WET - Review

Gerade erst habe ich im Kino "Inglourious Basterds" gesehen - kennt den einer? Der neue Streifen von Quentin Tarantino? Mit 'ner Menge schwarzem Humor, blutrotem Mord und Totschlag? Ja, ich steh' auf solche Filme. Und wie wahrscheinlich so mancher anderer, würde ich auch gerne mal meine Hände anlegen an ein Spiel, das genau diese Elemente in sich vereint. Ob WET mir diesen Wunsch erfüllen konnte oder ob Rubi außer Vorbau nix zu bieten hat, dürft ihr jetzt nachlesen, denn ich habe mich auf Schnetzeltour begeben ...

"Gestatten? Rubi Malone. Ich mache keine halben Sachen ..."








Metzelschnetzelzackbumm! Einen Gegner mit dem Katana erledigt, der andere ist meiner Zeitlupe zum Opfer gefallen. Hehehe. Ja, so gefällt mir das - Bullettime und Headshot sind einfach ein perfektes Duo. Rubi ist cool. Und dazu noch ihre netten Bewegungen, das hat schon was, mal abgesehen von den Dingern da vorn. Gut, sie ist wahrscheinlich eine dreckige, hinterhältige B!tch, besäuft sich mit Whiskey. Immerhin trinkt sie auf Ex. Aber sorry, dieser Frau muss man verfallen. Starke Weiber sieht man heutzutage nur noch selten. An jeder Ecke nur noch so kleine Mädchen wie Ayumi oder einfallslose, gewöhnliche Action-Babes wie Lara, da kommt einem so eine starke Persönlichkeit wie Rubi grad recht - die lockt nicht mit Striptease, knappen Höschen und einem sexy Hintern, sondern auch mit Tatkräftigkeit und Stärke. Kein Softie, keine Pussy. Rubi ist Rubi - direkt, extrovertiert, angriffslustig und mutig. Und sexy natürlich. So eine Hauptfigur würde ich gerne öfters in Spielen sehen.

Aber auch wenn ich immer mal wieder Rubis Präsenz und ihrem Oberkörper und Hinterteil verfalle, hat sie mehr drauf als nur sexistische Anziehungskraft. Sie klettert, springt, rennt und ballert. Nein, sie ist kein Altair und auch kein persischer Prinz, sie ist ganz anders. Sie macht ihre akrobatischen Bewegungen nicht, um zu beeindrucken oder abgelegene Orte zu erreichen, es geht letztlich nur um eines: Peng, peng und nochmal peng. Oder Krawumm. Je nach Waffe ist das anders. Aber wozu macht sie die Akrobatik, wenn sie doch eigentlich auch einfach aus dem Stand oder der Deckung schießen könnte? Langsam, geplant, taktisch, vorsichtig? Ganz einfach: weil es keine direkte Deckung gibt und die Zeitlupe rockt. Rubi kann nämlich etwas, was nur die wenigsten können: sie aktiviert während einer akrobatischen Aktion, wie dem Laufen an Wänden, dem Rutschen am Boden, dem Springen, Schwingen oder Saltos schlagen, ihre eigene, äußerst effektive Bullettime. Dann lässt es sich viel einfacher auf Gegner zielen. Headshots? No Prob. Noch einfacher macht es die Tatsache, dass Rubi doppelt bewaffnet in den Kampf zieht: während ich als Spieler das eine Fadenkreuz lenken darf, ballert Miss Malone automatisch auf einen anderen Gegner. Schade nur, dass die werte Madame es mir ein wenig zu leicht macht. Klar, da kommen Unmengen an Gegnern. Aber dumm sind sie alle und haben zu gefühlten 90% den gleichen Friseur ...

Die Waffen einer Frau







So metzelt sich Rubi also durch ihr gerade einmal 5 Stunden dauerndes Abenteuer: voller Trash, Blut und Action satt. Dachte ich auch zuerst. Aber irgendwie klappt da was nicht ganz, denn roter Saft, Splatter oder ähnliches ist Fehlanzeige - und das, obwohl die nette Lady mit ihrem Katana Köpfe spalten könnte! Gut, das kann ich nochmal verzeihen, ich muss ja nicht zwingend Köpfe rollen sehen, aber ein wenig Blut hätte der Atmosphäre gut getan. Da hat eben die deutsche USK ihr gruseliges Skalpell angesetzt und mal mehr, mal weniger an WET herumgeschnippelt. Blut fließt deshalb keins. Nur dooferweise amputiert die Organisation den Punktemultiplikator im Rage-Modus, man fragt sich warum, und man bekommt keine Antwort und findet ebenso wenig eine plausible Erklärung. Das ist, mit Verlaub, totaler Blödsinn. Macht jedoch nicht so viel aus, Trash funktioniert auch ohne Blut ...

