Castlevania: Lords of Shadow - Review

Dieses Jahr steht besonders ein Genre im Vordergrund: das der großen Action-Adventures. Viele von euch werden in den letzten Monaten bereits das bombastische Finale von Kratos' Rachefeldzug mit God of War III genossen haben, andere haben sich in den Newcomern Darksiders: Wrath of War und Dante's Inferno ausgetobt. Und nun schwingt seit Anfang Oktober auch Gabriel Belmont in Castlevania: Lords of Shadow seine Kreuzkette, um die Fürsten der Schatten zu besiegen, seine verstorbene Ehefrau wieder ins Land der Lebenden zurückzuholen und die Spieler zu begeistern - ob das Abenteuer neben einer atemberaubenden Kulisse auch spielerische Tiefe zeigen kann?

Ist das noch Castlevania? ...



Es ist schon seltsam. Da spielt man stunden-, ja tagelang Castlevania: Lords of Shadow und fragt sich nach einem ansehnlichen Finale, was denn das Castlevania im Titel eigentlich zu bedeuten hat. Schließlich ist das hier etwas ganz anderes, als man es von der Serie kennt. Nicht nur, weil es erstmals in HD erstrahlt und in 3D gespielt wird, sondern auch, weil es mit den bisherigen Ablegern kaum etwas zu tun hat: wer zum Beispiel die NDS-Ableger (u.a. Dawn of Sorrow) oder den Klassiker Symphony of the Night kennt, der fühlt sich in Lords of Shadow alles andere als heimisch. Ich bin nicht der größte Castlevania-Fan, ich habe längst nicht alle Teile genossen, sondern nur zwei DS-Spiele und außerdem SotN einmal ausprobiert - aber ich weiß mit 100%iger Sicherheit, dass das kein typisches Castlevania ist. Und noch etwas weiß ich: das ist das erste gelungene Castlevania in 3D. Fanservice darf man von Konami und Mercury Steam sowie Hideo Kojima also nicht erwarten, weder was Story noch Gameplay noch Spieldesign angeht - Lords of Shadow orientiert sich nämlich weniger an den alten Teilen als an God of War III und anderen Genre-Vertretern. Ob Gabriel Belmont sich wohl bis zum Genre-Thron hochkämpfen kann? Bisher sah es jedenfalls sehr gut aus ...


Castlevania: Lords of Shadow



Ein Ordenskrieger, ein kleines Dorf und unzählige Wölfe



Es regnet in Strömen, das Wasser tropft von den Häuserdächern und der Mond leuchtet hell am Himmel. Es ist Nacht, vielleicht auch Mitternacht, jedenfalls ist es sehr finster, während Gabriel Belmont langsam auf seinem Pferd in das kleine Dorf mitten im düsteren Wald hinein reitet. Gemächlich steigt er ab. Sein Kruzifix fest in der rechten Hand haltend läuft er an den verdutzten Dorfbewohnern vorbei, die mit Mistgabel und Äxten bewaffnet vor einem riesigen Palisadenzaun stehen, dessen massives Tor stark verriegelt ist. Bereits hier ist die dichte Atmosphäre spürbar, man weiß, dass irgendetwas nicht stimmt. Dann ist es soweit: einige kleine Werwölfe klettern über den Zaun und starten den Angriff. Es sind gefräßige und gefährliche Monster, gruselig mit den Zähnen fletschend und alles andere als menschenfreundlich - hier beginnt Castlevania: Lords of Shadow. Jetzt darf ich nicht nur zusehen, sondern endlich das Spiel spielen, auf das ich seit Monaten warte. Das Kampfsystem mutet alles andere als taktisch an, vieles erinnert an klassisches Hack & Slay und in wenigen Minuten sind sämtliche Wölfe abgeschlachtet. Danach wird es etwas anspruchsvoller, als plötzlich ein riesiger Werwolf durch das massive Tor bricht und locker mal einen Dorfbewohner verschlingt. Bevor er sich auch Gabriel schnappen kann, bin ich allerdings an der Reihe und kann das verhindern - schließlich wird das Monster mit einem herumliegenden spitzen Ast gepfählt und vernichtet. Danach geht der kräftige Hüne weiter und lässt das kleine Dorf hinter sich.

