Enslaved - Review
Farbenfrohe Apokalypse - Der Kampf gegen die Maschinen
Fragen zu Enslaved - Odyssey to the West endeten im Team oder im näheren Gamerumfeld meist mit der gleichen Antwort - kaum jemand hatte es auf dem Zettel, selbst kurz vor Release nicht. Das mag sicherlich an den vielen (Hype-)Games liegen, die uns zum Ende des Jahres wieder vermehrt um die Ohren gehauen werden und der daraus resultierenden Budgetplanung. Vielleicht aber auch an der Demo-Version, die eigentlich nicht viel gezeigt hat und auch eher das typische "Mal abwarten" Gefühl hinterließ. Meinereiner hatte das Spiel von Ninja Theory schon recht lange auf dem Radar und auch die Demo konnte mich nicht abschrecken. Dank eines Testmusters von Namco Bandai hab ich mir das Action-Adventure am Wochenende angeschaut und es durchgespielt. Was euch erwartet und mein Fazit zum Spiel gibt es in der folgenden Review.
Ein typischer Montagmorgen
Das erste Kapitel des Spiels dient gleichermaßen als Tutorial und bringt auch die genretypischen und damit schnell in Fleisch und Blut übergehenden Steuerungs- und Kampfmöglichkeiten von Monkey näher. Einfacher Angriff, harter Angriff, Blocken, Ausweichen sowie entsprechende Combos und Extras - alles vorhanden, was man bei einem solchen Titel erwartet. Die ersten Roboter bereiten daher auch keine Probleme und werden kurzerhand aus den Stahllatschen gehauen. Man hüpft ein wenig über Abgründe und klettert an Rohren entlang, um sich den Weg zum vermeintlichen Ausgang des Raumschiffs zu bahnen, während uns ständig ein Alarmsignal auf die Ohren hämmert. Der fliegende Stahlkoloss wird abstürzen, soviel ist klar. Die Frage ist natürlich, ob mit oder ohne uns. Haben wir nach einigen Hüpf- und Kampfeinlagen endlich die letzte Rettungskapsel erreicht, erblicken wir die Frau vom Anfang wieder. Natürlich lässt sie uns nicht rein und Monkey klammert sich daher einfach an der Außenhülle fest ...
Auf der Erdoberfläche aufgeschlagen stellt Monkey fest, dass ihm Trip (der volle Name ist länger, nur habe ich den leider wieder vergessen) ein Sklavenstirnband verpasst hat, mit dem sie ihn unter Kontrolle hat. Stirbt sie, stirbt er. Man hat keine Wahl, es gilt mit der kleinen Rothaarigen in ihr Heimatdorf zurückzukehren, um anschließend von dem lästigen Stirnband befreit zu werden. Das ist der Plan. Was zunächst als eine unfreiwillige Zweckgemeinschaft beginnt, soll sich im späteren Verlauf des Spiels als ein effektives und harmonisches Duo entpuppen. Denn während Monkey mit seinen Muskeln und einem Kampfstab eher der Mann fürs Grobe ist, hat Trip mit ihren technischen Fertigkeiten die ergänzenden Fähigkeiten für ein perfektes Team.
Apokalypse in bunt
Das Umgebungsdesign von Enslaved ist erfrischend anders und passt so gar nicht in die sonst üblicherweise grau-braun gestalteten Videospielvertreter in postapokalyptischen Szenarien. Um uns herum ist alles farbenfroh, bunt und regelrecht lebendig. Obwohl die Gebäude und Brücken am Schauplatz New York zerstört und zerfallen sind, hat sich die Natur ihren Weg durch die Trümmerlandschaft gebahnt und überwuchert somit alles mit einem grünen Teppich - der strahlend blaue Himmel trägt ebenfalls zur harmonisch wirkenden, aber trügerischen Idylle bei. Denn uns wird recht schnell klar, dass Maschinen die Erde übernommen und die Menschheit nahezu ausgerottet haben. Zeitweise erinnern die Biester sowie die Hintergrundstory stark an die fiesen Metallmonster aus dem Film "9" von Tim Burton, den ich an dieser Stelle auch mal kurz erwähnen und empfehlen darf.
