ebenso noch im Anfangsgebiet steht für euch auf Stufe 10 eine weitere Entscheidung an. Ihr dürft den weiteren Weg eures Charakters bestimmen, denn jede Klasse hat noch eine Unterklasse, die, einmal ausgewählt, später aber nicht mehr geändert werden. Folgende finale Klassen stehen euch zur Auswahl:

Krieger: Templer oder Gladiator
Als Templer und Gladiator steht ihr in Kämpfen an vorderster Front und tragt dafür Plattenrüstung, die schwerste der vier verfügbaren Rüstungen. Der Templer läuft mit Schwert und Schild durch die Gegend und zieht lässt sich gerne verprügeln. Der Gladiator hingegen teilt lieber aus, als dass er einsteckt - könnte es aber.

Späher: Jäger oder Assassine
Jäger sollte sich eigentlich von selbst erklären. Mit einem Bogen ausgestattet steht ihr in den hinteren Reihen und lasst Pfeile auf eure Feinde regnen. Als Assassine schleicht ihr euch an eure Feinde heran und erstecht sie von hinten. Beide Klassen tragen eine Lederrüstung.

Magier: Beschwörer oder Zauberer
Der Beschwörer besitzt die Fähigkeit, sich ein kleines Haustier an die Seite zu holen, dass ihm im Kampf behilflich ist. Ansonsten wirft er mit Magie nur so um sich. Letzteres ist auch die Spezialität des Zauberers, der kein solches Haustier besitzt, dafür aber auch einiges mehr an Schaden austeilt. Beide halten aber sehr wenig aus und tragen einzig und allein Stoffetzen am Körper.

Priester: Kleriker oder Kantor
Der Kleriker ist Vollzeit Heiler und weiß ganz genau, wie er Mitspieler am Leben erhält oder wieder zum Leben erweckt. Der Kantor hat auch einige Fähigkeiten in diese Richtung, ist aber auch noch ein guter Nahkämpfer und hat die Möglichkeit die Gruppe zu unterstützen.


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The same procedure as every MMORPG?



Nun, aber kommen wir doch mal zum Spiel an sich? Was sind Dinge, in denen sich Aion von den anderen Spielen auf dem Markt unterscheidet, was macht es gut und was vielleicht nicht so gut.

Zu erst ein Mal sieht Aion einfach umwerfend aus. Das Spiel nutzt eine aufgebohrte Version der Cryengine und lässt so Atreia in voller Pracht erstrahlen. Die Charaktere sind wunderbar detailliert. Einzig die Umgebung hat hier und da ein paar Schwächen. An ein paar Stellen der Welt gibt es richtig matschige Texturen, die einem sofort ins Auge stechen. Das ist aber nicht sonderlich schlimm und tut der insgesamt großartigen Atmosphäre keinerlei Abbruch.

Quests dienen dem Antrieb der Spieler in höhere Stufen aufzusteigen. Sie geben Aufgaben vor, werden gelöst und zur Belohnung gibt es ein paar Erfahrungspunkte, eventuell ein Rüstungsteil und Geld. Für westliche Spieler ist wohl World of Warcraft die Referenz in Sachen Quests. Auch in Aion gibt es natürlich Quests und gerade das Anfangsgebiet Poeta, sowie das darauf folgende Gebiet zeigen ganz klar, wie es sein sollte. Man wird von einem Questgeber zum anderen geführt, fühlt sich in keiner Sekunde verlassen und weiß ganz genau, wo man als nächstes hin muss.

Ab Stufe 20 ist damit in gewisser Weise aber leider Schluss. Es werden immer weniger Quests, die für großen Aufwand nur winzige Mengen Erfahrung geben und so eher lästig sind, als dass sie dazu dienen, sich weiter mit dem Spiel zu beschäftigen. Hauptursache dafür ist die asiatische Herkunft des Spiels. Seit Dezember 2008 gibt es Aion schon in Korea und wer die viele Free 2 Play Spiele kennt, die es so gibt, wird wissen, was diese besonders auszeichnet: Grinden. Stundenlanges Töten von Monstern mit dem einzigen Hintergrund der Erfahrungsgewinnung und der Hoffnung auf einen tollen Gegenstand.

Das heißt aber nicht, dass es gar keine Quests mehr gibt. Mein Questlog war durchgehend gefüllt, man musste sich nur bemühen und danach suchen. An die Hand genommen wird man später überhaupt nicht mehr und das ist auch gut so und fördert die Community, die sich so intensiver mit dem Spiel auseinandersetzt.

