Talent Not Included - Review

Erinnert ihr euch noch an Puppeteer für die PlayStation 3? Ich mochte dieses niedliche Jump'n'Run damals sehr gerne, weil ich grundsätzlich schon ein großer Fan des Genres bin und die Präsentation einfach wundervoll war: Wie sich die Vorhänge für jede neue Szene öffneten, der Erzähler die Geschichte aus dem Off kommentierte, das Publikum zu den Geschehnissen raunte und applaudierte - das war etwas einzigartiges! Vor einer Weile habe ich dann mehr oder weniger zufällig Talent Not Included von Frima Games entdeckt, das mich angenehm an Puppeteer erinnerte, dem Konzept aber scheinbar mehr Gameplay entlockte. Es folgt meine Kritik der neuen Theatervorstellung.

Den Vergleich mit Puppeteer legen wir aber gleich wieder beiseite, denn schaut man sich Talent Not Included genauer an, sind die Gemeinsamkeiten nur noch marginal. Zwar nutzen beide ein Theaterszenario für coole Szenenwechsel - hier findet das durch Rollzylinder am Boden statt, die die neuen Kulissen aus dem Hintergrund heranholen -, das war es aber an sich auch schon wieder. Im Gegensatz zu Puppeteer ist Talent Not Included kein großes, zusammenhängendes Abenteuer mit einer eigenen Geschichte, sondern eher eine Art Arcade-Plattformer, in dem man Levels wiederholt, um möglichst hohe Punktzahlen zu erzielen.


Talent Not Included
Die Theaterkulissen sehen wirklich schick aus - die Vorstellung bleibt allerdings sehr oberflächlich.


Keine große Show



Folglich wird auch aus dem Theaterkonzept nur das Nötigste herausgeholt: Es gibt keinen Erzähler aus dem Off, keine Dialoge während den Levels, nicht einmal interessante Figuren oder gar einen nennenswerten Plot. Das Publikum raunt oder applaudiert zwar abhängig von meiner derzeitigen spielerischen Leistung, aber darauf habe ich spätestens ab dem dritten Level schon gar nicht mehr geachtet. Ich finde es zwar ehrlich gesagt schade, dass man nicht mehr aus diesen Möglichkeiten gemacht hat - aber das war augenscheinlich auch gar nicht das Ziel. So bleibt Talent Not Included eben ein kleiner Arcade-Plattformer, und ein solcher kann ja auch ganz unterhaltsam sein.

Und das ist er auch - zumindest jeweils für ein paar Minuten. Das Spiel ist generell in drei Mini-Kampagnen geteilt, in denen man jeweils eine vorgegebene Figur spielt: den Krieger, den Schurken oder den Zauberer. Die drei Charaktere unterscheiden sich dabei auch nur minimal: Der Zauberer kann etwa gleiten und sich teleportieren, der Schurke rollen und der Krieger einen mächtigen Schwertstich austeilen, aber das grundlegende Aktionsrepertoire ist für alle drei identisch, sodass sich die Kampagnen vordergründig nur in ihren Kulissen unterscheiden - der Krieger durchstreift einen Wald, der Schurke eine Wüste und der Zauberer eine Schneelandschaft. Talent Not Included gibt sich dabei sehr oberflächlich, sowohl in den Skills der Figuren als auch der Gestaltung der Levels. Damit geht auch eine gewisse Abwechslungsarmut einher - was angesichts der sowieso kurzen Spielzeit umso tragischer ist.


Talent Not IncludedTalent Not Included
Krieger, Schurke und Zauberer unterscheiden sich für meinen Geschmack nicht stark genug.


Weniger ist nicht immer mehr



Jedes Level dauert um die 3-5 Minuten und ist streng genommen auch nichts eigenständiges, sondern nur eine Zusammenstellung bereits bekannter Elemente. Zu nennen wären etwa eine Handvoll Gegnertypen, rotierende Stachelbalken, Dornenfelder, Sägeblätter, dauerfeuernde Kanonen ... und im Prinzip war's das auch schon fast. Dass Frima es mit diesem minimalen Set geschafft hat, pro Kampagne immerhin zwölf Levels zu basteln, ist durchaus eine Leistung.

