Sonic & Sega All Stars Racing - Review

Mario Kart ist nicht nur ein Spielspaßgarant, sondern auch ein Verkausschlager - klar, dass das erfolgreiche Spielprinzip in zahlreichen anderen Spielen kopiert wird! Bisher konnte aber keines wirklich mit der Qualität des Nintendo-Vorbilds mithalten. Bisher. Denn Sega schickt mit Sonic & Sega Allstars Racing seine gesamte Rennfahrertruppe auf die Piste und schafft es dabei tatsächlich, bis auf kürzeste Distanz an den Klempner heranzukommen. Aber wie gut ist Sonic Racing wirklich? Reicht es für den ganz großen Hit oder nur für eine solide Alternative?


Das Genre, die Konkurrenz, die Klone!



Mario Kart ist auch nach Jahren immer noch der Funracer schlechthin und verkauft sich auch prächtig - da ist es ja kein Wunder, dass auch andere Publisher ein Stück vom Millionenkuchen abhaben wollen. Das Konzept ist ja auch denkbar einfach: schnapp dir ein paar bekannte Videospielfiguren, setz sie ans Steuer von gut ausbalancierten Fahrzeugen, schick sie auf eine optisch ansprechende Strecke und lege ihnen Gegenstände und Hindernisse in den Weg. Dann schraub noch einen Grand Prix oder mehrere Pokale zusammen, einen lokalen Splitscreen-Multiplayer, einen Onlinemodus und untermale das Ganze mit Ohrwurm-Melodien - und fertig ist die familienfreundliche Itemschlacht, in der sich die Spieler gegenseitig auf die Mütze geben und versuchen, einander den Sieg wegzuschnappen! Genau das wird sich Sega auch gedacht haben und beauftragte Sumo Digital damit, Sonic & Sega Allstars Racing zu entwickeln, ein Funracer, der es mit der Nintendo-Konkurrenz aufnehmen soll. Die guten Voraussetzungen sind ja da, schließlich kann Sega genau wie Nintendo auf ein breit gefächertes Fahrer-Repertoire zurückgreifen, in dem sich auch einige berühmte Videospielstars wie Sonic, Amigo oder Ryo Hazuki tummeln. Und nicht nur das: auch die verschiedenen Strecken können Klassikern wie Sonic the Hedgehog, Super Monkey Ball, Billy Hatcher and the Giant Egg oder Curien Mansion nachempfunden werden. Was diesen Bereich angeht, kann die Sega-Prominenz also durchaus punkten - oder?


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Fahrer, Fahrzeuge und Balancing...



Ja, das kann sie! Mit über 20 Figuren aus der Sega-Geschichte ist das Fahrerfeld sehr gut abgedeckt und den Großteil sollte man sowieso kennen. Neben den "klassischen" Charakteren wie Sonic, Tails, Knuckles, Dr. Eggman, Billy Hatcher, Amigo, AiAi, Amy oder Shadow sind im Spiel aber noch zahlreiche Bonus-Figuren enthalten, von denen man einige im Store einkaufen muss. Dazu gehören unter anderem Ryo Hazuki aus Shenmue, Beat aus Jet Set Radio, Zobio und Zobiko aus Curien Mansion, Ulala aus Space Channel 5, die Chuchus aus Chuchu Rocket und sogar Jacky Bryant und Akira Yuki aus Virtua Fighter, die sich in eine schicke, rote Rennkarosse quetschen. Es ist zwar etwas schade, dass man alle Fahrer von Beginn an im Store betrachten kann und somit keine Überraschungen wie in Super Smash Bros. Brawl erwarten sollte, aber dafür kann das breit gefächerte Fahrerfeld weitestgehend überzeugen. Anders sieht es dagegen bei den verschiedenen Fahrzeugen aus. Jeder Fahrer hat sein eigenes, spezielles Vehikel: AiAi sein Bananamobil, Shadow sein Motorrad und Tails sein kleines Flugzeug. Die Fahrzeuge selbst sind vom Design her super auf den jeweiligen Fahrer zugeschnitten - sehr schön. Doof nur, dass ausgerechnet das Balancing nicht ausgereift ist! Dadurch passiert es häufig, dass das eine Fahrzeug einfach besser ist als ein anderes. Blöderweise lässt sich für jeden Fahrer aber nur sein eigenes Transportmittel nutzen, sodass man diesen Kritikpunkt leider nicht ausmerzen kann.