Aion wirbt intensiv mit dem PvP, dem Kampf zwischen Spielern. Dieser Kampf tritt am meisten im Abyss auf, da dort beide Fraktionen unbeschränkten Zugang haben und sich so ab Stufe 25 sehr oft über den Weg laufen. Dort müssen auch Festungen und Artefakte belagert, eingenommen und verteidigt werden. Hier tritt aber auch die dritte Fraktion, die Balaur auf. Diese sind eine eigenständige Fraktion, die eben so Festungen angreifen und einnehmen kann, wird aber per künstlicher Intelligenz "gesteuert". Dieses Spiel zwischen den drei Fraktionen nennt NCsoft PvPvE, also Player vs. Player vs. Environment. Grundsätzlich verhalten sich die Balaur so, dass sie sich mit der im Abyss am wenigsten vertretenen Fraktion verbünden. Somit soll ein Gleichgewicht hergestellt werden. Allerdings können sie auch ihren Verbündeten in den Rücken fallen. Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen, da das Gemetzel im Abyss so langsam erst anfängt.

Nun noch zu einem Problem in meinen Augen: Grundsätzlich mag das Balancing nach außen hin als gut wirken und das ist es oft auch. Leider gibt es Klassen, die momentan trotz der Spielversion 1.5 wirklich einige Nachteile haben und das sind die Nahkämpfer. Sie haben kaum eine Möglichkeit, in kürzerer Zeit an die Fernkämpfer heranzukommen um Schaden zu machen. Ich für meinen Teil habe zu Beginn den Kampf einfach aufgegeben, sobald ich im Abyss von oben angegriffen wurde. Mittlerweile auf Stufe 35 lässt sich damit besser umgehen, aber so wirklich gut funktioniert es immer noch nicht. Meiner Meinung nach besteht dort wirkliches Potential für Nachbesserungen. Denn auch in den Massenschlachten, in denen sich zwei große Gruppen gegenüber stehen, sind es die Nahkämpfer, die nur ein paar Schritte nach vorne machen und sofort wieder wild nach hinten hüpfen, weil ihnen die Angriffe nur so um die Ohren geschmissen werden. Schade eigentlich.



Fazit von pel.Z:

Ich bin begeistert! Aion ist genau das geworden, was ich mir gewünscht und was ich gebraucht habe. Ich kann den Einheitsbrei mit Motto "Jeder kann alles" namens World of Warcraft nicht mehr sehen. Ohne wirkliche Anstrengung wird einem dort alles hinterhergeworfen. So hat sich leider auch die Community entwickelt. Aion bietet hier in gewisser Weise einen Neustart, der allerdings nicht ganz so neu war, wie erhofft.
Das Niveau im Chat war zu Beginn einfach nur schrecklich, hat sich aber inzwischen ein wenig gebessert. Leider ist das mit der Anspruchs- und Erwartungshaltung seitens der Spieler nicht passiert. Das Geschrei ist oft recht schnell groß, wenn zum Beispiel der Endgegner einer Instanz nicht mal ein Item dabei hat. Somit wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen. Dieses Verhaltenswesen kommt unabstreitbar aus dem Spiel mit den drei Buchstaben. Auch die zeitweise wenigen Quests kommen nicht wirklich gut an. Dabei sind Quests nichts anderes als der Auftrag zum Grinden. Wieso ist es dann ein Problem von alleine 200 Wölfe zu töten? Nur weil jemand sagt, dass du das tun musst, macht es das doch nicht besser? Das ist leider etwas, das ich nicht verstehe. Ich habe in Aion endlich das gefunden, was ich gesucht habe. Ein anspruchsvolles MMORPG, das ab einer gewissen Stufe Gruppenspiel voraussetzt um bestehen zu können. PvPvE gefällt mir super und ist eine gelungene Abwechslung, wenn man mal keine Lust darauf hat, nur gegen künstliche Intelligenz zu kämpfen.
Gerade das Fliegen eröffnet neue Möglichkeiten, da es die Kämpfe auf eine neue Ebene transportiert. Klar ist es doof, dass man nicht überall fliegen kann, aber es ist nicht schlimm.

