The Saboteur - Review

Es ist das letzte offizielle Spiel der Pandemic Studios, nach deren Schließung im November 2009, und wie man es meinem Ersteindrucks-Artikel mit Video bereits entnehmen konnte, war ich durchaus angetan. Natürlich macht ein Stündchen Schnupper-Gameplay noch keinen Hit, daher hab ich den Open World Titel weiter gespielt um zu schauen was alles drin steckt. Reichen blanke Brüste, ein rauher Protagonist, das interessante Grafiksetting und ein Hauch von Grand Theft Auto für spaßige Spielstunden? Schauen wir mal.

Ihr schlüpft in die Rolle von Sean Devlin, einem irischen Haudegen Marke Eisblock. Zu Beginn des Spiels findet ihr euch im "Belle de Nuit" wieder, einem seriösen Etablissement im guten alten Paris der 1940er Jahre, das neben barbusigen Frauen auch erstklassigen Alkohol zu bieten hat. Das Leben könnte so schön sein, wenn euch nicht dieser, alles andere als akzentfreie, Franzose von der Seite anlabern würde. Ein Freiheitskämpfer soll er sein und ihr seid das neue Nachwuchstalent, denn ganz Paris ist von den Deutschen besetzt und das schmeckt natürlich niemandem.


Damals, vor dem Krieg ...



Das Spiel schmeißt euch zunächst mitten ins Geschehen, denn der Anheuerungsversuch von Luc, diesem Franzosen, fruchtet natürlich und ihr findet euch in einer ersten handfesten Mission wieder - mal eben ein Treibstoffdepot der Nazis in die Luft jagen. Diese Mission dient auch gleichzeitig als kleines Tutorial, um euch die Steuerung und Interaktionsmöglichkeiten näher zu bringen. Nach dem erfolgreichen Abschluß der ersten Mission, startet im Anschluß der Prologue und erzählt euch, unter anderem mittels Cutscenes, die Vorgeschichte. Ihr durchlebt diese mit handfestem Gameplay und erfahrt alles, was bis zu diesem Treffen im "Belle de Nuit" passiert ist. In meinem Ersteindrucks-Video habe ich diesen Part bereits festgehalten und gespoilert, dennoch denke ich, dass man nicht zu viel verrät, wenn man sagt, dass Sean vom Mechaniker zum Rennfahrer aufgestiegen ist. In seinem ersten Rennen tritt jedoch auch die deutsche Rennfahrer-Legende "Kurt Dierker" an, und natürlich kann sich ein blonder, blauäugiger Arier keiner Niederlage hingeben, weshalb er kurzerhand zu "fiesen Methoden" greift. Ein Ire lässt sowas natürlich nicht auf sich sitzen und so kommt eins zum anderen, wobei der fiese Deutsche klar am längeren Hebel sitzt - zunächst.

Neben dem persönlichen Zwist mit Dierker, findet natürlich auch ganz nebenbei der Krieg statt. Alle Straßen von Paris sind durch die Präsenz der Nazis in ein tristes Schwarz-Weiss verfallen, alles Leben wurde quasi ausgesaugt und spiegelt sich in der Farblosigkeit wieder.

The Saboteur


Der Ire & der Widerstand



Unser irischer Antiheld kann dies aber ändern, indem er Missionen und Aufgaben erfüllt und somit die Nazis aus bestimmten Gebieten vertreibt. Bereits in der Einstiegsmission lernt man die positiven Erscheinungen einer erfolgreichen Mission kennen, die Umgebung füllt sich, wie in inFamous, wieder mit Farbe und Leben - ein Stück Paris wurde zurückerobert. Der Widerstand findet eure Arbeit natürlich auch klasse und belohnt euch mit diversen Annehmlichkeiten. So könnt ihr bei verschiedenen Schwarzmarkthändlern Waffen, Munition und Aufrüstgegenstände kaufen - nicht gegen Geld, aber gegen "Schwarzmarktgut". Dieses könnt ihr durch die Zerstörung von Nazi-Equipment sammeln. Ferner bieten euch die Widerstands-Leute auch ihre Unterstützung an, wenn es mal heikel werden sollte.

Trotz Openworld gibt es natürlich auch einen Hauptstory & Missionsstrang, den ihr verfolgt. Dieser wird durch zahlreiche Cutscenes gespickt und macht jederzeit Lust auf mehr. Die Missionen sind dabei recht unterschiedlich und steigern sich vom Schwierigkeitsgrad recht schnell in anspruchsvolle Aufgaben. Dies wird nicht zuletzt durch das Speichersystem noch kniffliger. Missionsfortschritte werden generell nicht gespeichert. Speicherpunkte bzw. eigene Speichervorgänge sichern jeweils nur die letzte erfolgreiche Mission und fangen auch genau an diesem Checkpoint wieder an. Das wird vor allem im späteren Verlauf zu einigen Frustmomenten führen, wenn man recht langatmige Passagen nicht auf Anhieb schafft und somit wieder ganz von vorne anfangen darf.

The Saboteur


Missionen, Equipment & Co.



