FIFA 11 - Review

Dieses Jahr ist das Fußballduell spannender als je zuvor: sowohl EA Sports als auch Konami veröffentlichten ihren Kandidaten zur Wahl des Meisters am 30. September. Mittlerweile sind sowohl FIFA 11 als auch Pro Evolution Soccer 2011 bei mir eingetroffen und ich habe mich mit beiden ausgiebig beschäftigt. In dieser Review werfe ich hier einen Blick auf FIFA 11 - hat es EA tatsächlich geschafft, den großartigen Vorgänger und das WM-Spiel spielerisch noch zu übertreffen oder sind die Neuerungen und Verbesserungen rein kosmetischer Natur? Der Livebericht aus der Testarena klärt auf.

Lizenzen, Ligen und Spielmodi - das umfangreichste FIFA aller Zeiten



Anstatt mich gleich dem eigentlichen Gameplay zuzuwenden, beginne ich mal mit dem Umfang des neuen FIFAs - und das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen gibt es hier ein paar großartige Verbesserungen bzw. Neuerungen, die man dann gleich zu Beginn besprechen kann. Zum anderen hat sich abgesehen von denen nur relativ wenig getan. Das heißt, ich brauche gar nicht viele Worte über den Karrieremodus verlieren, der immer noch sehr gut unterhält, allerdings an Lebendigkeit und Authenzität vermissen lässt, wenn es um Drucksituationen in Liga oder Pokal geht. Mir fehlen die drängenden Journalisten, die stressigen Auseinandersetzungen mit dem Vorstand und damit ein wenig die Atmosphäre. Trotzdem macht es auch dieses Jahr großen Spaß, als Manager oder neuerdings auch Spieler bzw. Spielertrainer loszulegen. Was ist nun neu am "als Spieler loslegen"? Ganz einfach: man kann auch vom Spieler zum Manager umsteigen. Inhaltlich halten sich die wesentlichen Unterschiede aber dennoch in Grenzen. Gänzlich neu ist dagegen der Be a Pro: Goalkeeper Modus, in dem man anstatt einem Feldspieler den Torwart spielen kann. Die Steuerung funktioniert auch hier sehr ordentlich, die Spannung bei gegnerischen Angriffen ist da und Spaß macht das Ganze auch - insgesamt also eine ebenso interessante wie erfrischende Neuerung. Auch der Onlinemodus wurde um einen spektakulären Modus erweitert, in dem 22 Spieler gleichzeitig loslegen und ein echtes Match spielen, komplett ohne Bots. Macht allerdings nur dann Spaß, wenn das auch jeder ernst nimmt; viele Spieler haben zum Beispiel nicht den Nerv, wirklich auf Teamplay zu achten. Außerdem sind in FIFA 11 natürlich wieder nahezu sämtliche Lizenzen über die beiden Bundesligen bis hin zu internationalen Ligen dabei.


FIFA 11


Offenerer und attraktiverer Fußball



Jedem FIFA-Fan und Kenner der aktuelleren Vorgänger dürfte also wieder einmal klar sein, dass dieses FIFA in Sachen Umfang nur extrem schwer zu schlagen ist. Wer Spaß mit FIFA 11 hat, der wird nicht nur Stunden oder Tage, sondern ganze Wochen und Monate mit dem Spiel verbringen. Das liegt aber nicht am eindrucksvollen Umfang, sondern am hervorragenden Gameplay - denn wir haben es hier glasklar mit dem wohl besten FIFA aller Zeiten zu tun. Im Prinzip dreht EA Sports nur an kleinen Schrauben, aber produziert ein noch packenderes Spielerlebnis mit authentischer Stadion-Atmosphäre und spannendem Gekicke auf dem Rasen. Bevor ich euch etwas über die wirklichen Neuerungen wie das offenere Passsystem oder Personality+ erzähle, will ich euch die vielen kleinen Verfeinerungen nahebringen. Dazu gehört mit Sicherheit die künstliche Intelligenz, die nun noch cleverer agiert - sowohl die Gegner-, als auch die Tormann- und Mitspieler-KI machen einfach einen besseren Eindruck als in FIFA 10. Besonders die Paraden der Torwärte sehen sehr schick aus, sorgen teilweise wirklich für Begeisterung und die wenigen seltsamen Rettungsaktionen aus dem Vorgänger sind passé. Übrigens sind sowohl Defensive als auch Offensive dank der gut mitlaufenden KI-Spieler spannender als bisher und eröffnen mehr Möglichkeiten: Doppelpässe sind zum Beispiel schöne Mittel, eine kompakt stehende Viererkette zu überlisten.