Neben den zwei Knarren und der enorm mächtigen, vielleicht auch schon ein wenig zu starken und mit der Zeit an Faszination verlierenden Zeitlupe, trägt das extrovertierte Frauenzimmer auch ein scharfes Katana mit sich, mit dem sie sich auch auf kurze Distanz verteidigen kann. Okay, eigentlich war das ein bisschen falsch formuliert - es geht im Grunde nicht darum, sich zu verteidigen. Ganz im Gegenteil: hineinstürmen in die Gegnermassen und schnetzeln, was das Zeug hält! Offensive ist Rubi Malones zweiter Vorname, die legt keinen Wert auf Deckung, Rüstung oder sonstiges. Das Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Und genau nach dem Prinzip richtet sich das komplette Spiel, wird extrem abwechslungsarm und sollte eigentlich langweilen. Tut es aber nicht. Die gesamten 5 Stunden über hatte ich großen Spaß an der trashigen Action, was nur an der geilen Präsentation liegen kann, spielerisch nutzt sich WET nämlich ab. Dagegen hat mich etwas anderes ziemlich enttäuscht, nämlich das Finale. Schlechter und unspektakulärer kann man das Ende eines Games wohl nicht inszenieren. Anstatt einem fetten Bosskampf oder wenigstens noch einem trashigen Metzellevel mit schwereren Gegnern, heißt es hier: Quick-Time-Events. Paar Knöpfe drücken, fertig ist das Spiel. Traurig, aber wahr.



Der offensichtliche Tarantino-Gruß










Dafür sind die viel zu kurzen fünf Stunden Spielzeit wenigstens ansprechend inszeniert. Quentin Tarantino lässt grüßen: die Kulissen sind karg, die meisten Charaktere sprechen nicht viel. Aber der Farbfilter, den das Team von A2M eingebaut hat, macht das ganze so stimmig und passend, als wäre Rubis komplettes Abenteuer aus der Regie des berühmten Regisseurs entsprungen. Nur das Blut fehlt eben noch. Trotzdem ist WET nicht mal im Ansatz so atmosphärisch wie es sich anhört, B-Movie-Flair hin oder her: der Großteil der Sprecher ist grausam und ein laufender Fernseher geht nicht mal kaputt, wenn Rubi ihm eine Kugel verpasst. Aber wer braucht schon Umgebungs-Interaktionen, wenn man Rubi hat? Die Lady hüpft auch manchmal von Auto über Auto auf der Autobahn, ballert auf die Gegner und rettet sich dank einem Quick-Time-Event in letzter Sekunde vor dem Tode - spektakulär ja, herausfordernd nein. Eigentlich mache ich das selbe, was ich auch sonst die ganze Zeit mache: ballern und hüpfen und Knöpfe drücken. Aber allein schon wegen der coolen Präsentation verzeihe ich das! Klar kommt WET nicht an Meilensteine wie die Zugszene in Uncharted 2 heran, aber immerhin wirkt das Spiel dadurch spannender. Besonders gelungen ist außerdem noch der rockige Soundtrack, der wie die Faust aufs Auge zum Spiel passt.

Bleibt aber noch eine wichtige Frage übrig: warum macht sich Rubi die Mühe, die ganzen Gegnermassen abzuschlachten und totzuschießen? Die Antwort ist unerwartet simpel: es geht um ihren Job. Normalerweise ist es ihr Auftrag, verloren gegangene Sachen wieder zu besorgen. Doch eines Tages wird sie von ihrem Auftraggeber über den Tisch gezogen und schafft es gerade noch, lebendig zu entkommen. Die darauf folgende Mission ist offensichtlich: Rache üben. Der Fiesling, der sie hintergangen hat, findet natürlich weder toll, dass Rubi noch lebt, noch, dass nun sein eigenes Leben auf dem Spiel steht und hetzt seine dümmlichen Schergen auf die aggressive Lady los. Im Kern ist die Geschichte total nebensächlich, passt aber wenigstens zum Geschehen und wird in netten Zwischensequenzen erzählt. Kein filmreifes Highlight also, aber vollkommen okay. Und wieder mal ganz im Stil von B-Movie und Tarantino!