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Kreuz und quer durch die Sega-Geschichte



Dagegen sind die über 20 Strecken optisch wie spielerisch sehr gut gelungen. Mal rast man über die Affeninsel aus Super Monkey Ball, dann durch riesige Loopings (das Spiel dürfte klar sein), ein anderes Mal geht es durch gruselige Spukhallen, in denen Zombies herumlaufen, oder entlang einer wilden, von Sambamusik begleiteten Achterbahn - jedes halbwegs bekannte Sega-Franchise hat mindestens eine Strecke spendiert bekommen. Leider stellt man jedoch bald fest, dass ein wenig mehr optische Abwechslung schön gewesen wäre, denn die 24 Strecken basieren auf gerade einmal sechs verschiedenen Spieleserien, nämlich Sonic the Hedgehog, Billy Hatcher, Super Monkey Ball, Curien Mansion, Jet Set Radio und Samba de Amigo. Zwar unterscheiden sich die einzelnen Strecken einer Franchise immer noch deutlich - man schaue sich erst das Sonic-Casino und dann die Sonic-Wallagune an -, aber letztlich wäre hier doch etwas mehr drin gewesen. Es muss ja nicht gleich MadWorld sein, aber ein paar andere Szenarien hätten mit Sicherheit nicht geschadet, zumal Sega sicher noch ein paar andere Franchises besitzt. Spielerisch dagegen überzeugen die Pisten meistens auf ganzer Linie, es gibt allerdings weniger Abkürzungen als in Mario Kart. Ein ganz besonderes Highlight ist aber das optische Design der Strecken, die im Hintergrund vollgestopft sind mit tollen Effekten, knallbunten Farben und jeder Menge ansehnlicher Animationen - doof nur, dass das gelegentlich zu Slowdowns führt.




Leicht zu lernen, schwer zu meistern?



Hinsichtlich des Gameplays gibt es eigentlich sehr wenige Unterschiede zu Mario Kart: man fährt die Strecke entlang, sammelt fleißig Items ein und setzt diese zu seinem eigenen Vorteil ein - sei es, indem man den sieben Gegern Bomben an den Kopf wirft oder einen Schutzschild aktiviert. Allerdings geht es in Sonic Racing sehr viel rasanter zu als bei der Nintendo-Konkurrenz, was durch das hervorragende Geschwindigkeitsgefühl noch verstärkt wird. Eine weitere Stärke des Gameplays ist die tolle Driftmechanik, die nach kurzer Eingewöhnung mehr als prima funktioniert. Anschließend driftet man mit Spitzengeschwindigkeit durch jede noch so enge Kurve und wird danach mit einem kleinen Turboschub belohnt. Das macht auf den sehr kurvenreichen Strecken auch mächtig Laune und spielerisch Sinn. Ähnlich wie in Mario Kart kann man auch hier Stunts nach Luftsprüngen hinlegen, was ebenfalls für einen kurzen Turbo sorgt. Dagegen schneiden die Items nicht besonders gut ab, die teilweise einfach deplatziert und einfallslos wirken und auch nicht besonders abwechslungsreich sind. Aber größter Kritikpunkt ist auch hier wieder das Balancing: wenn ich als Erster eine Bombe bekomme, die man nur nach vorne werfen kann, frage ich nicht ohne Grund, was sich Sumo Digital dabei gedacht hat. Grundsätzlich bekommt man als Erster eigentlich alles, was die anderen auch bekommen - mal vom Allstar-Move abgesehen, der ohnehin nicht besonders heraussticht. Das ist schade, weil man dadurch das Balancing etwas vernichtet. Der eben genannte Allstar-Move ist ein besonderer Gegenstand, der auf jeden Fahrer speziell zugeschnitten ist: Amy schwingt zum Beispiel einen Hammer, Sonic wird zu Super Sonic und Billy Hatcher rollt auf seinem Giant Egg die restlichen Fahrer platt. Allerdings sticht der Allstar-Move aus den restlichen Items nicht besonders heraus.


