Guitar Hero 5 - Review

Bei Musikfans dürften sich die Guitar-Hero-DVDs bereits im Regal stapeln, schließlich ist das, was uns Activision hier als Teil 5 verkaufen möchte, der gefühlte hundertste Teil der erfolgreichen Musikserie. Und DJ Hero und Band Hero stehen auch schon in den Startlöchern. Doch natürlich ist Activision nicht alleine auf dem Markt, auch EA und Harmonix mischen mit Rock Band kräftig mit. Selbst Sammler mit dickem Geldbeutel müssen zugeben: Der Markt ist langsam übersättigt. Stellt sich die Frage: Was muss ein Musikspiel an Neuerungen bieten – damit es überhaupt noch gekauft wird. Songnachschub bekommt der geneigte Spieler nämlich zu Genüge online. Also: Wer braucht Guitar Hero 5?


Guitar Hero 5 ist eigentlich der neunte Teil der Guitar Hero Serie – wenn man die Auskopplungen für Nintendos DS nicht mitzählt – und alleine in diesem Jahr erscheinen fünf Guitar Hero-Spiele. Entsprechend skeptisch habe ich Guitar Hero 5 in meine XBOX geschmissen, die Packung nennt als "brandneue Features" die Möglichkeit im "Partyspiel-Modus" jederzeit ein- oder auszusteigen und das Spiel erlaubt es, jede beliebige Instrumentenkombination zu spielen. Ähm, das klingt ja toll. Und was bietet das Spiel sonst Atemberaubendes?


My Plug In Baby…








Nach einem sehr kurzen Intro-Video, wirft mich das Spiel direkt auf die Bühne. Allerdings muss ich erstmal nichts machen: Im Hintergrund läuft ein Zufalls-Song und ich kann einfach zuhören. Am unteren Bildschirmrand machen aber zwei Menüpunkte auf sich aufmerksam, einer führt ins Hauptmenü (dabei rockt die Band im Hintergrund munter weiter), der andere lässt mich direkt beim aktuellen Song einsteigen. Und zwar auch genau an der Stelle, an der der Track bereits ist. Ich kann direkt ein Instrument wählen und loslegen. Zudem können auf Knopfdruck jederzeit bis zu drei weitere Spieler mitmachen.

Dieser so genannte Party-Modus ist eine der Neuheiten von Guitar Hero 5 – und sorgt für unkomplizierten Spielspass mit Freunden. Es kommt in der Zufallsauswahl ein Song der euch nicht gefällt? Im Pausemenü einfach auf "Skip" und ihr dürft beim nächsten Titel ran, wer mag kann auch Playlists erstellen oder den letzten Song wiederholen.

Genauso unkompliziert gestaltet sich der Ein- und Ausstieg: Der Sänger muss mal aufs Klo? Kein Problem. Die anderen Bandmitglieder können weiterzocken. Zudem ist es auch furchtbar egal, welche Instrumentenkombi man spielen möchte. Ihr könnt euch nicht einigen, wer Bass und wer Gitarre spielt? Egal: Wen ihr genügend Gitarrencontroller habt, können sogar vier Spieler gleichzeitig klampfen. Richtig laut dürfte es mit vier Drum-Controllern werden...

Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich das Hauptmenü noch gar nicht betreten – bereits hier wird klar: Guitar Hero 5 ist das optimale Party-Spiel. Reinschmeißen, Freunde vorm (möglichst großen) Fernseher versammeln und Spaß haben. Kein anderes Spiel bietet einen so unkomplizierten Einstieg. Optimal: Neben allen Instrumenten-Controllern werden auch die Lips-Mikrofone (XBOX 360) bzw. die Singstar-Mikros (PS3) unterstützt.

The Rock Show



Der Karrieremodus verzichtet auf eine Story, bietet aber jede Menge Umfang. Auf insgesamt 14 Bühnen, die erstmal freigespielt werden wollen, dürft ihr auftreten. Dabei müssen je nach Bühne unterschiedliche Songs gespielt werden – zudem erwarten euch Gastauftritte, z.B. von MUSE-Gitarrist Matthew Bellamy, Kurt Cobain, Johnny Cash und Carlos Santana. Wer den Song mit den Stars meistert, darf anschließend auch mit den jeweiligen Charakteren zocken. Leider beschränken sich die Gastauftritte auf die einzelnen Künstler, die restliche Band sind namenlose Avatare, auch gibt’s pro Star nur einen Song.



Jeder einzelne Song bietet zudem eine spezielle Herausforderung. So müsst ihr beispielsweise in einem Song als Bassist möglichst viele Noten von unten anschlagen, am Schlagzeug eine vorgegebene Anzahl "Pedal-Treffer" erreichen oder an der Gitarre bei den langen Noten möglichst lange das Tremolo einsetzen. Am Ende gibt’s je nach Herausforderungshighscore eine Schallplatte in Gold, Platin oder Diamant. Wer die Herausforderungen meistert, darf sich über freischaltbare Extras und Bonus-Sterne freuen. Mit den Sternen, die man auch durch gutes Spielen der Songs verdient, schaltet man weitere Auftritte und neue Bühnen frei, somit kann man von denen nie genug haben.

Die Stärken: Der Mehrspielerpart









Bisher klingt das ja nicht gerade besonders toll – sollte man Guitar Hero 5 also besser im Regal stehen lassen? Nicht, wenn man viele Freunde hat, mit denen man gerne gemeinsam zockt. Der Multiplayerpart kann nämlich durch einige sinnvolle Neuerung und ein paar Verbesserungen ordentlich punkten.