Momentan gibt es noch keine Testversion von Aion, diese wird aber bestimmt bald kommen. Wer dem Spiel momentan noch fern bleibt, verpasst auf jeden Fall eine Menge Goldspammer, Bots und die ein oder andere Wartezeit. Wer damit ein Problem hat, muss sich wohl noch ein bisschen gedulden, bis NCsoft dem Problem Herr geworden ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie das schaffen werden und freue mich auf eine Zeit in einer gemütlichen Community. Wer sich mit mir freuen möchte, findet mich übrigens auf dem Server Balder auf Seiten der Elyos mit meiner Gladiatorin Nelea.

Besonders gut finde ich ...
  • Atmosphäre
  • Grafik
  • Animationen
  • Charaktereditor
  • Fliegen
  • Anspruchsvoll
Nicht so optimal ...
  • Teilweise wenig Quests
  • Balancing

pel.Z hat Aion auf dem PC gespielt.
Das Spiel für diese Review wurde von pel.Z selbst erworben.


Philipp

Fazit von Philipp:

Ich kann die Euphorie von Kollege pel.Z sehr gut nachvollziehen - und dann auch wiederum nicht. Zuerst muss ich erwähnen, dass ich kein großer Rollenspieler bin. World of Warcraft? Hat mich nur wenige Wochen gefesselt. Warhammer Online? Nach 3 Monaten war Schluss. Einzig Guild Wars vermochte mich mehrere Jahre zu fesseln, wobei hier wieder die Diskussion ist - ist Guild Wars noch ein MMORPG? Nunja.

Aion bietet einen wirklich tollen Einstieg. Auf Seiten der Elysäer kämpfte ich mich durch liebevolle Landschaften und fesselnde Quests, die mich toll in die Spielwelt einführten. Die Laufwege störten so gut wie nicht und jede Quest, jeder getötete Mob, jedes gefarmte Item hatte irgend einen Sinn, um die Geschichte voranzutreiben. Doch kaum erreicht man das dritte Gebiet (Eltnen) und möchte dort seine Storyquests weiterführen, stößt man schnell an seine Grenzen. Plötzlich fehlen zwei Level, um die Folgequest zu bekommen und auch weitere Quests sind Fehlanzeige. Stattdessen soll man hinausgehen und irgendwelche Minerale sammeln. Dort ist man dann 2 Stunden beschäftigt und bekommt gerade einmal eine XP-Belohnung, die fast schon ein schlechter Witz ist.

Im Gegensatz zu Kollege pel.Z beginnen hier meine Frustmomente. Ich habe nämlich sehr wohl ein Problem, Mobs zu töten, ohne dazu einen Auftrag zu erhalten. Mir ist es nämlich lieber, ich bekomme den Auftrag, 50 Mopsgurken zu töten, weil ich dadurch die Holde Prinzessin Quarktasche vor ihrer Allergie rette, als auf eigene Faust lustlos alles niederzuschlachten, was nicht bei drei auf einem Baum ist. Nicht nur, dass ich die Zeit einfach besser nutzen könnte - für mich geht so auch der Bezug zur Spielwelt und zur Story verloren. Ich bekomme keinen Identifikationspunkt mehr.

Zwar ist ab Level 25 der Abyss offen und das PvP durchaus spaßig, doch der Weg dahin ist schwer. Schwer am Ball zu bleiben, das nötige Level zu erreichen und schwer, sich nicht im stumpfen Töten von Gegnerhorden zu verlieren. Schade ist auch, dass das interessante Flugfeature vor allem im PvE stets nur eingeschränkt zur Verfügung steht.

Klar ist, dass ich meinen Probemonat auf jeden Fall zu Ende spielen möchte - doch da ich kein Freund von Grinden, also dem sinnlosen Schlachten von Gegnern bin, ist es fraglich, ob ich Aion danach nicht in mein MMORPG-Regal stelle, wo es neben Warhammer, World of Warcraft und anderen Titeln eifrig vor sich hinstaubt. Wer wie Kollege pel.Z mit dem Grinden keine Probleme hat, der darf bei Aion ruhig zugreifen, denn nicht nur optisch macht das Rollenspiel einiges her. Fast vollkommene Bugfreiheit, ein relativ gutes Balancing und ein flüssiges Spielgefühl vermitteln eine tolle Spielwelt, in der man sich verlieren kann. Es fehlen lediglich einige Feinheiten - und ein Filter gegen die umvorstellbaren Massen an Goldsellern, die ein Lesen des öffentlichen Chats fast unmöglich machen.