Die Roboter sind somit eure Gegner im Spiel und treten in verschiedenen Varianten auf, auch wenn keine großartige Gegnervielfalt geboten wird. Neben dem üblichen Fußvolk dürfen natürlich auch Bossgegner nicht fehlen, bei denen Monkey schon etwas trickreicher ans Werk gehen muss, jedoch werden euch in den 14 Kapiteln des Spiels keine großartigen Herausforderungen oder Inszenierungen im Stil von God of War III erwarten, wenn man mal vom wirklich gut gemachten Endkampf absieht. Monkeys oben angesprochene Palette an Kampftechniken ist überschaubar und somit dürfte es nicht weiter verwundern, wenn ihr stets die gleichen Moves & Combos verwenden werdet. In der gesamten Welt und nach Erlegen von Maschinen sammelt ihr zudem sogenannte Techorbs ein, die ihr bei Trip gegen verschiedene Power-Ups eurer Fertigkeiten eintauschen könnt. Mehr Gesundheit, einen stärkeren Schild, mehr Durchschlagskraft für eure Plasmageschosse, schnellere Gesundheitsregeneration und diverse andere Upgrades stehen hier zur Auswahl und wirken sich auch äußerst positiv aus, daher solltet ihr auch hier und da kleine Umwege und Extra-Erkundungstouren auf euch nehmen, um die Techorbs einzusammeln. Neben den Techorbs gibt es noch Munition (Plasma und Stun) sowie Gesundheitskits und Ampullen als Sammelobjekte.
Ähnlich wie in Resident Evil 5 könnt ihr auch bei Enslaved gewisse Kommandos an eure Partnerin dirigieren - wer war nochmal gleich der Sklave? So kann Trip mit einem Ablenkungsmanöver kurzzeitig die Aufmerksamkeit und somit auch das Feuer auf sich lenken oder diverse Schalter betätigen, wenn ihr das wollt. Im wesentlichen wird sie jedoch die Umgebung mit Hilfe einer mechanischen Libelle scannen und sich durch die Konsolen der Maschinen hacken, damit ihr an euer Ziel gelangt. Im Grunde bietet Enslaved also kaum etwas, was man nicht bereits aus anderen Spielen kennt, insbesondere die Hüpf- und Klettereinlagen entpuppen sich leider nur als müdes Beiwerk, da es hierbei keinerlei Anspruch gibt - alles läuft wie auf Schienen, ein Abstürzen ist nicht möglich. Nicht nur beim Klettern, sondern auch in der gesamten Spielwelt so extrem, dass Monkey auch nur an bestimmten Stellen klettern und hüpfen kann. Wirklich cool hingegen ist sein "Cloud"-Hoverboard mit dem man in einigen Gebieten durch die Gegend flitzen kann und auch größere Hindernisse überwindet oder sich eine wilde Verfolgungsjagd mit einem Rhino liefert.
Besser als solide
Fasst man die oben genannten Punkte zusammen und packt noch die gute Steuerung sowie die stimmige Musikuntermalung auf die Habenseite, mischt das Ganze mit dem moderaten Schwierigkeitsgrad und einer Spielzeit von rund 10-15 Stunden - dann erhält man an sich schon ein solides Spiel. Dennoch schafft Enslaved durch seine Story und das schön inszenierte Zusammenspiel der sympathischen Protagonisten Monkey und Trip mehr und wird somit auch nicht als "Durchschnittsgame" abgestempelt. Mir hat es bereits von Anfang an mehr Spaß gemacht als Castlevania: Lords of Shadow und blieb daher zwei Tage im Laufwerk, bis der Abspann über den Monitor lief. Bis dahin braucht es, wie gesagt, rund 10-15 Stunden, je nach Spielweise und Erkundungsdrang, und insbesondere der klasse inszenierte Endkampf im 14. Kapitel kann sich auch mal etwas länger hinziehen. Es ist kein Uncharted 2 und auch kein God of War III, aber es macht auf jeden Fall Spaß. Action-Adventure-Fans, die auf einen CO-OP und Multiplayer-Modus verzichten können, sollten hier auf jeden Fall zugreifen, bei UK-Preisen von 25-30 Euro sowieso.