Sonic & Sega All Stars Racing


Multiplayerspaß oder nicht?



Als Einzelspieler hat man erstaunlich viel zu tun in Sonic Racing: sechs Cups auf drei Schwierigkeitsgraden, von denen der höchste wirklich verdammt schwer ist, über 60 verschiedene Missionen und dann kann man sich auch noch auf die hart umkämpften Online-Pisten wagen! Der Onlinemodus läuft weitestgehend lagfrei und superflüssig und sorgt damit auch für viel Langzeitmotivation. Dagegen sieht es beim lokalen Multiplayer ein wenig anders aus, bei dem es immer wieder zu störenden Rucklern kommen kann. Dafür erwarten euch hier diverse Spielmodi wie Zonen-Sichern, Emeralds sammeln, "Der Letzte fliegt" oder auch das ganz normale Rennen, während ihr online ausschließlich normale Rennen fahren könnt. Einen weiteren Vorteil gegenüber Mario Kart hat man außerdem damit verschenkt, dass man nur alleine online antreten kann, während in der Nintendo-Konkurrenz zwei Spieler gleichzeitig an einer Konsole Onlinerennen fahren dürfen - eine der größten Stärken von Mario Kart! Trotzdem macht Sonic Racing vor allem im Multiplayer einen Heidenspaß. Negativ anzumerken ist vielleicht noch, dass das Windschatten-Element schlicht nicht vorhanden ist, was auch wieder dem Balancing schadet. Dass Sonic Racing auch auf lange Zeit motivieren kann, ist auch dem umfangreichen Store zu verdanken, in dem man mit den gewonnenen Preisgeldern neue Fahrer, Strecken und Musikstücke kaufen kann. Und den wichtigsten Punkt zum Abschluss: der unlustige und nervige Kommentator kann abgeschalten werden :)
Tim

Fazit von Tim:

Wenn ihr eine Wii besitzt und einen witzigen und teuflisch unterhaltsamen Funracer mit Langzeitmotivation sucht, dann greift unbedingt zu Mario Kart - wie, ihr habt Mario Kart schon? Oder ihr besitzt gar keine Wii? Dann dürfte Sonic & Sega Allstars Racing das perfekte Spiel für euch sein, denn die kunterbunt gemischte Truppe rund um Sega-Maskottchen Sonic rast bis auf kürzeste Distanz an die Nintendo-Referenz heran! Wenn der blaue Igel in seinem flotten Sportwagen Loopings entlangprescht, AiAi mit seinem Bananamobil die engsten Kurven auf den Super Monkey Ball Pisten meistert, Jacky & Akira mit ihrem roten Flitzer die Pole Position erobern und Dr. Eggman Dutzende Raketen auf Zerstörungstour schickt, dann ist Spielspaß vorprogrammiert - allen voran natürlich im lokalen Splitscreen-Multiplayer für bis zu vier Hobbyfahrer, die sich gegenseitig den Sieg wegschnappen und fiese Items auf die Mütze hauen! Zusammen mit der sehr guten Driftmechanik, den quietschbunten und optisch ansprechenden Kulissen und dem gelungenen Streckendesign ergibt sich damit ein sehr unterhaltsamer Funracer, der seinem Namen alle Ehre macht. Schade ist nur, dass ausgerechnet bei Balancing und Technik Feintuning fehlt: hätte man die Vehikel ein wenig mehr ausgeglichen und dafür gesorgt, dass die Itemverteilung gerechter wäre, wäre hier sogar noch mehr drin gewesen! Auch häufige Slowdowns und herbe Ruckler im Splitscreen können auf Dauer recht lästig werden. So kann ich keine uneingeschränkte Kaufempfehlung abgeben - aber wer eine gute Alternative zu Mario Kart oder einen flotten Funracer auf den anderen Plattformen sucht, bekommt hier eine Spielspaßgarantie geboten, die selbst nach dem Freispielen aller Boni noch im Online-Multiplayer motivieren kann.