Ich kannte diese Spielszenen zwar schon, hatte sie zuvor schon drei Mal komplett gespielt (zweimal auf der gamescom und einmal in der PS3-Demo), aber Spaß hatte ich trotzdem - genau wie auch an der anschließenden Passage, in der Gabriel auf einem edlen weißen, galoppierenden Ross mit schimmernder Mähne durch die Wälder reitet. Dieser Abschnitt ist aber bei weitem nicht so spannend und spielerisch interessant, wie er sich anhört, weil man das Pferd nicht selbst steuern kann, sondern lediglich mit Gabriel die nebenher rennenden Wargs angreift. Wargs, das sind riesige Werwölfe - genau so einen habe ich ja schon vorher besiegt. Man trifft im gesamten Spielverlauf noch häufig auf diesen Gegnertyp sowie verschiedene kleine Wölfe, später kann man auch auf einem Warg reiten, diesen dann aber direkt steuern, was man ja auch aus Konkurrenzprodukten wie Dante's Inferno oder eben God of War III kennt. Außerdem sind die Wargs ein gutes Beispiel für das äußerst stimmige und ansehnliche Artdesign, das sich durch Castlevania: LoS zieht. Hier versprüht auch dieses 3D-Abenteuer den Flair, den man aus den 2D-Ablegern kennt. Man trifft auf Werwölfe, aber auch Vampire und Dämonen, Trolle und andere Fabel- und Horrorwesen: quasi genau das, was ein jedes Castlevania auszeichnet, hier nur komplett in 3D und noch detaillierter.


Das Klettern und Rätseln abseits der Action



Obwohl natürlich die actionreichen Kämpfe im Vordergrund stehen, verbringt man auch viel Zeit mit Kletter- und Rätseleinlagen, die das Gameplay auflockern. Das kennt man so ebenfalls von Kratos & Co. - Castlevania: Lords of Shadow setzt also auch hier keine eigenen Akzente. Diese mag manch einer vermissen, denn wirklich neu macht das Spiel absolut nichts. Mich hat das jedoch eher wenig gestört und das hat einen guten Grund: es macht vielleicht nicht vieles neu, dafür aber vieles besser. Ich hatte zum Beispiel wirklich großen Spaß bei den zahlreichen Kletterpassagen, die normalerweise in solchen Spielen viel zu einfach sind und oft wie automatisch abgespult werden - man denke an dieser Stelle beispielsweise an Assassin's Creed II, dessen Klettereinlagen zwar toll aussahen, spielerisch aber pure Herausforderungsarmut darstellten. Und genau an diesem Punkt setzt Konami richtig an, denn hier ist das Kraxeln bei weitem nicht so einfach wie in anderen Spielen. Ab und zu muss man unter Zeitdruck auf die andere Seite gelangen, ein anderes Mal einfach den richtigen Weg finden und obendrein ist das Ganze spannender, weil man über schier endlos tiefen Abgründen baumelt und sich vielleicht mit seiner Kreuzkette darüber hinwegschwingen muss, während Ezios Akrobatikkünste lediglich auf das Drücken und Halten von R2 und X zum automatischen Klettern beschränkt sind. Gabriel dagegen kann sich sogar an seiner Kette abseilen und sich anschließend in mehreren Schritten von der Wand abstoßen, um dann auf die weiter entfernt gelegene Plattform zu springen. Ja, das gefällt mir - viel besser als in anderen Spielen, aber dennoch immer noch lange nicht perfekt.

Ein anderer Punkt, der Castlevania: Lords of Shadow auszeichnet und von anderen Titeln abhebt, sind die Rätsel. Ich muss zugeben, dass ich selbst überrascht war, wie viele und vor allem wie knifflige Kopfnüsse die Entwickler hier eingebaut haben. Normalerweise werden Puzzles nur in unregelmäßigen Abständen eingesetzt, um das Gameplay aufzulockern und für ein wenig Ruhe zu sorgen, aber hier sind sie weniger nebensächliche Ablenkungen, sondern ein elementarer Baustein des Spiels. Ich erinnere mich hier vor allem an eine Art Schachspiel und eine Musikbox - das waren echt harte Nüsse, die man erst einmal knacken muss. Wer jedoch keine Lust, Zeit oder Motivation hat, über das Rätsel nachzudenken oder einfach nicht auf die Lösung kommt, der kann sich diese sogar optional anzeigen lassen - dafür werden die Belohnungs-Erfahrungspunkte aber gestrichen. Zu finden ist die Lösung in einer Schriftrolle, die man einem verstorbenen, irgendwo am Wegrand herumliegenden Ordensritter entnehmen kann. Man trifft im Spiel sehr häufig auf Leichen von vorgegangenen Genossen, die immer irgendetwas nützliches bereithalten, seien es mysteriöse Geschichten, Erfahrungspunkte, Licht- und Schattensteine oder hilfreiche Tipps. Das ist eine gute Idee und regt auch dazu an, die Umgebung abzusuchen - doch hier offenbaren sich große Probleme.