Ihr könnt immer nur eine Mission annehmen und diese ausführen, wobei sich diese nochmals in verschiedene Abschnitte unterteilt, bei denen ihr stets wechseln könnt. Im wesentlichen ist man bei jeder Mission damit beschäftigt, entweder jemanden umzubringen, jemanden an einen Ort zu kutschieren, damit dieser jemanden umbringen kann oder jemanden aus den Klauen der Nazis zu befreien, bevor die jemanden umbringen können oder ihr macht einfach etwas kaputt. Zwischendurch klaut ihr entweder den Deutschen oder den Zivilisten die Vehicles und sammelt diese in eurer Garage oder donnert mit Karacho durch die durchaus abwechslungsreiche und schön gestaltete Welt. Als ehemaliger Rennfahrer dürfen natürlich auch hier und da ein paar Rennmissionen nicht fehlen. Obwohl es nach recht wenig Abwechslung klingt schafft es die Anordnung der Missionen und die Möglichkeit sich jederzeit frei durch die Welt zu bewegen, keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen.

Euch stehen unterschiedliche Waffen zur Verfügung, die ihr entweder den Deutschen abknöpfen könnt, oder mittels Schmuggelgut bei dem Schmarzmarkthändler eures Vertrauens einkauft. Daneben gibt es natürlich auch nützliche Extras wie Dynamit oder Granaten, mit denen ihr insbesondere Einrichtungen der Deutschen zerstört. Ferner könnt ihr auch zusätzliche Extras kaufen, wie zum Beispiel eine höhere Munitionskapazität für die einzelnen Waffen oder bessere Ausrüstung für die Widerstandskämpfer. Zusätzliche Vergünstigungen in den einzelnen Skills, wie zum Beispiel eine ruhigere Hand mit Scharfschützengewehren, schaltet ihr durch entsprechende Errungenschaften im Spiel frei. Statistikfans kommen komplett auf ihre Kosten, denn in The Saboteur wird wirklich alles festgehalten, was man zählen und auswerten kann - selbst wie viele Zigaretten ihr raucht und wie viele Zivilisten ihr umgefahren habt!

Eigentlich habt ihr mit Sean viele Freiheiten im Spiel, neben dem bereits oben angesprochenem, ist er, für einen Mechaniker und Rennfahrer, ein klasse Kletterer, somit kann man sich prima an Fassaden hochhangeln um über die Dächer zu entkommen oder um sich an sein nächstes Ziel heran zu pirschen. Das ist auch das Stichwort, Schleichen ist im Spiel ebenfalls oft erforderlich um z.B. einen Deutschen hinterrücks auszuknocken und seine Uniform zu klauen. Damit könnt ihr bis zu einem gewissen Bereich auch direkt in die Höhle des Löwen, was in einigen Missionen auch notwendig ist. Klettern, Waffen, Schleichen und diverse andere Dinge verraten euch als Sean jedoch und lassen die Deutschen einen Alarm auslösen, der sich von Stufe 1 bis 5 hochschraubt. Wie im guten alten Need for Speed, als es dort noch Polizeiautos und Verfolgungsjagden gab, wird mit zunehmendem Alarmlevel auch die Gegenwehr und der Gefahrenradius größer. Entweder man flieht aus diesem Radius oder sucht sich ein Versteck - bei Alarmstufe 5 ist jedoch die komplette Karte rot und die gesamte Gestapo, alle verfügbaren Panzerfahrzeuge, Zeppeline und Flugzeuge haben es auf euch abgesehen - ein Heidenspaß! :o]

The Saboteur


Schwierigkeitsgrad, KI & Präsentation



Der Schwierigkeitsgrad, es gibt vier verschiedene Stufen, und die Qualität der KI schwangt stellenweise wie ein Fähnchen im Wind. Einige Missionen sind schon ziemlich hart, weil einfach jede Menge Gegenwehr aufgefahren wird oder einem just die Munition ausgeht, andere absolviert man, selbst mit einer Flasche Scotch intus, ohne Probleme. Genauso verhält sich stellenweise auch die KI, schlauerweise schneiden euch die Motorradeinheiten und alles was die Deutschen so auffahren die Fluchtwege ab - auf der anderen Seite fahren die gleichen KI-Nazis ihre eigenen Leute um. Allerdings wiegen die Mängel in dem Bereich nicht so schwer, dass es den Spielspaß nennenswert trübt.

Auf dem PC macht die Grafik einen guten Eindruck. Natürlich wird einem hier kein Crysis-Standard geboten, allerdings ist das auch gar nicht nötig. Denn vor allem der Stil macht The Saboteur zum Erlebnis und dieser ist durch und durch gut umgesetzt. Die gesamte Spielwelt mit ihren abwechslungsreichen Schauplätzen und viele kleine Details, die "Nacktheit" (kann in den Optionen an/aus-geschaltet werden) und die Story bieten die Highlights, die einen bis zum Schluß bei der Stange halten. Die stimmige Musikuntermalung tut hier ihr übriges, wobei ein paar mehr Titel dem Soundtrack sicherlich nicht geschadet hätten.