Wie im Vorgänger dürfen online bis zu acht, an einer Konsole bis zu vier Gitarren-Helden antreten, und diesmal ist es auch nicht schlimm, wenn ihr online mal einen Noob abbekommt, der gar nichts auf die Reihe bekommt. Natürlich kann wieder jeder Spieler seinen Schwierigkeitsgrad selbst festlegen, dennoch kommts ja ab und zu vor, dass ein Mitspieler an einer schweren Passage scheitert. Das Spiel ist damit aber nicht zuende: Wie in Rock Band 2 könnt ihr Mitspieler "retten" und damit wieder mit auf die Bühne holen. Anders als bei der Konkurrenz müssen die übrigen Bandmitglieder in Guitar Hero 5 dafür eine bestimmte Zeit fehlerfrei Spielen.

Verschiedene Duell-Modi sorgen auch dann für Multiplayer-Matches, wenn ihr nicht genügend Mitspieler für eine Band findet. Neben dem klassischen Pro Duell erwarten euch die spaßigen Modi "Momentum", "Serien", "Do or Die", "Perfektionist" und "Ausscheidung". Sehr lustig ist zum Beispiel der Modus "Momentum". Hier starten alle Spieler auf dem Schwierigkeitsgrad "Mittel". Wenn man gut spielt, erhöht sich der Schwierigkeitsgrad, wird man schlechter, sinkt er wieder. Gewonnen hat derjenige, der am Ende die meisten Punkte hat. Fies daran: Wer gerade einen hohen Multiplikator hat, dann aber zulange zu gut spielt, muss irgendwann auf dem schwersten Schwierigkeitsgrad ran – und hier ist das Scheitern in schweren Passagen vorprogrammiert.

In den anderen Modi geht es darum möglich lange Serien hinzulegen, in sämtlichen Abschnitten eines Songs möglichst wenige Noten zu verpassen oder andersherum in möglichst vielen Abschnitte ohne Fehler zu spielen. Im Modus "Ausscheidung" geht’s zu wie in einem Rennspiel: Ein laufender Timer, der jeweils letzte fliegt raus.

Alle Modi kombiniert der Modus "RockFest". Hier werden die Regeln zufällig ausgewählt, die Mitspieler stimmen ab und so spielt ihr einen Song nach dem anderen. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Mehr Musik!



Wer mehr Songs braucht, hat einige Möglichkeiten. So bietet das Spiel wie der Vorgänger "World Tour" ein "Studio", in dem ihr eigene Songs erstellen könnt. Auch wenn an der Übersichtlichkeit geschraubt wurde: Die Produktion von vorzeigbaren Stücken ist wahnsinnig fummelig und wohl nur was für wenige Profis, die Qualität auch eher schlecht. Dafür gibt es die Songs gratis zum Download. Im "Store" könnt ihr euch auch neue Titel, Packs oder ganze Alben runterladen – gegen Bezahlung versteht sich.

Downloads für den Vorgänger müssen übrigens erst kompatibel gemacht werden, das benötigte Update ist jedoch gratis. Anders sieht es aus, wenn man Songs aus "Greatest Hits" oder von der Disk von "World Tour" importieren will. Zum einen sind nur wenige Songs kompatibel bzw. importierbar. Von den 86 Tracks aus "Guitar Hero World Tour" können beispielsweise nur 35 Tracks geladen werden. Zum anderen kostet der Import zudem 280 MS Points (bzw. 3,50€ im Playstation Network). Durch die Eingabe eines Codes wird zudem verhindert, dass man die DVD an Freunde weitergibt - da hätte der Import gerne gratis sein dürfen.

Fazit von DerBene:

Vor etwa zwei Wochen habe ich das großartige Rock Band: The Beatles getestet - und war begeistert von der Präsentation und der Liebe zum Detail. Guitar Hero 5 kann auf den ersten Blick nicht mithalten, hat aber vollkommen andere Qualitäten. Der Party-Modus macht mit Freunden richtig Laune und die spaßigen Spielchen beim Rock-Fest sorgen für spaßige Wettkämpfe.

Der Karrieremodus ist leider sehr trocken. Das Belohnungsystem stellt zwar abwechslungsreiche Zusatzaufgaben, verlangt aber vom Spieler auch den Gebrauch sämtlicher Instrumente. Die Bühnen sind wie gewohnt sehr abgefahren und auch die Charaktere, die nur dezent überarbeitet wurden, präsentieren sich wie gewöhnlich: gewöhnungsbedürftig. Guitar Hero 5 richtet sich folgerichtig an Guitar Hero-Fans, die bereits alle Songs auf dem Marktplatz gekauft haben und dringend Nachschub brauchen. Auch wer regelmäßig offline mit Freunden zockt, kann zugreifen. Der Rest darf bei World Tour oder Rock Band 2 bleiben.

Besonders gut finde ich ...
  • umfangreicher Soundtrack...
  • Importmöglichkeit für World Tour und Greatest Hits ...
  • Party-Modus
  • spaßige Spielmodi
  • sämtliche Songs sind sofort verfügbar
  • auf der XBOX: Avatar als Rockstar
Nicht so optimal ...
  • ... der aber nicht nur Hits bietet
  • ... aber nur für wenige Songs und gegen Bezahlung
  • unübersichtliche Menüs
  • Präsentation deutlich schwächer als bei Rock Band
  • nur ein Track von MUSE ;)

DerBene hat Guitar Hero 5 auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Activision zur Verfügung gestellt.

Guitar Hero 5 - Boxart
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  • Entwickler:Neversoft
  • Publisher:Activision
  • Genre:Music
  • Plattform:PS3, Xbox360, Wii, PS2
  • Release:11.09.2009