Und dann gibt es noch zwei weitere Aspekte zu bemerken. Zum einen verfällt das Mädel, wenn sie einen Blutspritzer in das hübsche Gesicht bekommt, in eine Art Blutrausch- oder Ragemodus. Der wiederum besteht aus gerade einmal einer Handvoll Farbtönen, hauptsächlich weiß, rot und schwarz, und sieht grandios aus - ist dafür aber umso unspektakulärer. Spielerisch bietet dieser Modus einfach gar nichts neues und orientiert sich am gewöhnlichen Gameplay. Immerhin sieht er super aus. Normalerweise sollten da auch die Köpfe rollen, aber die USK hat den Ragdoll-Effekt herausgeschnitten und Splatter verboten, was hinsichtlich des Grafikstils nicht unbedingt verständlich ist. Zum anderen gehe ich noch einmal kurz auf das Leveldesign ein: ihr verbringt die ganze Zeit mit Rennen, Springen und Ballern, dementsprechend sind die Levels auch nicht besonders mit Highlights gespickt. Ihr lenkt Rubi durch düstere Gassen und Seitenstraßen, bunte und große Marktplätze, einen chinesischen Hafen und sogar ein englisches Schloss - nur kommt WET nie an die Faszination eines Uncharted 2 heran, so interessant sich die Schauplätze auch anhören.
Knirps

Fazit von Knirps:

Rubi Malone wird mir nicht als Mördermaschine im Gedächtnis bleiben, sondern als starke Persönlichkeit mit einem noch stärkeren Vorbau. Ja, Rubi ist anders als Ayumi, Lara oder sonstige Babes. Aber das gefällt mir außerordentlich gut, schließlich trifft man solche Hauptfiguren nur noch erstaunlich selten. Umso trauriger ist es dann, dass ihr feuchtes Trash-Abenteuer da nicht ganz mithalten kann. Kurzweilig unterhält Rubi sehr gut, teilweise begeistert sie sogar, aber größtenteils käut Wet die sich ständig wiederholenden Trash-Elemente wieder. Das ist schade, weil es wirklich Spaß macht, mit Miss Malone zu klettern, springen und zu ballern. Am besten wäre es natürlich gewesen, ich hätte noch mehr Zeit mit Rubi verbringen können, aber nach knapp fünf Stunden ist Schluss mit sexy. Trotzdem bleibt mir diese Zeit als ein durchaus unterhaltsames B-Movie-Abenteuer im Gedächtnis. Wer nur im Geringsten was für Trash übrig hat, muss sich Rubi unbedingt mal anschauen - alle anderen lassen lieber die Finger weg.

Besonders gut finde ich ...
  • kurzweilige, trashige Action
  • tolle Akrobatik-Möglichkeiten
  • hervorragender Charakter Rubi
  • easy going Steuerung
  • saucoole B-Movie-Präsentation
  • Soundtrack rockt!
Nicht so optimal ...
  • unverständliche Schnitte
  • monotoner Spielablauf
  • viel zu kurze Spieldauer
  • ganz schwache Lokalisierung
  • enttäuschendes Finale

Knirps hat WET auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Bethesda Softworks zur Verfügung gestellt.

WET - Boxart

Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • GizMo
    #1 | 26. Oktober 2009 um 08:57 Uhr
    ich fand die demo schon langweilig...

    werd ich mir definitiv nie zulegen ^^
  • pel.Z
    #2 | 26. Oktober 2009 um 11:58 Uhr
    Dann verpasst du eines der besten Straight-on Games der letzten Jahre. WET ist wirklich gelungen, sowohl von der Steuerung, der Kamera (was ja doch etwas selten ist) und dem Humor. Ca. 7 Stunden volle Ladung non-stop Action in einer natürlich doofen Geschichte, die aber cool erzählt ist.   
  • Darius
    #3 | 27. Oktober 2009 um 00:42 Uhr
    Ich les nur "Titten". Fand die Demo aber auch nicht wirklich so dolle ... zwar träshig und alles, aber als Game kaum tragbar. House of the Dead: Overkill fand ich auch schon murks, das hat aber wenigstens in der vierer Suffrunde damals Spaßgemacht      

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