Castlevania: Lords of Shadow


Statik statt Dynamik: Postkartenmotive zum Weinen ...



Denn das, was Konami hier auf den Bildschirm zaubert, ist atemberaubend: solch wunderschöne, detailliert gezeichnete Kulissen bekommt man in kaum einem anderen Spiel geboten! Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Castlevania fast an die Grafik-Referenz Uncharted 2 herankommt - dort wird man genauso fasziniert wie von diesem malerischen Kunstwerk. Aber wo ist jetzt das große Problem? Das Problem ist nicht die zauberhafte Grafik. Es ist vielmehr die feste Kamera. Ich liebe Castlevania für diese fantastischen Panoramen und Motive, die es mir serviert, und ich hasse es für seine unbewegliche Kamera. Selten bekomme ich so wunderbare Kulissen zu sehen und dann darf ich sie mir nicht einmal genauer anschauen. Egal, wo man hingeht, egal, aus welcher Perspektive, aus welchem Winkel, aus welchem hintersten Eck des Levels, ich darf und kann die Kamera nicht drehen, obwohl ich das hier lieber tun würde als in jedem anderen Spiel. Ich bin begeistert, fasziniert, schier geblendet von dieser Pracht und werde doch beim Zuschauen und Genießen gehindert. Wie gern würde ich mir rechts diesen angedeuteten Wasserfall ansehen, aus dem das in der Sonne funkelnde Wasser bis zu mir auf der anderen Seite herübersprizt. Wie gern würde ich diese beeindruckende Architektur des gigantischen Tempels vor mir näher betrachten. Leider macht es sich Konami hier so leicht und enttäuscht jeden Spieler mit einer statischen Kamera, die den Blick auf die bezaubernde Umgebung verwehrt.

So wird man alleine gelassen vor einer Wand aus prächtigen Pastellfarben anstatt in einem Raum, in einer richtigen, lebendigen Umgebung, zu stehen. Dazu kommt, dass die Spielabschnitte bis auf sehr wenige Ausnahmen extrem linear sind - Erkundung ist also nur selten möglich. Das hat mich jedoch im Vergleich zum schmerzhaften Verzicht auf freies Umsehen so gut wie gar nicht gestört und ist auch allgemein gesehen weniger von Bedeutung, schließlich kennt man das von der Konkurrenz und ist es also gewöhnt. Nicht ganz so gut gefallen hat mir aber, dass man gelegentlich in bereits abgeschlossene Gebiete zurückkehren muss, um sich mit neuer Ausrüstung zuvor unzugängliche Wege frei zu machen und Waffen-Upgrades oder ähnliches einzusammeln. Den Sprint lernt man zum Beispiel erst nach ein paar Stunden, wenn man die entsprechenden Stiefel sein Eigen nennen darf, und auch die Stachelkette mit spitzen Zacken bekommt man erst später - mit der kann man dann schwere Objekte wegreißen oder verschieben. Insgesamt gibt es eine Handvoll nützlicher Aufrüstungen, die aber auch nichts besonderes darstellen. Erst mit der Licht- und Schattenmagie kommt ein sehr interessanter neuer Aspekt ins Spiel - der vor allem für das Kampfsystem eine wichtige Rolle spielt.