Allerdings ist es nicht jedem Spieler gegönnt, solch zauberhafte Pässe zu spielen - dazu gehört schon ein wenig Übung. Manche Spieler wie zum Beispiel ein Lionel Messi (ein grandioser Fußballer!) beherrschen das aber aus dem Effeff und haben die entsprechende Markierung zugewiesen. Es gibt unter anderem auch "Dribbler" und "Knipser", welche dann die Dribbel- sowie Abschlussfähigkeit erhöhen und ganz eigene Charakteristiken mit sich bringen. Diese zusätzlichen Markierungen sind auch großzügig verteilt, auch ein Ibrahimovic kann als kompletter Stürmer abgestempelt werden, das muss man eben so hinnehmen, auch wenn ich da anderer Meinung bin. Dieses neuartige System nennt sich Personality+ und macht die Spieler noch individueller: man hat also nicht das Gefühl, verschiedene Klone zu spielen, die sich nur minimal unterscheiden. Auch das Passsystem hat eine Überarbeitung erfahren, die sich aber erst nach einiger Einspielzeit wirklich offenbart, aber sorgt doch für ein realistischeres Spielgefühl: der Ball landet nicht einfach immer beim Mitspieler, der Pass muss richtig getimt sein und die Richtung muss ebenfalls passen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, dann gelingt ein ordentlicher Pass - wenn nicht, dann landet der Ball ganz schnell im Nirgendwo. Eine schöne Verbesserung, wenn auch bei weitem nicht so konsequent und innovativ wie in PES 2011.



FIFA 11


Der Realität immer näher



Auch wenn FIFA bisher immer das eher "Unterhaltungsspiel" und PES die Simulation war, nimmt die EA-Serie doch immer weiter Kurs in Richtung Realität. Dieses Jahr spürt man das stärker als je zuvor, was bei der exzellenten Ballphysik beginnt und bei den fantastischen Animationen noch lange nicht aufhört. Abgesehen von den problematischen Flanken überzeugt die Physik nämlich auf ganzer Linie. Apropos Flanken: das Überdrehungsproblem aus FIFA 10 wurde auch in FIFA 11 noch nicht behoben. Insgesamt wirkt das Gekicke jedoch sehr authentisch und sogar realistisch - hier nähert man sich PES also etwas an. Der Spielfluss ist im Gegensatz zu FIFA 10 etwas langsamer, was auch an der sehr guten Verteidiger-KI liegt, die sich nicht ganz so einfach überlisten lässt. Nicht ganz so gut gefallen hat mir jedoch, dass sich die Stürmer den Ball viel zu leicht wegschnappen lassen und selbst bei mehreren Metern Vorsprung schnell den Ball an den Verteidiger verlieren - das geht noch besser. Dafür sehen die Zweikämpfe ebenso wie der Rest des Spiels ganz hervorragend aus, wenn sich Verteidiger und Angreifer gegenseitig bedrängen und wegschubsen, um an die begehrte Kugel zu gelangen. Und auch die Schüsse krachen richtig, wie man sich das vorstellt. Schön: auch hinter den Kopfbällen herrscht endlich die nötige Wucht, die im Vorgänger noch gefehlt hat.

Akustisch und visuell ist auch FIFA 11 wieder ein FIFA, wie es sich gehört: sehr hübsch anzusehen und mit perfekten Sounds untermalt. Während in den Menüs eine ordentliche Musikauswahl hoch- und runterläuft, tobt in einem Match das Publikum mit, wie man es sich vorstellt. Die Fans grölen ihre Fangesänge und erstmals kann man auch eigene Musik hochladen. Einziger, dafür aber wichtiger Kritikpunkt, was die Akustik angeht: die neuen Kommentatoren Buschmann und Breuckmann sind einfach schrecklich. Sowohl der "kranke Pass" als auch die übertriebene Euphorie nach einem Einwurf sind lächerlich. Ganz ehrlich: da haben mir die Vorjahressprecher besser gefallen. Immerhin wird einem somit humorvolle Unterhaltung geboten, die man auch getrost abschalten darf, wenn man seinen Ohren einen Gefallen tun will.