Trotzdem kommt es wenig überraschend, dass sich das Spielprinzip unheimlich schnell abnutzt. Zumal Talent Not Included über weite Strecken zu einfach ist: Wer ein bisschen Erfahrung mit Super Meat Boy oder auch einem Donkey Kong Country gesammelt hat, erreicht mehr oder weniger problemlos die Goldmedaillen. Gerade ein Spiel, das sich so minimalistisch gibt wie dieses, müsste sich, wenn schon nicht durch eine Geschichte oder kreative Ideen, zumindest durch spielerische Herausforderung auszeichnen. Das soll nicht bedeuten, dass ich mich mit Talent Not Included gelangweilt habe. Nein, es ist durchaus ganz gut spielbar, zwischendurch ganz spaßig, in seltenen Fällen auch etwas knifflig - aber insgesamt fühlt es sich zu gewöhnlich und belanglos an. Schade auch, dass die drei Kampagnen streng nach Spielfigur getrennt sind und Krieger, Schurke und Zauberer nicht aufeinandertreffen. Dabei hat Trine sehr gut vorgemacht, was mit dynamischem Wechseln der Charaktere alles möglich ist.

Dafür, dass Talent Not Included ein reines PC-Spiel ist, finde ich es auch sehr enttäuschend, dass der kooperative 2-Spieler-Modus komplett offline bleibt. Das hätte ich bei einem Konsolentitel noch halbwegs nachvollziehen können - aber wer spielt denn lokal an einem PC zu zweit? Den Online-Modus hätte man sich nicht sparen dürfen, nicht mehr im Jahre 2016.



Tim

Fazit von Tim:

Talent Not Included ist nett - nett anzuschauen und nett für zwischendurch, und das meine ich nicht im Sinne der kleinen Schwester eines anderen Adjektivs. Es macht zwar kaum etwas wirklich falsch, aber auch kaum etwas wirklich richtig oder außergewöhnlich gut, und das ist letztendlich auch der Grund, warum es mich nicht überzeugen kann. Im Genre der 2D-Plattformer gibt es unzählige bessere oder spannendere Alternativen - Spiele, die mehr riskieren, mehr Inhalt bieten, sich neue Dinge trauen oder die einfach mehr Spaß machen. Ich finde die Präsentation hier sehr schick, die Szenenwechsel mit den Rollzylindern sehen klasse aus, eingängig und kurzweilig ist das Gameplay allemal, aber das alleine ist einfach nicht genug, zumal der Schwierigkeitsgrad rückblickend zu niedrig ausfällt. Schade, dass man aus dem tollen Theaterkonzept nicht mehr herausgeholt hat.

Zu einfach, zu kurz und trotzdem über weite Strecken zu gleichförmig: Talent Not Included bietet abseits seines schönen Stils wenig, um sich im Genre auszuzeichnen.

Besonders gut finde ich ...
  • schöne Präsentation und coole Szenenwechsel
  • intuitives, kurzweiliges Jump'n'Run-Gameplay
Nicht so optimal ...
  • spielerisch auf Dauer zu seicht und gleichförmig
  • nur eine Handvoll an Kulissensets & Leveltypen
  • sehr kurz, nur drei Mini-Kampagnen plus Endboss
  • kein Zusammenspiel zwischen den Charakteren
  • keine größere, zusammenhängende Geschichte
  • Publikum und Theaterkonzept wenig ausgereizt
  • Coop-Multiplayer bleibt ausschließlich offline

Tim hat Talent Not Included auf dem PC gespielt.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Frima Studio zur Verfügung gestellt.

Talent Not Included - Boxart
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  • Entwickler:Frima Studio
  • Publisher:Frima Studio
  • Genre:Arcade-Plattformer
  • Plattform:PC
  • Release:30.08.2016