Besonders gut finde ich ...
  • großer On- und Offline-Mehrspielerspaß
  • optisch grandios designte Strecken
  • 24 bekannte Fahrer der Sega-Geschichte
  • simple Steuerung, tolle Driftmechanik
  • über 60 verschiedene Missionen
  • Shop mit vielen freischaltbaren Boni
  • Online-Multiplayer weitestgehend lagfrei
  • lokaler Multiplayer mit vielen Spielmodi
  • anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad
  • sehr gutes Geschwindigkeitsgefühl
  • Kommentator abschaltbar (!)
Nicht so optimal ...
  • dreist geklautes Spielkonzept
  • unausgereiftes Balancing
  • häufige und lästige Slowdowns
  • herbe Ruckler im Splitscreen
  • kein Windschatten
  • im Online-Multiplayer nur ein Modus

Tim hat Sonic & Sega All Stars Racing auf der PlayStation 3 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Sega zur Verfügung gestellt.

Sonic & Sega All Stars Racing - Boxart
  •  
  • Entwickler:Sumo Digital
  • Publisher:Sega
  • Genre:Rennspiel
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360, Wii, NDS
  • Release:26.02.2010

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Kommentare & Likes

Folgendem User gefällt der Beitrag: einem Gast.
  • David
    #1 | 8. März 2010 um 23:39 Uhr
    Ist Sonic in nem Kart nicht langsamer als zu Fuß?
    Sieht zwar ganz nett aus, aber ich habe hier alle Mario Karts liegen, das sollte eigentlich genügen.
  • André
    #2 | 12. März 2010 um 13:49 Uhr
    Also ich habs auf der Xbox und muss sagen ich konnte bis jetzt noch keine Ruckler (auch im Splitscreen) oder ähnliches finden.

    In Sonics Fahrerbeschreibung steht, dass Tails ihm die Karre gebastelt hat, damit er ein wenig langsamer ist. " - sonst wäre das Rennen ja nicht besonders fair den anderen Teilnehmern gegenüber."
  • Tim
    #3 | 12. März 2010 um 13:53 Uhr
    Hi André,

    ich hab' nur die PS3-Version gespielt, da gab es auf jeden Fall teilweise extreme Ruckler, wie das an der X360 ausschaut, weiß ich nicht. Der zweite Absatz bezieht sich - denke ich mal - auf das Balancing, aber ich habe ja nicht gesagt, dass Sonic der schnellste ist; sein Wagen ist nur deutlich besser als z.B. AiAis Bananamobil, sieht man ja an den Werten  
  • André
    #4 | 23. März 2010 um 23:50 Uhr
    Hi Tim,

    der zweite Teil, war nicht auf das Balancing bezogen sondern auf meinen "Vorredner" David.

    Das die Karren nicht wirklich ausgeglichen sind (im großen und ganzen) stimmt leider schon.
    So kommen beispielsweise die "Großen Kaliber" wie, Dr. Eggman, Banjo&Kazooie oder Zobio&Zobiko, trotz - laut werten - höchster Endgeschwindigkeit einfach nicht vom Fleck, weil einfach keine Beschleunigung da ist. Und bis man die Endgeschwindigkeit erreicht sind die drei Runden um.

    Trotzdem macht das Spiel Spaß, wenn man einmal jemanden gefunden hat mit dem man zurecht kommt. Shadow - in meinem Fall  
  • Tim
    #5 | 25. März 2010 um 20:55 Uhr
    Shadow? Lahm. Jacky & Akira ftw.   
    Finde ich aber echt schade, dass das Balancing teilweise echt für den Ar*** ist, darum bleibt man lieber bei einem einzelnen Fahrer und hat die Vorteile, anstatt wie in Mario Kart jederzeit wechseln zu können und trotzdem gleichstark zu sein. Trotzdem ein tolles Spiel und im Multiplayer echt klasse!

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