Tim

Fazit von Tim:

Obwohl EA Sports bei ihrer FIFA-Reihe nur an kleinen Schrauben drehen, kommt ein umso größeres Spiel dabei heraus und mit FIFA 11 hat man nun das beste FIFA aller Zeiten hingelegt. Es sind minimale Verfeinerungen, die das Erlebnis noch authentischer, noch realistischer wirken lassen: dazu zählen für mich nicht nur die hervorragenden Zweikampf-Animationen und das dicke Lizenzpaket, sondern vor allem eher kleinere Details wie das offenere Passsystem und Personality+. Auch wenn beide keine auffälligen oder herausstechenden Merkmale des Spiels sind, sie werten den Titel gegenüber dem bereits sehr guten Vorgänger noch weiter auf. Entscheidend ist aber die exzellente Ballphysik, die nun endlich durchgehend realistisch wirkt - die Schüsse krachen richtig und auch bei Kopfbällen ist mächtig Wucht dahinter, wenn man nicht in Rücklage an den Ball kommt. Dazu kommen Be a Pro: Goalkeeper und ein umfangreicher Onlinemodus und das Ergebnis ist ein fast perfektes Fußballspiel. Dass ich dennoch nicht die vollen fünf Sterne zücke, liegt nur daran, dass lediglich an ein paar anderen Aspekten noch gefeilt werden muss: die neuen Kommentatoren finde ich persönlich schlechter wie die vorherigen, der Karrieremodus ist und bleibt steril und neuerdings gibt es leichte Präzisionsprobleme bei Flanken sowie schnelle Ballverluste in der Offensive. Wenn EA Sports bei FIFA 12 diese kleinen Mängel beseitigt, dann bin ich vielleicht auch bereit, von einem perfekten Fußballspiel zu sprechen - denn FIFA 11 ist bereits ganz nah dran!

Schöner, realistischer, unterhaltsamer: FIFA 11 ist die konsequente Weiterentwicklung von FIFA 10 und bringt die Serie auf dem Weg zum perfekten Fußballspiel einen Schritt weiter voran.

Besonders gut finde ich ...
  • exzellente, realistische Ballphysik
  • offeneres, präziseres Passsystem
  • angenehm geschmeidiges Spielgefühl
  • hervorragende Zweikampf-Animationen
  • gigantischer Umfang
  • Online-Modus
  • Be a Pro: Goalkeeper macht Spaß
  • nahezu sämtliche Lizenzen enthalten
  • tolle Musikauswahl in den Menüs
  • durch und durch überzeugende KI
Nicht so optimal ...
  • öde, z.T. lächerliche Kommentare
  • Stürmer verlieren Ball zu schnell
  • problematische Flankenschläge
  • Karrieremodus ein wenig steril
  • Konter werden zu langsam eingeleitet

Tim hat FIFA 11 auf der PlayStation 3 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Electronic Arts zur Verfügung gestellt.

FIFA 11 - Boxart
  •  
  • Entwickler:Electronic Arts
  • Publisher:Electronic Arts
  • Genre:Fußball
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360, Wii, NDS, PSP, PS2
  • Release:30.09.2010

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Kommentare & Likes

Deine Meinung ist gefragt.
  • Fifa12
    #1 | 27. Oktober 2010 um 19:45 Uhr
    Hey,
    Ich persönlich finde Fifa 11 einfach klasse! Die Steuerung ist ganz anders und die Grafik ist wie zu erwarten top! Das einzige, was mich stört ist der Online-Pass. Ist einfach nur schwachsinnig. Hoffentlich wird das bei Fifa 12 nicht so sein.

    mfG
    Corbin
  • Darius
    #2 | 27. Oktober 2010 um 20:25 Uhr

    Fifa12:mfG Corbin


    Warum nennst du dich Fifa12, wenn du Corbin heißt ... ist das so ein "Suchmaschinen-Link-Ding"?   

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