Castlevania: Lords of Shadow


Anspruchsvoll, schnell, taktisch und ansehnlich - das Kampfsystem



Nun wird es Zeit, dass ich mich dem wohl wichtigsten Bestandteil des Spiels zuwende und euch mehr über das Kampfsystem und die Kämpfe selbst erzähle. Wer God of War und Konsorten kennt, für den wird auch Castlevania zunächst nichts neues oder außergewöhnliches sein. Das hat auch seine Gründe: LoS entfaltet sein volles Potential im Kampfsystem nämlich erst nach ein paar Stunden. Der Einstieg ist noch recht simpel, die ersten paar Kämpfe beschränkt sich Gabriel noch auf normale und starke Angriffe sowie Ausweichen, Blocken und Kontern - viele Combos kann man anfangs noch nicht ausführen. Aber bereits dieses Schema des Kampfsystems bietet ein Element, welches es alles andere als einfach macht. Und zwar meine ich das aktive Blocken und daraus folgende Kontern. Gabriel blockt nicht automatisch und bei Drücken und Halten von L2 bin ich noch lange nicht unverletzlich, da man sich nur eine kurze Zeit schützen kann und das auch nur vor normalen Angriffen. Die meisten Gegner packen aber gerne auch mal härtere Attacken aus und schlagen so mächtig zu, dass auch ein Block nichts mehr hilft und die Deckung durchbrochen wird. Kontern funktioniert auch nur, wenn man mit perfektem Timing blockt und direkt danach einen Angriff startet. Das ist nicht gerade einfach und erfordert sowohl Fingerspitzengefühl als auch Übung - hat man es allerdings drauf, dann werden die Kämpfe noch spannender als sie es so schon sind.

Im Kern erfindet auch Castlevania das Rad wie gesagt natürlich nicht neu, aber ein bestimmtes Element macht die Kämpfe angenehm taktisch und noch anspruchsvoller - die Licht- und Schattenmagie. Besiegte Feinde lassen neutrale Energieorbs fallen, die man auf Knopfdruck einsaugen kann, was schon einen Bruchteil von einer Sekunde dauern kann und selbst das kann in hitzigen Gefechten schnell tödlich enden. Nehme ich jetzt schnell die Energie auf oder schütze ich mich lieber gleich vor dem gegnerischen Angriff? Und damit noch lange nicht genug, denn die Magie selbst ist eine fantastische Idee: aktiviert man die Lichtmagie, regeneriert sich Gabriels Gesundheit bei jedem erfolgreichen Treffer - dafür verbraucht die Nutzung aber Energie aus dem Lichtmagiebehälter und die Gegner lassen keine Orbs mehr fallen. Das gleiche gilt für die Schattenmagie, die dafür aber den angerichteten Schaden um ein vielfaches erhöht. Das interessante daran ist, dass man sparsam mit seiner Magie umgehen muss, sie sich gut aufteilen sollte und so gut es geht alle Orbs einsammeln - denn heilen kann sich Gabriel sonst nirgends. Nur selten trifft man auf einen Heilungsquell, einen Jungbrunnen, oder einen Orbspender. Die Magie muss man sich selbst hart erkämpfen und dementsprechend viel ist sie einem auch wert. Das hat mich persönlich ein wenig an Demon's Souls erinnert, schon da hat mich das taktische Kampfsystem und der hohe Anspruch begeistert und das gleiche gilt auch für Castlevania: Lords of Shadow.

Während man zu Beginn nur sehr wenige Combos zur Auswahl hat, hat man später fast schon zu viele - mit eingesammelten Erfahrungspunkten kann man sich neue Attacken kaufen, von denen es eine gigantische Auswahl gibt, die schier nicht zu enden scheint. Von Kreissägen, Bodenfräsen, Guillotinen und wie die ganzen Angriffe heißen, gibt es zudem noch verschiedene Upgrades - man kann also auch die erlernten Fähigkeiten selbst aufwerten. Unterschieden werden damit Angriffe in der Luft und auf dem Boden, wobei beide ihre Vor- und Nachteile haben. Noch tiefgründiger wird das Kampfsystem, sobald es um den Gebrauch der Zweitwaffen geht. Man kann auswählen zwischen Wurfdolchen, hilfreichen Feen, die die Gegner verwirren, und ein paar Kristallen, die besondere Fähigkeiten haben. Von allen hat man nur eine begrenzte Anzahl zur Auswahl und ist damit gezwungen, auf der einen Seite sparsam damit umzugehen und auf der anderen Seite fleißig neue zu sammeln. Wer es sich gegen die kleineren Gegner einfacher machen will, was mir persönlich nicht ganz so gefallen hat, der kann auf ein paar Finishing-Moves zurückgreifen, Feinde greifen und zu Boden schmettern. Allerdings ist die Vielfalt hier begrenzt und die Finisher wiederholen sich ständig. Wenn man jedoch mächtige Bossgegner erledigt, dann wird es etwas anspruchsvoller - aber auch hier verzichtet Konami nicht ganz auf die nervigen Quick-Time-Events.