Meine Hoffnungen ruhen jetzt aber alle auf Guild Wars 2.

Besonders gut finde ich ...
  • Schöne Spielwelt
  • Tolle Grafik
  • Charaktereditor
  • Exzellenter Einstieg
  • Fliegen macht Spaß
  • Dynamische Kämpfe
Nicht so optimal ...
  • Abnehmende Questzahl
  • Teils immense Laufwege
  • Ab Level 20 "Asia-Grinder"
  • Abnehmendes Spielweltinteresse
  • Flug-Feature künstlich deaktiviert
  • Extremer Goldseller-Spam

Philipp hat Aion auf dem PC gespielt.

Aion - Boxart
  •  
  • Entwickler:NCSoft
  • Publisher:NCSoft
  • Genre:MMORPG
  • Plattform:PC
  • Release:25.09.2009

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Darius
    #1 | 11. Oktober 2009 um 21:22 Uhr
    Tja, die Euphorie kann auch ich einerseits verstehen, ist es doch bei jedem neuen MMO zu Beginn meist das gleiche Erlebnis - was neues sehen, was neues erleben etc.pp. - und ich hatte derer viele, von Guild Wars, über World of Warcraft, Herr der Ringe Online, Age of Conan, Warhammer Online und nun eben Aion - fast alle hab ich bist zum Endlevel und darüber hinaus gespielt, ich weiß durchaus was und worüber ich rede  Ansich hab ich zwar beschlossen, dass meine MMORPG-Zeit bis zum Erscheinen von Guild Wars 2 erstmal vorrüber ist, aber als ehemaliger Tabula Rasa Spieler (ach, noch eins), hat mir NC-Soft eine Collectors-Edition mit 30 Tagen Spielzeit geschenkt, ergo wollte ich zumindest mal reinschauen.

    Die dezent asiatisch anmutende Optik mancher Charaktere und teilweise auch der Spielwelt selbst, ist nicht unbedingt ein Nachteil von Aion, schließlich ist gerade zu Beginn die Farbenpracht und die detailreiche Umgebung ein stimmungsvoller Pluspunkt. Schön ist auch der Hauptquest- und Storystrang, der immer wieder durch kleine Zwischensequenzen und Cutscenes begleitet wird. Daher taucht man auch recht fix ein in den typischen "Die eine Quest noch"-Effekt und vollführt somit eine Aufgabe nach der anderen. Vieles ist hierbei allein zu bewältigen, dank großem Spielerandrang kann man aber auch kurzerhand eine kleine Gruppe zusammenstellen, wenn es mal heikler werden sollte oder eben gleich eine Gilde (hier Legion) gründen oder beitreten. Man kennt das ja.

    Leider hält diese Anfangseuphorie und der Reiz des Neuen nicht ewig, daher muss das Spiel auch nach dieser Phase überzeugen - und hier hat Aion bei mir leider versagt.

    Recht schnell zeigt sich, dads der oben beschriebene Storystrang zwar noch existent ist, die levelvoreintreibenden Quests aber nunmehr fast ausschließlich auf Töten-Sammeln-Laufen basieren und obwohl viele Spieler als großen Pluspunkt das "Fliegen" sehen, ist gerade das in nahezu allen Gebieten entweder nur teilweise oder gar nicht möglich,
    maximal "Gleiten" ist machbar, so lange es bergab geht. Daraus ergeben sich nervige und langatmige Laufwege die einem recht fix den Spielspaß rauben. Wenn sich dann noch, recht früh, Questlöcher hinzugesellen, fällt der Begriff "Asiagrinder" recht schnell.

    So zieht sich dieser Grindfaktor leider durch alle Bereiche des Spiels und seine koreanische Herkunft lässt sich nicht von der Hand weisen. Eine Anpassung von Quests und dem System an "westliche" Spielvorlieben fand leider nicht statt, obwohl man u.a. hierfür die knapp 1 jährige Portierungszeit genutzt haben soll. Ob Quests/Leveln, Crafting oder die astronomische Preisstruktur, alles artet leider in einen seelenlosen Zeitfresser aus. Wenn man dann, spätestens im Abyss, sieht, dass die einzelnen Cutsequenzen nicht mal mehr eine Lippensynchro zu lokalisierten Version besitzen und damit einfach nur noch lächerlich aussehen - wirkt Aion darüber hinaus einfach nur lieblos dahergeklatscht. Von diversen anderen Ungereimtheiten die an ein Vorhandensein einer Q&A zweifeln lassen mal abgesehen. Ganz zu schweigen, von den 2-stündigen Warteschlangen zum Releasetag und der kompletten Woche dannach (bitte kommt nicht wieder mit dem ewig gleichen "das ist bei jedem MMO so" Mist an). Zumindest die Warteschlangen sind nun wohl weg, könnte aber auch daran liegen das nicht mehr so viele Spieler einloggen wollen.