Fazit von Darius:
Ninja Theory liefert mit Enslaved - Odyssey to the West ein spannendes und packendes Action-Adventure ab, das zwar nicht mit innovativen Gameplayelementen, dafür aber mit einer interessanten Story und deren Inszenierung punktet. Monkey und Trip sind einem von Anfang an sympathisch und ihre Reise fesselt einen regelrecht an den Controller. Die Entwickler aus England beweisen zudem, dass Spiele in einem postapokalyptischen Szenario auch mal farbenfroh sein dürfen. Technisch läuft dank der Unreal 3 Engine und einer einfach zu handhabenden Steuerung alles glatt, auch wenn auf der PS3 das Tearing etwas negativ ins Auge sticht. Action-Adventure-Fans, die über fehlende CO-OP und Multiplayermodi hinwegsehen können und sich auch an dem durchweg doch recht moderaten Schwierigkeitsgrad nicht stören, sollten zugreifen.
- Apokalypse mal anders
- sympathisches Protagonisten-Duo
- solide Gameplayfeatures
- interessante Story und Inszenierung
- stimmige, unaufdringliche Musikuntermalung
- cooler Endkampf
- Monkeys "Cloud"-Hoverboard
- 10-15 Stunden Spielspaß
- anspruchslose Kletter
- und Hüpfeinlagen
- geringe Gegnervielfalt
- Kamera-Perspektive bei Kämpfen teils unvorteilhaft
Darius hat Enslaved auf der Xbox 360 gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von NamcoBandai Games zur Verfügung gestellt.
Fazit von Tim:
- fesselnde Story, emotional inszeniert
- unheimlich sympathische Charaktere
- bunte, bezaubernde Grafikpracht ...
- gute Kletterpassagen, solide Kämpfe
- wenige, aber meist sehr coole Rätsel
- aufregende Bossfights mit Cloud
- stimmiges Artdesign & schöne Musik
- spielerisch größtenteils zu anspruchslos
- Kamera macht gelegentlich Zicken
- ... mit einigen nervigen Rucklern
- zu wenig Variation im Gegnerdesign
Tim hat Enslaved auf der PlayStation 3 gespielt.
#1 | 15. Oktober 2010 um 17:02 Uhr
lasse ich das Game erstmal Links liegen und spiele andere Games erstmal und bis dahin gibt es das Game auch schon günstiger.
#2 | 15. Oktober 2010 um 17:09 Uhr
#3 | 15. Oktober 2010 um 17:28 Uhr
Manni: Kith, gebe Dir Recht, is nen super Spiel und hat viel Spaß gemacht - musst aber noch ein bissl zocken gell gerade mal über 500 GS - ts ts ts
Hehe, nach dem ersten Durchspielen halt. Bin auch nicht so der Achievement/GS-Jäger, wie man an diversen anderen Games auch sieht *hust*
#4 | 17. Oktober 2010 um 19:25 Uhr
#5 | 18. Oktober 2010 um 17:26 Uhr
#6 | 16. Januar 2011 um 00:22 Uhr
#7 | 18. Januar 2011 um 09:40 Uhr
Phaz: Für'n zwanni nehm ich's mit.
Soviel kostet das auch hier und da gar nicht mehr. Auf jeden Fall eines der Spiele, die man wohl abseits des Mainstreamhypes mal spielen sollte. Die Kollegen Caro und Haschi waren auch begeistert