Turmhohe Titanen, Fürste der Schatten und zahlreiche Zwischengegner



Habt ihr Shadow of the Colossus gespielt? Wenn ja, dann werdet ihr die riesigen Titanen vielleicht nicht ganz so aufregend finden. Habt ihr es jedoch nicht gespielt, so wie es auch bei mir der Fall ist, dann werdet ihr begeistert sein von den gigantischen Monstern und den Kämpfen gegen sie. Für mich sind die Bosskämpfe ein ganz großes Highlight dieses Castlevania: Lords of Shadow - die Titanen sind wirklich hunderte Meter hoch und der Kampf scheint zu einem Duell zwischen David und Goliath zu werden. Während Gabriel mit seinen gefühlten 2,50m im Vergleich zu den kleinen Lykanern noch groß aussieht, wirkt er in den Titanenkämpfen wie ein klitzekleiner Floh. Aber nicht nur optisch, sondern auch spielerisch sind die Bosskämpfe großes Kino: man muss wie in Shadow of the Colossus langsam den Titanen erklimmen und ihn dann an den verletztlichsten Stellen treffen, darf aber nicht abgeschüttelt werden. Obwohl das Prinzip bei jedem der Titanen dasselbe ist, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis, einen solchen Giganten niederzuschlagen. Passend dazu ertönt der majestätische Soundtrack, der unheimlich viel Atmosphäre versprüht, mal donnert, mal leise vor sich her klimpert und damit auch eine große Vielfalt mit sich bringt - stets aber sehr stimmungsvoll. Gabriel muss auch gegen die titelgebenden Schattenfürsten sowie zahlreiche kleine Zwischengegner antreten, deren Erklärung würde diese Review aber sprengen.




Ein Spätstarter erster Güte - die Geschichte


Zum krönenden Abschluss dieser ellenlangen Review möchte ich euch ein paar Details zur Story nicht vorenthalten. Wie ihr wisst, spielt man Gabriel Belmont - ein Ordensritter, der seine ermordete Frau wieder zurück ins Leben holen will, indem er eine mysteriöse Maske erlangt, deren Fragmente jedoch den drei Schattenfürsten gehören, und außerdem die Welt vor bösartigen Monstern beschützen muss. Zunächst ist die Story alles andere als spannend und wirkt ziemlich unspektakulär: mal wieder muss ein Held die Welt retten, mal wieder will er seine Frau zurückholen, mal wieder ist er ein über alle Maßen kräftiger Hüne - doch was anfangs öde anmutet, wird nach ein paar Kapiteln plötzlich verdammt spannend und steigert sich bis zum Ende hin. Gabriel begegnet Leuten und Wesen, die er vorher nicht kannte - kann man ihnen vertrauen? Die Charakterzeichnungen sind gelungen, die englischen Synchronstimmen passen sehr gut und die deutschen Texte sind ebenfalls überzeugend. Ein Lob gebührt auch den Zwischensequenzen, die mit der Zeit immer filmreifer präsentiert werden und wahrlich mitreißen. Obwohl ich am Anfang extrem skeptisch war, haben mich Story und Präsentation nach einer Weile gepackt und nicht mehr losgelassen. Mit 12 Kapiteln, aufgebaut aus etlichen Levels, ist der Umfang außerdem beachtlich groß - ich habe knapp 18 Stunden für den ersten Durchlauf gebraucht und werde sicherlich irgendwann wieder in dieses Castlevania: Lords of Shadow eintauchen ...
Tim

Fazit von Tim:

Ich habe es geschafft. Nach über 15 Stunden. Die mächtigsten Endbosse sind niedergeschlagen, die intelligentesten Rätsel gelöst, die frustrierendsten Kämpfe abgeschlossen. Ich habe ein tolles Finale gesehen und Castlevania: Lords of Shadow damit durchgespielt. Es waren viele, lange Stunden harter Arbeit, denn das Spiel macht es einem alles andere als leicht, selbst wenn man auf dem normalen Schwierigkeitsgrad loslegt: ich erinnere mich an so manchen Boss- und Zwischengegner, für den ich mehr als zehn Versuche gebraucht habe. Viele von euch hätten an dieser Stelle vielleicht den Controller beiseite gelegt und Castlevania nie wieder gestartet, doch dann würde euch eines der packendsten Spiele des Jahres entgehen - der Einstieg ist zwar verhältnismäßig mager und unspektakulär, aber mit der Zeit wird aus der Spannungsflaute ein Adrenalinsturm, plötzlich nehmen sowohl Gameplay als auch Story Fahrt auf und dann werdet ihr mit hineingerissen in ein großartiges Action-Epos, das am Genre-Thron von Kratos und God of War III kratzt - ihn aber knapp verfehlt. Denn letztlich sind es die kleinen Dinge, bei denen Mercury Steam und Hideo Kojima Potential verschenken: warum ist die Kamera unbeweglich fest, wenn die brillanten Bilderbuchkulissen doch so zum Ansehen einladen? Warum sind die Schauplätze, die eigentlich so weitläufig und gigantisch aussehen, durch unsichtbare Wände begrenzt? Doch auch wenn kleinere Mankos den Schritt zur Maximalwertung verhindern: dieses Castlevania ist ein episches, fesselndes und berauschendes Action-Erlebnis mit einem hervorragenden Artdesign. Wenn ihr nach God of War III noch nicht genug habt, schnappt euch unbedingt dieses kleine Spielejuwel und lasst euch vom schwachen Einstieg nicht abschrecken - ihr könntet es später bereuen!

Nur kleine Mankos verhindern größeres, im Kern ist Castlevania aber ein umfangreiches, anspruchsvolles und atmosphärisches Action-Epos vor zauberhafter Kulisse - das jedoch erst nach ein paar Stunden richtig Fahrt aufnimmt.

Besonders gut finde ich ...
  • atemberaubende Kulisse, (fast) auf dem
  • Niveau von Grafik-Referenz Uncharted 2
  • anspruchsvolles Kampfsystem mit Magie,
  • akt. Blocken, Kontern und Zweitwaffen
  • bombastische Bosskämpfe gegen Titanen
  • besseres Klettern als zb. in ACII, ...
  • größtenteils wunderschönes Leveldesign
  • sehr gute Zwischensequenzen & Synchro
  • gelungener, stimmungsvoller Soundtrack
  • üppiger Umfang mit knapp 20h Spielzeit
  • knifflige Rätsel lockern Gameplay auf
  • etliche Aufrüstungen von Attacken
Nicht so optimal ...
  • verhältnismäßig schwacher Einstieg
  • starre Kamera, kein Umsehen möglich
  • viele, recht nervige Quick-Time-Events
  • ab und an auf normal recht schwer
  • zu viele unsichtbare Levelbegrenzungen
  • ... aber immer noch nicht fordernd

Tim hat Castlevania: Lords of Shadow auf der PlayStation 3 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Konami zur Verfügung gestellt.

Castlevania: Lords of Shadow - Boxart
  •  
  • Entwickler:MercurySteam Entertainment
  • Publisher:Konami
  • Genre:Action-Adventure
  • Plattform:PC, PS3, Xbox360
  • Release:07.10.2010
    (PC) 29.08.2013

Kommentare & Likes

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  • Darius
    #1 | 28. Oktober 2010 um 21:28 Uhr
    Hab mich seinerzeit entschieden Enslaved zu erst zu spielen, da mich CLOS zu Beginn nicht so angemacht hat und jetzt bin ich (immer noch) irgendwo im Kapitel 2 und ich hab mich noch immer nicht dazu bewegen können, weiter zu spielen. Hm. Schade, mal schauen ob das noch was wird mit dem Zocken. Hatte mich ansich drauf gefreut.
  • capfu
    #2 | 1. November 2010 um 21:37 Uhr
    ich finde das review sehr gut... ich selbst war auch ziemlich hin und hergerissen zwischen einerseits einem guten generischen action-adventure ... welches für mich persönlich jedoch nicht den schriftzug "Castlevania" verdient. eher Prince of Devil My Bleed  weil soviel abgeschaut wurde.

    technik ist bombe... keine frage.
  • Khezul
    #3 | 7. November 2010 um 13:04 Uhr
    Eieiei - das ist ja ein richtiger Roman geworden...
    Klar, das neue Castlevania ist kein Castlevania und dürfte alteingesessene Fans enttäuschen. Ein schickes, spannendes und spaßiges Actionabenteuer ist es aber allemal.

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