    Das Abyss selbst ist sicherlich nett gemacht, mit den inselartigen
    Splittern die man nur dank seiner Flügel betreten bzw. überqueren kann und der für PVP offenen Struktur. Ob es dort später wirklich mal spaßig werden und das Endgame langfristig prägen wird, mit all den Festungsschlachten und dem üblichen PVP, gerade weil man dort eben auch Fliegen kann und somit auch "Luftschlachten" als (für mich einziges) Herausstellungsmerkmal von Aion hinzukommen würden, muss sich dann aber wohl noch zeigen. Aber das mit dem Festungen/PVP dachte man eben auch schon bei anderen MMO's die gar nicht mal so schlecht gestartet sind - zuletzt Warhammer Online, zum Beispiel.

    Natürlich wünsche ich Aion alles Gute, schließlich ist jeder Spieler und Spielerinteressen verschieden, wäre sonst auch zu langweilig. Mit meinem Char [de.aiononline.com] hab ich allerdings bereits letzte Woche aufgehört zu spielen, weils mir einfach nicht zusagt - same procedure as every MMORPG eben, nur noch grindiger. Dafür ist mir meine Zeit eindeutig zu Schade.

         
  • gizmo
    #2 | 12. Oktober 2009 um 16:00 Uhr
    Ich mag grinder ^^

    ich finds toll, dass man zeit investieren muss um was zu erreichen und ich mags nicht, dass jedem alles in arsch geschoben wird.

    leider fängt es bei aion schon an, dass das game "westlicher" wird.
    Seit Patch 1.5:

    - AbyssPoints - die Punkte für das beste Equip ingame, welche man nur durch PvP(PvPvE) bekam bekommt man jetzt viel produktiver in reinen PvE-Instanzen
    - Die QuestXP wurden bereits erhöht, mit kommenden Patch 1.6 werden diese nochmal drastisch erhöht, so dass es auch für die leute, die zu faul sind quests zu suchen (oder gruppenquests zu machen) möglich ist, ohne "grind" und ohne anstrengungen lv50 zu werden - ansichtssache ob gut od. schlecht.

    leider sind die melee-klassen ziehmlich im nachteil, dumm nur, dass die koreaner das genau andersrum sehen und deshalb die range-klassen weiter gepusht werden - mit 1.6 nochmal deutlich die Sorcs, die mehr dmg machen (als würden sie das jetzt nicht schon...). Gleichzeitig wird die wirksamkeit der magischen resistenzen deutlich verringert, wodurch magier nochmehr schaden machen... ich glaub hier läuft das in die falsche richtung.

    das PvP ist ziehmlich CC-Lastig, so hat man keine Chance gegen Range klassen, da man städnig im sleep,root,slow,tree ist und nicht wegkommt.

    guckt man sich die melee klassen dagegen an, haben sie dem nichts entgegenzusetzen - vorallem der chanter, der genau 0 (null) CCs hat und somit der gearschte is.

    Aber Aion basiert auf GruppenPvP, da ist es eh doof, über Solopvp-aspekte zu reden, auch wenn diese existieren.

    so, das positive schreib ich net auf, keine zeit mehr  (feierabend)

    gruß
    Gizmo (Server Votan, Gilde BlutRausch ^^)
  • Darius
    #3 | 13. Oktober 2009 um 04:39 Uhr

    gizmo: ich finds toll dass man zeit investieren muss um was zu erreichen und ich mags nicht dass jedem alles in arsch geschoben wird ...


    Naja, den Spruch bekommt man ja irgendwie in jedem MMO zu hören. Fürs echte Leben ist das ein prima Leitspruch, ein Spiel sollte mich dann aber eben doch eher unterhalten und nicht zum Zweitjob mutieren, bei dem ich weitere xh/Tag rumrödel um "was zu erreichen"  Will ja auch keiner was geschenkt, sondern vielmehr interessant und unterhaltend verpackt haben.

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