Was relativ nervig ist sind jedoch die vielen kleinen kurzen Ladenbildschirme, die beim Betreten von Gebäuden oder Dialogen mit den Charakteren entstehen. Die gesamte Spielwelt könnt ihr von Paris bis Saarbrücken durchbrettern ohne auch nur einen Hauch eines Ladebalkens präsentiert zu bekommen, aber bei jedem Gebäude und jedem Ansprechpartner beginnt ein Fade-In-Fade-Out-Ladebildschirm aufzuploppen. Die Karte in eurem Inventar ist praktisch, zeigt sie doch die verschiedenen Personen und Freeplay-Ziele, sofern ihr euch den Kartenabschnitt beim Schwarzhändler besorgt, direkt an und auch eine Art "Navigationssystem" mittels Marker könnt ihr setzen, allerdings ist auch hier der Komfort nicht ganz durchdacht. Um die Karte aufzurufen muss man mit ESC ins Inventar, Karte anklicken, Gesamte Karte anklicken. Erst dort sieht man diese. Ein schlichter knapper Tastendruck auf "M" wäre cool gewesen. Der gröbste Schnitzer ist jedoch, dass das Spiel mit ATI-Grafikkarten scheinbar so gut wie nicht spielbar ist. Auch ein "Betapatch" von EA scheint hier, bis dato, nicht überall Abhilfe zu schaffen.

Durch die Schließung der Pandemic Studios hat man hier wohl auch gleich den Support größtenteils mit geschlossen. Wirklich schade, denn mit weiterem Feinschliff und zusätzlichen Ideen hätte man hier viel mehr rausholen können - was sicherlich auch für weitere DLCs gereicht hätte. Abschließend noch der Hinweis, dass das Spiel komplett ungeschnitten daherkommt - natürlich muss man die verfassungsfeindlichen Symbolen hier herausnehmen.




Kithaitaa

Fazit von Darius:

The Saboteur überzeugt in erster Linie durch den passenden und gut umgesetzten Grafikstil in Kombination mit dem Setting und der guten alten Nazistory. Die offene und abwechslungsreich gestaltete Spieltwelt bietet, mit den unterschiedlichen Schauplätzen, Platz für jede Menge Action. Gut 20-25 Stunden seid ihr mit der Hauptfigur Sean Devlin unterwegs, bis die Credits über den Bildschirm scrollen - Statistikfans und Sammler können im Anschluß noch nach Herzenslust alles sammeln und erreichen was zu erreichen ist. Insgesamt also ein solides Spiel das auch Spaß macht, dennoch wurde leider, insbesondere durch die Schließung des Entwicklerstudios, Potential verschenkt um aus dem Spiel ein echtes Highlight zu machen.

Besonders gut finde ich ...
  • Cooles Setting mit ...
  • passendem & überzeugenden Grafikstil
  • Stimmige Musikuntermalung
  • Good old Nazistory ;-)
  • Offene Welt
  • Spielzeit (20-25 Stunden)
Nicht so optimal ...
  • Häufige Ladebildschirme
  • ATI-GFX-Debakel (PC)
  • Speichersystem (teilweise)
  • Bedienkomfort (Map)

Darius hat The Saboteur auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

The Saboteur - Boxart
  •  
  • Entwickler:Pandemic Studios
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:03.12.2009

Kommentare & Likes

Folgenden Usern gefällt der Beitrag: Hardcora ... und einem Gast.
  • Sambahase
    #1 | 4. Januar 2010 um 02:16 Uhr
    Gute Review aber du hast einiges vergessen! das spiel mehr spaß wenn man die uncut version aus österreich oder england hat! dort hat man alle hakenkreuze und sssymbole autentisch dargestellt und muss sich nicht mit einer verschnittenenn packung vergnücken!!!!!
  • DarkRaziel
    #2 | 4. Januar 2010 um 09:19 Uhr
    Aber soviel wurde nicht geschnitten, denn außer den Symbolen und einige Tonaufnahmen ist alles wie in er Europäischen Version auch. Sprich der Gewaltgrad ist gleich.

    Hier der Schnittbericht:[schnittberichte.com]


    Zum Review selber muss ich sagen gut   
    Aber ich warte bis das Spiel günstiger ist denn es kommen viele andere Games in der nächsten Zeit und Stroh zu Gold spinnen kann ich nicht.

    Und wenn man die Bilder so anschaut muss man sagen der Junge ist Ketternraucher.
  • Darius
    #3 | 4. Januar 2010 um 21:36 Uhr

    DarkRaziel: Stroh zu Gold spinnen kann ich nicht Und wenn man die Bilder so anschaut muss man sagen der Junge ist Ketternraucher


    Wie? Nicht? Dann sollten wir demnächst mal unser Tutorial reinstellen      

    Er raucht eigentlich nur, wenn man eine gewisse Zeit untätig rumsteht - alternativ holt er auch seinen Flachmann raus   
  • Philipp
    #4 | 4. Januar 2010 um 21:45 Uhr
    ... wofür es dann aber schon wieder einen Eintrag in die Statistiken gibt!   

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